Seelenverkäufer. Karl May

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Seelenverkäufer - Karl May

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wie einer, der sich von Stelle zu Stelle emporgeschwenzelt hat.“

      „Ich will da nicht mit Ihm streiten, aber der Leibknecht des Fürsten muss, soviel ich weiß, nicht nur ein ausgezeichneter Reiter sein, sondern auch nach der Schnur fahren können, denn der ‚Alte‘, wie Er den Fürsten nennt, ist etwas mürbe geworden und das Fahren fällt ihm leichter als das Reiten, da er seine Achtundsechzig auf dem Rücken hat. Er steht jetzt mit seinen Buntröcken in Magdeburg und muss auch zuweilen hier in Dessau sein; da geht es denn oft herüber und hinüber und der Leibknecht ist dabei meist seine einzige Begleitung. Versteht Er nun, was ich meine?“

      „Warum denn nicht? Ihr macht es einem ja so deutlich, als wenn Ihr gar auf Schulmeister gelernt hättet. Aber Ihr sollt mir doch keine Angst machen und ich werde mein Heil versuchen! Der Fürst soll jetzt in Dessau sein und ich werde mich noch heut Vormittag erkundigen, wie man es anzufangen hat, um mit ihm sprechen zu können.“

      „Da braucht Er gar nicht ewig herumzufragen, denn ich kann es Ihm ebenso gut berichten wie jeder andre. Ich muss nachher aufs Schloss; hab’ dort mit dem Hofgärtner so einiges abzumachen und werde wegen Ihm einmal zuhorchen. Bin auch nicht ganz so ohne alle Verbindungen. Wollen doch mal sehn, ob ich Ihn nicht bis zum Kammerlakaien hinaufschieben kann; das andre ist dann Seine Sache.“

      „Ich hab’ volles Vertrauen zu Euch. Wenn Ihr ein Wort für mich sprechen wollt, so werde ich es Euch herzlich zu danken wissen; aber wie hab’ ich mich denn sonst noch zu verhalten?“

      „Das ist sehr einfach. Geh Er einmal so in anderthalb Stunden aufs Schloss; da steht unter dem Tor einer, der muss jeden fragen, was er dort zu suchen hat, und dem kann Er es einmal im Vertrauen sagen, dass Er den Zwie – hahahaha – den Zwie – wie – wiebelhändler sucht. Er wird ihm sagen, wo ich stecke, und dann wird sich ja zeigen, ob ich derweil etwas für Ihn hab’ tun können.“

      „Gut, ich werde mich pünktlich einfinden und Euch Ehre zu machen suchen!“

      „Das will ich auch hoffen. Heda, Mutter Röse, hier ist Geld!“

      Die Wirtin kam so eilig herbei, als ihr Körperumfang es ihr gestattete, und nahm von ihm die Bezahlung für beide Gäste in Empfang.

      „Hab Seine Zeche mit abgemacht! Er hat mit mir gegessen und getrunken und war also mein Gast. Leb Er wohl und verbummle Er die richtige Zeit nicht!“

      „Habt keine Sorge. Danke für das Zahlen!“

      Die Wirtin begleitete den Fortgehenden bis an die Tür, während der Zurückbleibende ihm mit einem listigen und befriedigten Lächeln nachblickte.

      ‚Der alte Knasterbart‘, wie der Feldmarschall des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und Preußens, Leopold von Anhalt-Dessau, gern von seinen Soldaten genannt wurde, saß in seinem Arbeitszimmer. Die kleinen Fältchen an den äußeren Augenwinkeln waren zusammengezogen und die tiefen Furchen der Stirn senkten sich nieder fast bis auf die Nasenwurzel – ein Zeichen, dass er sich mit unangenehmen Gedanken beschäftigte.

      Früher war es seine treue Lebensgefährtin, die einstige Apothekerstochter Anna Luise Föse gewesen, die mit mildem Zuspruch so manche Wolke verscheucht, so manche Sorge mit ihm geteilt hatte, aber die lag nun im Grab, die alte, liebe, gute Anneliese1, und er musste nun allen Ärger, alle Kränkung allein tragen und das wollte ihm doch gar nicht in den harten Trotzkopf, der die lange Reihe von Jahren bis auf den heutigen Tag kein anderes Gesetz gekannt hatte als seinen eigenen Willen.

      Ärgerlich schob er den Stuhl zurück, riss einige Knöpfe des Uniformrocks auf und maß mit langen, raschen Schritten das Zimmer.

