Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Paket

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dein Vater getan hat!« brüllte er ungestüm los.

      Franzi glaubte, nicht richtig gehört zu haben.

      Hatte ihr Vater gerade wirklich Thomas gemeint?

      Sie wand sich aus dem Arm ihrer Mutter und drehte sich um. Er stand vor ihr, mit hängenden Schultern und schuldbewußtem Gesicht.

      »Geh!« sagte sie. »Ich will dich nie mehr wiedersehen!«

      *

      An diesem Sonntagmorgen mußte Vikar Moser die Heilige Messe lesen. Im Pfarrhaus wurde eine Krisensitzung abgehalten.

      Nach Franzis Aufforderung hatte sich Thomas umgedreht und war zu seinem Wagen gegangen. Sein Kopf war leer, als er nach St. Johann zurückfuhr. Hätte er nur den Schimmer einer Ahnung gehabt, daß Franziska Hirschler mit Nachnamen hieß und die Enkelin des Mannes war, den sein Vater bekämpfte, hätte er ihr niemals seine Liebe gestanden.

      Als Sebastian und Max vom Hof zurückkamen, saß Thomas immer noch in seinem Auto, vor der Kirche, und brütete vor sich hin. Der Bergpfarrer klopfte an die Scheibe, und sie gingen den Kiesweg hinauf.

      Schon als er die beiden vor dem Hirschlerhof aussteigen sah, ahnte der Geistliche, daß die jungen Leute mehr als nur Sympathie für einander empfanden. Indes war ihm Franzis Reaktion nur zu verständlich.

      »Das Madl hängt an seinem Großvater«, erklärte er, als sie in der Küche zusammensaßen.

      Sebastian erzählte erst einmal ausführlich von dem Feuer. Hubert Hirschler hatte berichtet, was geschehen war. Daß Franz Gruber ›nur‹ Strohballen angezündet hatte und nicht gleich das Haus, minderte die Schwere seiner Tat nur unwesentlich.

      »Wenn der Hof abgebrannt wär’, dann hätt’ sich dein Vater für den Rest seines Lebens unglücklich gemacht«, sagte der Bergpfarrer. »Immerhin hat er jetzt schon eine schwere Schuld auf sich geladen. Der Max muß nach ihm fahnden. Brandstiftung ist nun mal kein Kavaliersdelikt!«

      »Dann ist er nun also ein Verbrecher«, resümierte Thomas Gruber verzweifelt.

      »Vielleicht, aber nur vielleicht, findet doch noch alles ein gutes Ende«, bemerkte Sebastian.

      Der junge Bursche sah ihn fragend an. Hoffnung leuchtete in seinen Augen auf.

      »Ich konnte meinen Bruder davon überzeugen, die Angelegenheit mit dem Feuer noch nicht an die zuständigen Kollegen zu übergeben«, fuhr der gute Hirte von St. Johann fort.

      »Weißt du, was du da von mir verlangst?« hatte Max entgeistert gefragt. »Wenn das rauskommt, dann kann ich meine Uniform gleich ausziehen. Das kommt einer Strafvereitelung im Amt gleich. Behinderung von Ermittlungsarbeit!«

      »Ich weiß«, erwiderte Sebastian. »Trotzdem bitt’ ich dich, noch damit zu warten. Wenigstens bis heut’ abend. Wenn wir den Gruber bis dahin net gefunden haben, dann kannst du die Sache weitergeben.«

      Schwer seufzend hatte der Polizist schließlich zugestimmt. Es war ja nicht das erste Mal, daß sein Bruder ihn um so eine Gefälligkeit bat, und immer war es eine richtige Entscheidung gewesen, der Bitte nachzugeben.

      Bisher jedenfalls…

      »Wir werden erst einmal ein wenig schlafen«, sagte Sebastian nun. »Max kommt nachher rüber, und dann besprechen wir alles. Noch am Vormittag machen wir uns auf die Suche nach deinem Vater. Es wird mühsam werden, aber wir haben keine andre Wahl, wenn wir ihn vor dem Gefängnis beschützen wollen.«

      Thomas nickte erleichtert. Aber die Sache mit seinem Vater war nicht das einzige, was er auf dem Herzen hatte.

