Hund-Nase-Mensch. Alexandra Horowitz
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Und genau das passierte auch. Wir arbeiteten mit einem Ehepaar, dessen Hund geradezu hellseherische Fähigkeiten zu haben schien, was den Zeitpunkt von Herrchens Heimkehr anging. Wir schmuggelten viele Stunden, nachdem er gegangen war, eins seiner getragenen T-Shirts mit starkem Körpergeruch ins Haus. So roch das Haus für den Hund wieder viel stärker nach dem Besitzer, so, als ob er erst kürzlich gegangen wäre.
Und kaum überraschend wartete der Hund diesmal nicht wie sonst an der Tür, als Herrchen heimkam, sondern schnarchte auf der Couch: Bestimmt würde es noch Stunden dauern, bis er heimkam, bei diesem starken Geruch in der Luft …
Hundegeruch
Es scheint vernünftig, anzunehmen, dass Hunde ihren eigenen Geruch kennen. Und außerdem, dass sie ihn mögen: Jeder Besitzer, der schon einmal erlebt hat, wie sich sein Hund gleich nach einem Bad wieder im Schmutz wälzt, kann Ihnen das Bestreben attestieren, nicht nach Shampoo riechen zu wollen. Auf der anderen Seite: Beweist das, dass Hunde ihren eigenen Geruch kennen, oder mögen sie vielleicht einfach nur das Grüner-Tee-Shampoo nicht, das Sie ausgesucht haben?
Anders gefragt – haben Hunde ein Bewusstsein von sich selbst und davon, wer sie sind? In der Tier-Kognitionsforschung ist dies die Frage nach der „Selbsterkennung“, die man als ziemlich komplexe kognitive Fähigkeit betrachtet – und die, um sie zu beweisen, mehr als die Beobachtung eines Nach-Bad-Wälzens erfordert. Der einzige Test zur Selbsterkennung, der zuverlässig an Tieren durchgeführt werden konnte, ist der berühmte „Spiegel-Markierungstest“. Wenn man an Ihrem Gesicht oder Körper unbemerkt etwas markiert oder verändert hat, werden Sie dann die Markierung zu untersuchen versuchen, wenn Sie einen Blick auf Ihr Spiegelbild erhaschen? Wir würden erwarten, dass jeder normale Erwachsene dies tun würde (und tut, nachdem er Rahmspinat oder ein Mohnteilchen gegessen hat), aber tatsächlich kommen wir nicht mit dieser Selbsterkennung zur Welt. Aber ab dem Alter von achtzehn Monaten wird ein Kind die Hand nach einem Aufkleber ausstrecken, den ein Erwachsener unbemerkt auf seinen Kopf geklebt hat, sobald es ihn im Spiegel entdeckt und damit den Test bestehen. Schimpansen bestehen den Test (mit Tintenklecks auf der Stirn), eine Elefantenkuh namens Happy bestand ihn (als man ihr mit Klebeband ein X oberhalb eines Auges aufklebte) und in Gefangenschaft lebende Delfine bestehen ihn (sie vollführen akrobatische Verrenkungen, um die Tintenflecken im Spiegel sehen zu können).
Hunde tun es nicht. Stellen Sie sich einmal vor, Ihrem Hund einen Spiegel hinzuhalten, wenn sein Gesicht voller Aufkleber klebt. Er wird zweifellos Gleichgültigkeit ausdrücken. Was für uns albern aussieht, spielt für ihn keinerlei Rolle. Aber das ist nicht Beweis genug, um sagen zu können, dass Hunde den Test nicht bestehen und folglich kein Bewusstsein von sich selbst haben. Zum einen betreiben Hunde an sich selbst keine Fellpflege (wie Primaten) und zeigen wenig Interesse am Erhalt des eigenen guten Aussehens. Es ist also ganz einfach unwahrscheinlich, dass sie einen komischen Fleck auf ihrem Gesicht zu entfernen versuchen sollten. Außerdem sind sie nicht so visuell orientiert wie Primaten. Der Spiegeltest mag für manche Spezies angemessen sein, aber dieses Paradigma birgt Herausforderungen für Hunde, die wenig Interesse an Spiegeln zeigen.