      „Das ist doch, um bei lebendigem Leib aus der Haut zu fahren!“, murmelte er. „Da hat der König am dreißigsten September2 bei Sorr die Österreicher mit seinen achtzehntausend gegen volle vierzigtausend aufs Haupt geschlagen, ihnen zweiundzwanzig Kanonen, zwölf Fahnen und zweitausend Gefangene abgenommen und glaubt nun, dass sie sich auf eine solche Schlappe heuer nicht wieder hinauswagen werden. Die Armee kantoniert bei Schweidnitz und General du Moulin soll sie mit seinem Kordon an der Grenze schützen. Der König ist nach Berlin gegangen und spielt Flöte, seine Soldaten liegen in ihren Baracken und rauchen Tabak und keiner merkt, dass man unterdessen da hinter dem Gebirge einen Trank zusammenbraut, der ganz verteufelt nach Schwefel und Salpeter schmecken wird.“

      Dem alten Kriegshelden schien es wohl zu tun, sich immer weiter in seinen Grimm hineinzureden.

      „Ja, ja, mich macht die österreichische Therese nicht dumm, und der Kaunitz, na, der taugt so wenig, dass ich ihn für zehntausend Taler nicht in eine Kompanie stecken möchte. Der Kerl ist ja die reine Flaumfeder und zieht zehn Röcke, zwanzig Oberröcke und dreißig Pelze an, wenn er sich in den Hundstagen einmal an die Luft fahren lässt, und so einem Ofenhocker sollte der Dessauer nicht in die Karten gucken können? Prost Mahlzeit! Aber was hilft’s denn, he? Einen Brief nach dem andern schick’ ich nach Berlin, warne, mahne, bitte, drohe, kurz und gut, ziehe alle möglichen Saiten auf – und was ist die Folge? Man antwortet mir nicht einmal, lacht mich vielleicht gar noch dazu aus. Da muss doch gleich ein hundsmiserables Graupelwetter dreinschlagen, mich auch noch auszulachen! Wenn ich nur ein einziges Wort davon höre, so nehm’ ich meine zwölftausend Buntröcke, marschiere auf Berlin und lass’ das ganze armselige Nest Spießruten laufen, vom König an bis herunter zum letzten Schusterjungen!“

      Jetzt befand sich der Sprecher in voller Wut. Bei den letzten Worten war er stehen geblieben und hatte drohend den Arm erhoben. Er dachte gar nicht daran, dass er sich in der schönsten Revolution gegen seinen Feldobersten befinde, und als habe jemand einen Einspruch gegen seine Rede erhoben, fuhr er plötzlich auf den Absätzen herum und rief:

      „Was, das tät ich nicht? Warum denn nicht, he? Wer will mir’s denn verwehren, mir, dem Sieger in den Niederlanden, am Rhein, in Bayern, in Italien, in Schweden und so weiter? Aber was ich getan hab’, das hat man vergessen, und wenn ich warne, da lacht man und – bläst Flöte dazu. I, da spielt meinetwegen Rumpelbass oder Brummeisen, aber auslachen lass’ ich mich nicht und Antwort will ich haben, wenn ich schreibe! Aber ich weiß wohl, der Fritz ist mir nicht gut, weil ich bei seinem Alten, der Herrgott hab’ ihn selig samt seinem Tabakskollegium, einen Stein im Brett hatte. Ja, der kannte seine Leute, und wenn er auch manchmal ein wenig unbequem werden konnte, so – – Na, was will Er denn, Er Schockschwerenöter?“, unterbrach er sich, als in diesem Augenblick ein Diener unter der Tür erschien.

      „Oberleutnant von Polenz. Meldung aus Halle!“

      „Herrrrein!“

      In der nächsten Sekunde stand der Genannte gerade und steif wie ein Ladestock vor dem Fürsten, diesem mit der Rechten ein versiegeltes Schreiben hinreichend. Leopold trat damit ans Fenster, erbrach den Umschlag und begann, den Inhalt zu buchstabieren. Er war nie ein Freund und Bewunderer der edlen Schreibkunst gewesen und Meldungen lesen oder gar selbst die Feder führen, gehörte für ihn zu den größten Strapazen des Erdenlebens. Die Zeilen konnten nichts Gutes enthalten, denn seine Miene verfinsterte sich immer mehr, und als er fertig war, ballte er das Schreiben ärgerlich zusammen und trat mit Unheil verkündender Miene auf den Offizier zu.

      „Weiß Er, was in dem Wisch steht?“

      „Zu Befehl, Exzellenz!“

      „Weiß Er auch, was draus wird, wenn das so fortgeht?“

      „Zu Befehl, nein, Exzellenz!“

      „So! Oberleutnant will

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