Reise zum Mittelpunkt der Erde. Jules Verne

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Reise zum Mittelpunkt der Erde - Jules Verne страница 3

Reise zum Mittelpunkt der Erde - Jules Verne Jules Verne bei Null Papier

Скачать книгу

wie der Au­tor sich selbst durch Rei­sen und Wis­sen­schaft in­spi­rie­ren lässt, die­nen sei­ne Wer­ke seit je­her der In­spi­ra­ti­on sei­ner Le­ser­schaft. Wie prä­sent die­ser ex­zel­len­te Un­ter­hal­ter in den Köp­fen sei­ner Le­ser bleibt, be­le­gen Be­nen­nun­gen in See- und Raum­fahrt: Das ers­te Atom-U-Boot der Ge­schich­te ist die ame­ri­ka­ni­sche USS Nau­ti­lus. Ein Raum­trans­por­ter der Eu­ro­päi­schen Raum­fahr­t­agen­tur heißt »Ju­les Ver­ne«, ein As­te­ro­id und ein Mond­kra­ter tra­gen eben­falls den Na­men des Schrift­stel­lers. Die »Ju­les Ver­ne Tro­phy« wird seit 1990 für die schnells­te Wel­t­um­se­ge­lung ver­lie­hen, was dem be­geis­ter­ten Jacht­be­sit­zer Ver­ne ge­wiss ge­fal­len hät­te.

      Der kom­mer­zi­el­le Li­te­ra­tur­be­trieb so­wie die Film­wirt­schaft be­trach­ten den fran­zö­si­schen Va­ter der Science-Fic­ti­on-Li­te­ra­tur eben­falls mit Wohl­wol­len: Un­zäh­li­ge Neu­auf­la­gen der Ro­man­klas­si­ker, Hör­bü­cher und Ver­fil­mun­gen der ra­san­ten, stets mit­rei­ßen­den Hand­lun­gen spre­chen Bän­de. Mitt­ler­wei­le gel­ten die äl­tes­ten Ver­fil­mun­gen selbst als kul­tu­rel­le Mei­len­stei­ne, die kei­nes­wegs nur ein jun­ges Pub­li­kum er­freu­en.

      Ju­les Ver­nes Be­deu­tung für die Li­te­ra­tur

      Der Ein­fluss Ver­nes auf nach­fol­gen­de Science-Fic­ti­on-Au­to­ren ist gar nicht hoch ge­nug ein­zu­schät­zen: Aus heu­ti­ger Sicht ist er ei­ner der Vor­rei­ter der uto­pi­schen Li­te­ra­tur Eu­ro­pas, der noch vor H. G. Wells (»Krieg der Wel­ten«) und Kurd Laß­witz (»Auf zwei Pla­ne­ten«) das neue Gen­re be­grün­det. Sein­er­zeit gibt es die­sen Be­griff noch nicht, wes­halb Het­zel die Ro­ma­ne sei­nes Er­folgs­schrift­stel­lers als »Au­ßer­ge­wöhn­li­che Rei­sen« ver­mark­tet

      Der Fran­zo­se sieht, an­ders als Wells und ähn­lich wie Laß­witz, im tech­ni­schen Fort­schritt das künf­ti­ge Wohl der Mensch­heit be­grün­det. Trotz­dem ist Ju­les Ver­ne vor al­lem Er­zäh­ler: Er will we­der war­nen wie Wells noch be­leh­ren wie Laß­witz, son­dern in ers­ter Li­nie un­ter­hal­ten. Im Ver­gleich zum sprö­den Rea­lis­mus ei­nes Wells wir­ken sei­ne Ro­ma­ne für mo­der­ne Le­ser aus­ufernd, viel­leicht so­gar ge­schwät­zig. Den­noch sind sie leich­ter zu­gäng­lich als das sti­lis­tisch ähn­li­che Schaf­fen des Deut­schen Laß­witz, weil sie Uto­pie und Tech­nik­be­geis­te­rung nicht zum Zweck ih­res In­halts ma­chen, son­dern le­dig­lich zu des­sen Trä­ger: Schließ­lich ist es ein­fach auf­re­gend, in ei­nem Bal­lon eine Welt­rei­se an­zu­tre­ten oder Ka­pi­tän Nemo in sein ge­hei­mes Reich zu fol­gen.

      Am 24. Mai 1863, ei­nes Sonn­tags, kam mein On­kel, der Pro­fes­sor Li­den­b­rock, in has­ti­ger Eile heim in sein klei­nes Haus, Kö­nigs­stra­ße 19, eine der äl­tes­ten Stra­ßen des al­ten Stadt­vier­tels zu Ham­burg.

      Die gute Mar­tha muss­te glau­ben, sehr mit dem Mit­ta­ges­sen in Rück­stand zu sein, denn es fing eben erst an auf dem Her­de zu sie­den.