Es gibt einige wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Hunde trotzdem in der Lage sein könnten, einen solchen Test zu bestehen, wenn man nur eine Art geruchlichen Spiegel bauen könnte: Etwas, das so ähnlich riecht wie sie selbst, nur ein ganz klein wenig anders. Als der Wissenschaftler (und mein Kollege) Dr. Marc Bekoff einmal im Winter mit seinem Hund in den Hügeln von Colorado spazierenging, fragte er sich, ob eigentlich jeder „gelbe Fleck“ im Schnee gleichermaßen interessant für seinen Rüden Jethro war. Bekoff begann genau darauf zu achten, wo sein Hund pinkelte und wo er schnüffelte. Er trug sogar ein bisschen gelben Schnee an andere Stellen, um zu sehen, was dann passieren würde. Er fand heraus, dass Jethro es vermied, seinen eigenen Urin zu beschnüffeln, den anderer Hunde aber untersuchte: Eine Art in Schnee geschriebene Selbsterkennung. Jethro sah so aus, als ob er seinen eigenen Geruch erkennen würde, aber ich beschloss, diese Hypothese einem formalen Test zu unterwerfen. Ich wollte sehen, ob jeder Hund, der eine „Spiegelung“ von sich selbst riecht, denkt: „Das riecht wie ich.“
Zu diesem Zweck machten mein Forschungslabor und ich uns an die Aufgabe, eine Art olfaktorischen Spiegel zu entwerfen. Anstatt der spiegelnden Oberfläche benutzten wir einen Geruch verströmenden Behälter. Wenn man in den Spiegel schaut, sieht man sich selbst. Wenn man den Behälter riecht, riecht man …sich selbst. Ich benutzte sowohl den Geruch des Hundes als auch ein bearbeitetes „Geruchsbild“ – einen veränderten oder „markierten“ Geruch. Wir stellten die Frage, ob Hunde den Unterschied erkennen und ob ihr markiertes Ich als interessanter zum Beschnüffeln finden würden.
Und so kam es, dass wir Hundepipi zu sammeln begannen. In der Regel kommt man wahrscheinlich nicht unbedingt auf die Idee, Hundeurin zu sammeln, zu untersuchen oder ihn Hunden zu präsentieren. Aber Pipi ist eigenartig zentral in unserem Leben mit Hunden. Es ist nicht nur das große Kommunikationsmedium unter Hunden, sondern auch ein großer Teil der Hund-Mensch-Beziehung. Vielleicht leben Sie mit Ihrem Hund in einer Wohnung. Dann müssen Sie zweifellos mehrmals am Tag mit ihm spazieren oder zumindest kurz herausgehen, damit er draußen urinieren kann. Wenn Sie selbst arbeiten und tagsüber nicht nach Hause kommen können, um Ihren Hund herauszulassen, haben Sie vielleicht einen Hundesitter oder Dogwalker, der das für Sie erledigt. Wenn Sie in einem Haus leben, müssen Sie den Hund immer rechtzeitig ins Freie lassen oder ihm eine Möglichkeit schaffen, dass er selbst ins Freie gelangen kann.
Mein eigenes Sozialleben als junge Erwachsene war zu einem großen Teil um die Tatsache herum arrangiert, dass ich immer wieder nach Hause musste, um meine Hündin Pumpernickel zum Pinkeln herauszulassen. Natürlich wollte ich ihr auch die Gesellschaft und Bewegung verschaffen, die sie als meine treue und bettwärmende Gefährtin brauchte und verdiente. Aber ganz klar ging es bei vielen dieser Herauslass-Besuche nur um Urin.
Anschließend lassen wir den Hundeurin natürlich, wo er ist.
Bis wir beginnen, uns unter Hundebäuche zu beugen, sobald sie sich hinhocken oder um ein gehobenes Bein fassen, um einen kleinen Becher in Richtung des gelben Stroms zu halten. Dann fangen wir an, ihn zu sammeln.
Und genau das taten wir. Denn wenn Hundeurin so wichtig für Hunde ist, dann ist er es auch für Hundewissenschaftler.
Für einen Hundebesitzer, der es gewohnt ist, die noch warmen, weichen Häufchen seines Schützlings per Hand aufzusammeln, nur mit einer hauchdünnen Plastikfolie zwischen Haut und Kot, ist das Sammeln von Urin ein Kinderspiel. Trotzdem müssen sowohl Mensch als auch Hund sich erst in gewissem Maße daran gewöhnen. Zusammen mit meiner Laborleiterin Julie, die eine regelrechte Vorliebe für diese Aufgabe entwickelte, entwarf ich ein methodisches Vorgehen dafür. Finnegan war unser Versuchsobjekt. Wir gingen zusammen spazieren und beobachteten ihn beide unterwegs mit Argusaugen. Er schien sich nichts daraus zu machen, dass Julie Latexhandschuhe trug und einen sterilen Plastikbecher mit orangem Deckel mit sich trug. Als Finns Besitzerin, die ihn auf Tausenden von Gassigängen begleitet hatte, konnte ich mit absoluter Treffsicherheit erkennen, wann er gleich pinkeln würde. Ich vermute, dass jeder Hundebesitzer einen seltsamen Schatz an Wissen darüber hegt, welche Verhaltensweisen ein baldiges Lösen des Vierbeiners voraussagen. Wenn ich also sah, dass Finnegan ansetzte, hob ich meine Augenbrauen zu Julie, die daraufhin den Becher mitten unter den Strahl hielt. Erwischt.
Im Laufe unserer Arbeit kamen Überlegungen auf, die wir uns zuvor nie hätten vorstellen können. Als erstes mussten wir eine Strategie finden, wie man am besten einen Plastikbecher unter einen Hund hält, ohne dass sich der Hund über eine Person erschreckt, die eben einen Plastikbecher unter seinen Bauch hält. Manche Hunde wurden darüber störrisch und entwickelten, obwohl sie ihr Pipi jahrelang freigiebig verteilt hatten, plötzlich merkwürdige Eigentumsansprüche. Oder aber, was wahrscheinlicher ist, der menschliche Arm befand sich einfach