      »Hat sie…, hat Franzi noch etwas gesagt?« fragte er, wobei seine Stimme ein wenig zitterte.

      Der Bergpfarrer schüttelte den Kopf.

      Nachdem Thomas abgefahren war, hatte sich die Bauerntochter ihrer Mutter weinend an die Brust geworfen. Ihre Eltern verstanden zunächst gar nicht, worum es eigentlich ging. Sie wunderten sich nur im nachhinein, daß ihre Tochter Thomas Gruber offensichtlich kannte und mit ihm nach Hause gekommen war. Die beiden waren sich auf dem Hof doch nie begegnet.

      Sebastian, der den Zusammenhang ahnte, nahm Franzi beiseite.

      »Ihr habt es beide net gewußt, net wahr?« fragte er.

      Sie schüttelte den Kopf. Noch immer rannen ihr Tränen über das hübsche Gesicht. Der Geistliche zog ein Taschentuch hervor und reichte es ihr. Franzi wischte sich damit die Tränen ab.

      »Nie und nimmer hätt’ ich mich mit ihm eingelassen!« schluchzte sie.

      Dann erzählte sie mit stockenden Worten, wie sie und Thomas sich kennengelernt und am Abend auf dem Tanzvergnügen wiedergesehen hatten.

      »Ich hab’ den Thomas herkommen lassen, damit er uns bei der Suche nach seinem Vater hilft«, sagte Pfarrer Trenker. »Glaub’ mir, er ist kein übler Bursche, und wenn die Sache ausgestanden ist, dann muß das net heißen, daß ihr zwei net noch eine Chance hättet.«

      Franzi schüttelte vehement den Kopf.

      »Ich will ihn nie wiedersehen«, wiederholte sie ihre Worte, die sie Thomas an den Kopf geworfen hatte.

      Doch davon sagte der Bergpfarrer dem jungen Gruber nichts, als sie jetzt in der Küche des Pfarrhauses zusammensaßen. Seiner Meinung nach hatte Thomas mit den Untaten seines Vater schon genug am Hals. Da sollte er nicht auch noch so eine niederschmetternde Nachricht verdauen müssen.

      *

      Nach wenigen Stunden Schlaf versammelten sie sich wieder in der Küche. Sophie Tappert hatte ein reichhaltiges Frühstück hergerichtet, und Max langte ordentlich zu. Thomas hingegen hatte weniger Appetit und mußte sich regelrecht zwingen, um etwas zu essen.

      »Wir geh’n zusammen mit dem Vinzent und dem Doktor«, erklärte Sebastian.

      Toni Wiesinger war in der Nacht droben am Hirschlerhof gewesen. Man hatte ihn ebenfalls alarmiert, für den Fall, daß es Verletzte gegeben hätte. Während das Feuer gelöscht wurde, hatte der Geistliche sich überlegt, am nächsten Tag eine große Suche nach Franz Gruber zu starten und den Dorfarzt mit einzubeziehen. Dr. Wiesinger hatte sofort zugesagt. Auch er saß jetzt mit am Tisch.

      »Ich vermute, daß Franz Gruber sich zwischen dem Hirschlerhof und dem Jägersteig aufhält«, fuhr Pfarrer Trenker fort. »Und zwar irgendwo da oben im Bergwald. Ich hab’s mir schon auf der Karte angeschaut und die Jagdhütten angekreuzt, die ich da kenne. Ich könnt’ mir vorstellen, daß er sich in einer versteckt hält. Die meisten werden von den Besitzern net mehr genutzt.«

      »Und was geschieht, wenn wir ihn gefunden haben?« fragte Thomas.

      »Dann müssen wir ihn davon überzeugen, daß es ein Irrsinn ist, was er sich da ausgedacht hat, und ihn überreden, daß er aufhört. Thomas, ich würd’ mir wünschen, daß dein Vater einsieht, daß er auf dem besten Weg ist, zum Täter zu werden, der, wenn man ihn auf andere Weise festnimmt, vor Gericht gestellt werden wird. Damit ist niemandem geholfen.«

      »Hoffen wir, daß er es einsieht«, murmelte der junge Bursche.

      Viel Hoffnung hatte er allerdings nicht. Sein Vater war schon immer ein Dickkopf

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