Hund-Nase-Mensch. Alexandra Horowitz

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Hund-Nase-Mensch - Alexandra Horowitz

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heraus, dass Rüden es gern zuerst auf den „Schwanzbereich“ (sprich: Rumpf) anlegen. Rund um den Anus liegen Hautdrüsen, die Geruch absondern. Zu beiden Seiten des Anus („auf vier und acht Uhr“, wie ein Autor hilfreich für die Zifferblattleser unter uns anmerkt) liegen die Analbeutel, die den kräftigen Geruch nach Hund absondern. Oder genauer gesagt, vermutlich nach gestresstem Hund. Wenn ein Hund Angst hat, sondern die Beutel einen stinktierartigen Geruch ab. Sekrete aus den Analbeuteln dienen außerdem als Topping auf jedem Häufchen. Manche Wissenschaftler betrachten diesen Geruch deshalb als die „Unterschrift“ jedes Hundes – seine Kennmarke, geschrieben für Nasen. Vor vierzig Jahren drückten Dr. George Preti vom Monell Chemical Senses Center und seine Kollegen die Analbeutel-Inhalte einiger mäßig kooperativer Beagle aus. „Ich war ein Pionier!“, erzählte er mir. „Ohne Nachfolger.“ Was sie nach Analyse der Bestandteile herausfanden, war: Obwohl die Gerüche sich für die meisten menschlichen Nasen zu ähneln schienen, variierten die Proben beträchtlich: genug, um als Marker für jedes Individuum zu dienen. Weil Hundeforscher (anscheinend) so gut wie alles tun, um mehr über ihre Forschungsobjekte zu erfahren, wissen wir nun, dass es sogar für Menschen wahrnehmbare Unterschiede zwischen den Sekreten einzelner Hunde gibt – sie reichen von einem „fast neutralen oder leicht angenehmen, hundeartigen“ einerseits bis zu einem „scharf beißenden“ Geruch andererseits. Danke, liebe Wissenschaftler, dass Sie das für uns erschnüffelt haben.

      Caniden haben außerdem auch deutlich erkennbare Drüsen am Schwanzansatz. Sie können sie orten, indem Sie entweder einem Rüden beim Beschnüffeln eines fremden Hundes zusehen oder nach einer fettigeren Stelle im Fell Ausschau halten, dort, wo der Schwanz in den Rücken übergeht. Sie wird von den Drüsensekreten geölt. Beim Fuchs produziert diese sogenannte suprakaudale Drüse Düfte, die sogar für unsere Nasen wahrnehmbar sind: Ein Hauch von Veilchen beim Rotfuchs, Moschus beim Graufuchs. Insofern als diese Drüsen Unterschiede im Spiegel der Geschlechtshormone wiedergeben, liegt das Interesse von Rüden natürlich zum Teil darin, herauszufinden, wer eine neue Hündin ist, aber auch, ob sie paarungsbereit ist.

      Hündinnen beschnüffeln öfter zuerst die Gesichter. Auch Wölfe sind besonders erpicht darauf, gegenseitig die Gerüche von Kopf und Schnauze zu untersuchen. Vielleicht haben Sie einen Hund, der die Nase in Ihre Ohren steckt oder Sie damit in Nasen- und Augengegend anstupst. Er behandelt Sie wie einen echten Hund: An den Ohren eines solchen befinden sich zahlreiche Sekret- und Talgdrüsen, während an der Hundeschnauze ekkrine Drüsen sitzen. Vielleicht geht es bei dieser Untersuchung weniger um Paarung als um die Feststellung von Gesundheitszustand und Ernährung. Speichel riecht, wo immer Speichel hinkommt, was bei Hunden heißt: Großzügig über Gesicht und Schnauze verteilt.

      Wenn Sie nahe genug herangehen, nehmen Sie den einzigartigen Geruch Ihres Hundes wahr. Wie Ihr Hund für Sie riecht, liegt vermutlich an den Ausscheidungen der Sekretdrüsen (apokrine Drüsen), die über seinen ganzen Körper verteilt sind. Auch die Unterseiten seiner Pfoten haben einen ganz individuellen Geruch. Wenn Sie noch nie an den Pfoten Ihres Hundes gerochen haben, dann ist es jetzt wirklich Zeit dafür. (Sie können übrigens sicher sein, dass Ihr Hund den Geruch Ihrer Füße kennt). Bei Hunden zieren Drüsen die Pfotenballen an sich, zusätzlich sind noch welche zwischen den Zehen versteckt. Sie sondern einen Geruch ab, der so gut von anderen unterscheidbar ist – zumindest für andere Hunde –, dass dies eines der rätselhaftesten Hundeverhalten aller Zeiten erklären könnte: Das Scharren auf dem Boden nach dem Absetzen von Urin oder Kot. Ich kenne Hunde, die in Momenten großer Erregung jedweden Ursprungs – verlockend riechende andere Hunde laufen vorbei oder sie haben gerade wild und ausgiebig getobt – wie besessen lange, tiefe Furchen in den Boden kratzen, als ob sie ein Ausrufezeichen hinter die Szene setzen wollten. So! Wenn bei jedem Scharren ein Tröpfchen Geruch freigesetzt wird, dann dient dieses Verhalten vielleicht als Wegweiser für andere Hunde, wo sie das Mutterschiff des Geruchs finden können: den Kot oder Urin, den der Scharrer hinterlassen hat. Das Schnüffeln des einen Hundes deckt die Identität eines anderen auf, aber übermittelt auch Informationen, die sonst der nicht so raffinierte Sehsinn wahrnehmen würde. Hunde schauen sich nicht gegenseitig unter den Bauch, um zu sehen, ob der andere männlich oder weiblich ist. Sie riechen männlich oder weiblich. Außerdem riechen sie Paarungsbereitschaft, kürzlich überstandene Krankheiten oder was der andere kürzlich gefressen hat. Sie riechen auch das Alter: Alter ist nichts anderes als ein Stoffwechselprozess, als Chemie. Und Chemie riecht. Hunde riechen danach, ob sie gebadet haben oder nicht; ob sie kürzlich gepinkelt haben oder gerade sehr dringend müssen. Sie riechen nach sich selbst, nach ihrem Status, und vermutlich auch danach, ob sie Angst haben, glücklich oder nervös sind.

