Ein Junggeselle zum Verlieben. Melody Carlson

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Ein Junggeselle zum Verlieben - Melody  Carlson

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Warum nur hatte er sie gefragt, ob sie ihn begleiten wollte? Fieberhaft überlegte er, wie er sie doch noch abwimmeln könnte. Gerade wollte er einen Vorwand erfinden, warum er unbedingt nach Hause zurückkehren müsse, als er einen Klingelton hörte.

      „Das ist mein Telefon.“ Willow zog ihr Handy aus der Hosentasche. „Entschuldigung.“ Sie schaute auf das Display. „Oh, das ist die Galerie. Ich muss das Gespräch annehmen. Entschuldigen Sie.“

      Höflich trat George zurück und versuchte nicht zu lauschen, während sie über etwas redete, das dringend zu sein schien.

      „Es tut mir leid.“ Willow steckte ihr Handy wieder in die Tasche. „Das war Leslie. Sie braucht mich in der Galerie. Ich muss in die Stadt zurück.“

      George nickte und spielte ihr Enttäuschung vor, doch eigentlich empfand er eine riesengroße Erleichterung. „Kein Problem.“

      „Dann vielleicht ein anderes Mal?“ Willow lächelte ihn hoffnungsvoll an.

      „Natürlich.“ George dankte ihr noch einmal für das Frühstück und verabschiedete sich.

      Als wäre ihm eine schwere Last von den Schultern genommen, setzte er seinen Weg zum Haus seiner Großeltern fort. Irgendwie musste er diese Freundschaft mit Willow ein wenig ausbremsen. Sie war sehr nett und irgendwie faszinierte sie ihn. Aber sie überforderte ihn und machte ihm Angst. Ihre Nähe war enorm anstrengend für ihn. Willow West war genau das, was er in seinem Leben nicht brauchen konnte. Sie war der Typ Mensch, der herumstochern und alles aufwühlen würde. Eigentlich wollte er sie nicht mit Lorna Atwood vergleichen, doch sie war seiner etwas aufdringlichen Nachbarin nicht unähnlich. Solche Frauen brachten Ärger. In den vergangenen drei Jahrzehnten war George derartigen Komplikationen lieber aus dem Weg gegangen, und er hatte nicht vor, sie sich jetzt in sein Leben zu holen.

      Außerdem musste er über den Ferienbeginn und seine bevorstehende Pensionierung nachdenken. Ihm blieb noch eine Woche, um sein Büro auszuräumen, die Noten seiner Schüler festzulegen und sich endgültig von seinem Beruf zu verabschieden. Da konnte er keine anstrengende Beziehung gebrauchen, die alles noch komplizierter machte.

      7

      Sehr schnell begriff Willow, was los war. George Emerson ging auf Distanz zu ihr. Am Sonntag hatte sie ihn nach dem Gottesdienst angerufen und ihn eingeladen, mit ihr und einigen Freunden zusammen auf ihrer Dachterrasse Tee zu trinken, doch er lehnte ab mit den Worten, er hätte bereits andere Pläne.

      Und bei einem Abendspaziergang mit Collin am Montag waren sie zufällig durch Georges Straße gelaufen. Collin hatte George auf seiner Veranda entdeckt, doch als sie näher kamen, war George im Haus verschwunden. Bestimmt hatte er die Befürchtung, dass sie ihn stalkte. Und vielleicht war das ja auch so.

      Auch wenn ihr das nicht ganz behagte, wurde Willow klar, dass sie loslassen musste. Brauchte sie denn wirklich jemanden wie George Emerson in ihrem Leben? Sie hatte so viel um die Ohren, so viele Projekte fertigzustellen, die Galerie, neue Freunde, mit denen sie zusammen sein wollte – warum sollte sie sich mit jemandem abgeben, der eine Beziehung zu ihr ganz offensichtlich nicht wollte?