      »Schön«, sag­te ich, »aber wenn mein On­kel Hun­ger hat, wird der un­ge­dul­di­ge Mann Ze­ter schrei­en.«

      »Da ist ja schon Herr Li­den­b­rock!« rief die gute Mar­tha in Be­stür­zung, in­dem sie die Tür des Spei­se­zim­mers ein we­nig öff­ne­te.

      »Ja, Mar­tha, aber das Es­sen darf schon noch et­was ko­chen, denn es hat eben erst auf der Mi­chae­lis­kir­che halb zwei ge­schla­gen.«

      »Wa­rum kommt aber Herr Li­den­b­rock schon heim?«

      »Er wird’s uns ver­mut­lich sa­gen.«

      »Da ist er! Ich flüch­te mich, Herr Axel, Sie wer­den ihn zur Ein­sicht brin­gen.«

      Und die gute Mar­tha eil­te wie­der in ihre Kü­che.

      Ich blieb al­lein. Aber einen zor­ni­gen Pro­fes­sor zur Ein­sicht zu brin­gen, war doch für mei­nen et­was schwan­ken­den Cha­rak­ter nicht mög­lich. Da­her war ich im Be­griff, mich klüg­lich wie­der in mein Zim­mer­chen hin­auf­zu­be­ge­ben, als die An­geln der Haus­tür knarr­ten; des Haus­herrn lan­ge Bei­ne schrit­ten ge­räusch­voll über die höl­zer­ne Trep­pe quer durch das Spei­se­zim­mer, has­tig in sein Ar­beits­ka­bi­nett.

      Im Vor­bei­ren­nen warf er sei­nen Stock mit ei­nem Nuss­knacker­kopf in eine Ecke, sei­nen wi­der den Strich ge­bürs­te­ten Hut auf einen Tisch, und rief laut sei­nem Nef­fen zu:

      »Axel, komm mir nach!«

      Ich hat­te noch nicht Zeit, vom Fleck zu kom­men, als der Pro­fes­sor mit leb­haf­ter Un­ge­duld mir zu­rief:

      »Nun! Noch nicht hier?«

      Ich eil­te ins Zim­mer mei­nes fürch­ter­li­chen On­kels. Otto Li­den­b­rock war kein bös­ar­ti­ger Mensch, ich ge­b’s ger­ne zu; aber so­fern er nicht, was sehr un­wahr­schein­lich ist, sich än­dert, so wird er als ein schreck­li­cher Son­der­ling ster­ben.

      Er war Pro­fes­sor am Jo­han­ne­um, und hielt Vor­trä­ge über Mi­ne­ra­lo­gie, wo­bei er re­gel­mä­ßig ein- oder auch zwei­mal in Zorn ge­riet. Es kam ihm durch­aus nicht dar­auf an, dass sei­ne Schü­ler flei­ßig die Lek­tio­nen be­such­ten, noch dass sie auf­merk­sam zu­hör­ten, noch dass sie Fort­schrit­te mach­ten: die­se Klei­nig­kei­ten mach­ten ihm we­nig Sor­ge. Sein Vor­trag war, wie die deut­sche Phi­lo­so­phie sich aus­drückt, »sub­jek­tiv« für ihn, und nicht für an­de­re. Es war ein egois­ti­scher Ge­lehr­ter, ein Wis­sens­brun­nen, des­sen Rol­le knarr­te, wenn man et­was her­aus­zie­hen woll­te: mit ei­nem Wort, ein Geiz­hals.

      Es gibt in Deutsch­land man­che Pro­fes­so­ren der Art. Mein On­kel hat­te lei­der kei­ne leich­te Auss­pra­che, we­nigs­tens wenn er öf­fent­lich sprach, ein be­dau­er­li­cher Man­gel bei ei­nem Red­ner. Bei sei­nen Vor­trä­gen im Jo­han­ne­um blieb der Pro­fes­sor oft plötz­lich ste­cken; er rang mit ei­nem stör­ri­schen Aus­druck, der nicht von sei­nen Lip­pen woll­te, ei­nem Aus­druck, der sich sträubt und auf­bläht, bis er end­lich in der un­wis­sen­schaft­li­chen Form ei­nes Flu­ches her­aus­kommt. Dar­über arge Er­zür­nung.

      Nun gib­t’s in der Mi­ne­ra­lo­gie vie­le halb grie­chi­sche, halb la­tei­ni­sche Be­nen­nun­gen, die schwer aus­zu­spre­chen sind, so hol­pe­rig rau, dass sie für ei­nes Dich­ters Lip­pen eine Pein sind. Ich will die­ser Wis­sen­schaft nichts Übles nach­sa­gen. Aber ge­gen­über von rhom­boe­dri­schen Kris­tal­li­sa­tio­nen, von ra­tin-as­phal­ti­schen Har­zen, von Gha­le­ni­den, Fan­ga­si­den, Mo­lyb­da­ten, Tungs­taten, Ti­ta­nia­ten und Zir­kro­nen darf die ge­läu­figs­te Zun­ge fehl­spre­chen.

Скачать книгу