       Hinterlassene Botschaften

      Selbst wenn Ihr Hund auf einem Spaziergang nicht unmittelbar einem anderen Hund hinterherschnüffeln kann, ist er trotzdem nicht um sein Riechvergnügen gebracht. Zum Glück haben nämlich andere Hunde einen ganzen Berg duftender Visitenkarten draußen hinterlassen. Jeder Schritt auf einer porösen Oberfläche hinterlässt Geruch und jedes Büschel Fellhaare, das ein Hundebesitzer ausgebürstet hat, enthält Öle und Sekrete aus den Haarfollikeln. Wir bringen die Gerüche anderer Hunde mit nach Hause, deren Besitzer wir besucht haben; die von melancholischen Hunden, die angebunden draußen vor Geschäften saßen und sich von uns die Ohren kraulen ließen; von überfreundlichen Welpen, die uns auf dem Gehweg begegnet sind und die uns von oben bis unten bepfötelt und beschlabbert haben.

      Und dann gibt es da noch das Pipi. Jeder, der schon einmal viele Stunden auf Wiesen- und Rasenflächen verbracht hat, die bei Hunden beliebt sind, ist schon einmal Zeuge der tragischen Personenmarkierung geworden. Ein Hundebesitzer, dessen Aufmerksamkeit nachgelassen hat und vielleicht ein bisschen müde geworden ist, sitzt im Gras, während die Hunde um ihn herumlaufen und herumspielen. Plötzlich und ohne Vorwarnung löst sich ein Hund aus der Gruppe der Spielenden, nähert sich dem Sitzenden von hinten oder von der Seite, hebt ein Bein...und pinkelt.

      Die Person wurde „markiert“. Sollte sie jetzt noch sitzenbleiben, würde es nicht lange dauern, bis sie von einem weiteren Hund gegenmarkiert würde. Aber sie bleibt nicht sitzen. Sie springt auf, während die anderen Menschen zwischen Mitleid, Beschimpfen der Hunde und Lachen schwanken. Aber natürlich betrachten die Hunde dies nicht als schlechtes Verhalten. Das Verhalten hat eine lange Tradition. Hunde tun es, Bienen tun es und sogar Nilpferde tun es.

      Geruchsmarkierungen sind das Hinterlassen von Urin oder anderen Körpersekreten an einem Stein, Baumstumpf oder anderen aus der Landschaft hervorstehenden Gegenständen: Feuerhydranten an städtischen Straßen, Traktorreifen in landwirtschaftlicher Umgebung. Der markierte Gegenstand wird zu einem Geruchswegweiser: eine olfaktorische Flagge mit Informationen über den Markierer, bereit fürs Beschnüffeltwerden.

      Klassischerweise sortiert man das Geruchsmarkieren unter Territorialverhalten ein. Klassischerweise ist es das auch bei den meisten Tieren. Wobei die Mittel und die Platzierung wesentlich komplizierter sind als unser menschliches Flaggenhissen. Bisamratten hinterlassen einen öligen Geruch an einem Grashalm; Biber deponieren ein sehr eigenartiges gelbliches Öl, das Castoreum oder Bibergeil, ganz oben auf einem Haufen Grundschlamm, den sie am Ufer aufgetürmt haben. Otter setzen noch einen drauf und erschaffen eine ganze Geruchsregion am Ufer dadurch, dass sie sich die Uferböschung herabrollen lassen und dann zur Krönung noch darüber koten. Schneeschuhhasen markieren sich sogar gegenseitig: In der Balz springt einer balettverdächtig über den anderen drüber, wobei er ihn mit Urin besprüht. Dikdik-Antilopen scharren einen gemeinschaftlichen Dunghaufen zusammen und geruchsmarkieren dann ihren Weg mit ihren Hufspuren; Tüpfelhyänen hinterlassen Analbeutelsekrete und Düfte von zwischen den Zehen und benutzen Gemeinschaftslatrinen am Rand ihrer Hyänenstadt. Eine Katze „bemalt“ einen Zaunpfosten mit ihrem Gesicht, wobei sie Geruch aus den Drüsen an ihrem Hals und Gesicht daran verreibt. Sowohl Nilpferd als auch Nashorn hinterlassen kraftvolle Urinmarken: Das Rhino schießt einen gezielten Pinkelstrahl in den Busch, den es gerade mit seinem Horn zu Spänen zerschreddert hat. Der Dachs presst Geruch mit seinem Hinterteil auf den Boden; von Mungo und weiblichem Waldhund weiß man, dass sie Handstände

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