      Und trotzdem drehten sich in der folgenden Woche ihre Gedanken während der Arbeit fortwährend um Mr Emerson. Morgens fand sie einen Vorwand, um Collin auf seinem Schulweg zu begleiten in der Hoffnung, ihn zu sehen. Und am Nachmittag, nach Schulschluss, machte sie oft einen Spaziergang durch die Stadt, um ihm auf seinem Heimweg zu begegnen. Vielleicht verfolgte sie ihn ja tatsächlich. Das war wirklich peinlich.

      t

      George war erstaunt, wie viel er in seinem Büro in der Schule zusammengetragen hatte. Hauptsächlich Bücher und Papierkram, denn er hatte es schon vor langer Zeit aufgegeben, persönliche Gegenstände hier aufzustellen. Anfangs hatte er Fotos auf seinem Schreibtisch stehen gehabt, doch die Schüler hatten Bemerkungen und Witze darüber gemacht und gelacht oder ein zu starkes Interesse dafür gezeigt, sodass er sie schließlich weggeräumt hatte. Schon bald lernte er, dass es das Beste war, sein Privatleben – als hätte er eines – zu Hause zu lassen. Trotzdem fühlte er sich am Mittwoch, als er eine weitere schwere Kiste mit Büchern durch das Foyer der Schule schleppte, abgrundtief erschöpft.

      „Mr Emerson.“ Mrs Malcom hielt ihm die Tür auf. „Die Kiste scheint schwer zu sein.“

      Er nickte und dankte ihr, als er ins Freie trat. „Bücher.“

      „Sie haben hoffentlich in der Nähe geparkt.“

      „Ich besitze kein Auto“, keuchte er, als er die Treppe hinunterstieg.

      „Sie haben kein Auto?“, fragte sie schockiert, als sie ihm folgte. „Sagen Sie mir nicht, dass Sie diese Bücher nach Hause tragen wollen.“

      „Das hatte ich vor.“

      „Nicht wenn ich ein Wort mitzureden habe.“ Sie deutete zum Parkplatz hinüber. „Ich bringe Sie nach Hause.“

      George war zu müde, um abzulehnen. „Vielen Dank, Mrs Malcolm. Das wäre höchst willkommen.“

      Sie führte ihn zu einer blauen Limousine, und nachdem er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, stieß er einen tiefen Seufzer aus.

      „Allmählich fühle ich mich wirklich alt“, gestand er.

      „Ich habe gehört, dass Sie in den Ruhestand gehen.“

      „Ja. Eigentlich fühlte ich mich noch nicht alt genug für den Ruhestand, aber jetzt denke ich, dass es vermutlich das Beste ist.“ Er beschrieb ihr den Weg zu seinem Haus.

      „Aber so alt sind Sie doch noch gar nicht.“

      „Im Sommer werde ich 55.“

      „Das ist noch nicht sehr alt.“

      „Das höre ich immer wieder.“

      „Ich bin gerade 45 geworden.“

      Er drehte sich zu ihr um. Er hätte sie älter geschätzt. Aber das würde er ihr natürlich auf keinen Fall sagen. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis man auch auf Sie Druck ausübt, doch bitte in den Ruhestand zu gehen“, warnte er sie. „Grund dafür sind die neusten Budgetkürzungen.“

      „Nun, das habe ich sowieso schon überlegt. Als mein Mann starb, wollte ich aus dem Schuldienst ausscheiden. Aber mein Sohn hat mich gedrängt, doch noch weiterzuarbeiten. Er dachte, das sei gut für mich. Aber ich bin mir da nicht so sicher.“

      „Wenn es etwas anderes gibt, das Sie machen wollen, dann könnte die Pensionierung gut sein.“

      „Freuen Sie sich denn auf den Ruhestand?“

      „Ich weiß es nicht so genau. Im Augenblick schon. Aber wie es mir im September gehen wird, wird man sehen.“

      „Ja, unser Beruf hat schon etwas für sich, vor allem wenn man Single ist und alleine lebt.“

      „Was meinen Sie?“, fragte er.

      „Nun, Sie sind den ganzen Tag von Menschen umgeben. Manche sind ziemlich nervig. Sie verstehen, was ich meine?“

      Er nickte.

      „Und dann kommen Sie in Ihr hübsches, ruhiges Heim und niemand unterbricht und ärgert Sie. Kein Lachen oder Necken oder

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