Hund-Nase-Mensch. Alexandra Horowitz
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Alexandra Horowitz
HUND-NASE-MENSCH
Titel der englischen Originalausgabe: Being a Dog. Following the Dog into a World of Smell.
Erschienen Oktober 2016 bei Scribner, An Imprint of Simon & Schuster, Inc.
New York, USA
©2016 Alexandra Horowitz, Illustrationen der Autorin
© für die deutschsprachige Ausgabe 2017
KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH, Nerdlen
Übersetzt ins Deutsche von Gisela Rau
Titelfoto: Nicole Hilgers
Bildnachweis: Alle Illustrationen: Alexandra Horowitz
Layout und Grafik: Kynos Verlag
eBook-Ausgabe der Printversion 2017
eBook-ISBN: 978-3-95464-157-4
ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-95464-151-2
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Inhalt
Kapitel 1Die Nase eines Hundes
Kapitel 5Bekannte unbekannte Nase
Kapitel 6Mein Hund ist schuld
Kapitel 7Nasenarbeiter
Kapitel 8Naseweis
Kapitel 9Stinkwellen
Kapitel 10Zibetkatzen und nasse Hunde
Kapitel 11Erschnuppert
Kapitel 12Der Geruch der Welt
Für meinen Vater
Die von Finnegan ist ebenholzschwarz, feucht und gesprenkelt, vorn zieren sie zwei bassschlüsselförmige Vertiefungen. Die von Upton ist durch ein deutliches Tal gespalten und das ganze Ding wird von aufmerksam stehenden, kurzen Tasthaaren bewacht.
Das sind meine Hunde, und das sind ihre Nasen.
Bevor ich Wissenschaftlerin wurde und die Kognitionsleistungen von Hunden untersuchte, hatte ich nicht besonders viel über die Hundenase nachgedacht. Sie mag gelegentlich Stirnrunzeln hervorgerufen haben, wenn sie unhöflich in intime Regionen meiner Gäste stach oder sie mag mit Erdnussbutter beschmiert worden sein in dem Versuch, das Herunterschlucken einer Tablette zu fördern. Aber selbst dann hatte ich kaum auf die Nase als solche geachtet – auf ihre Form, ihre Bewegung, auf das unglaublich gewundene und komplexe Gewölbe, in das hinein sie sich öffnet.
Dieses Übersehen beschränkt sich nicht nur auf Hundenasen. Auch die Nasen unserer menschlichen Gegenüber betrachten wir selten ausführlich. Dabei nimmt die Nase eine recht prominente Stellung ein – sie ragt aus dem Gesicht hervor und weist dem Rest des Körpers den Weg. Versuchen Sie einmal, die Nase Ihres Partners oder Ihrer Mutter zu beschreiben, ohne hinzusehen. Falls Sie nicht gerade eine ausgeprägte Haken – oder Knollenform hat, ist sie, na ja, einfach nur eine Nase. Zwei Nasenöffnungen, die an einem gequetschten, fleischigen Tetraeder baumeln.
Ich betrachte die Nase meines Sohnes, aber vor allem ihre Oberfläche – da, wo sich die Sommersprossen auf seiner hellen Haut zu sammeln begonnen haben. Aber die Nase des Hundes erhält meine volle Aufmerksamkeit. Ab jetzt schaue ich bei Hunden immer zuerst auf die Nase. Denn ich bin vernarrt in Hunde, und wenn man etwas über sie wissen möchte, muss man sich dafür interessieren, wie es ist, ein Hund zu sein. Und das beginnt immer mit der Nase.
Was der Hund sieht und weiß, kommt durch seine Nase, und die Information, die jeder Hund – der Spürhund natürlich besonders, aber auch der Hund, der einfach schnarchend neben Ihnen auf der Couch liegt – mittels Geruch über die Welt erfährt, ist unglaublich reich. Reich auf eine Weise, von der auch wir Menschen einst wussten und nach der wir handelten, aber die wir seitdem sehr vernachlässigt haben.
Was das Riechen angeht, das Ansprechen dieser Ressource an Sinneswahrnehmung, die wir zwar besitzen, aber größtenteils ignorieren, ist der Hund für uns zum Informant geworden. Spürhunde, die darauf trainiert wurden, uns mitzuteilen, was sie von Natur aus wissen, decken für uns die Präsenz illegaler Stoffe