Hund-Nase-Mensch. Alexandra Horowitz

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Hund-Nase-Mensch - Alexandra Horowitz

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seinen Nasengängen, seinen Speichengrübchen und seiner Schnauze. Meine Damen und Herren, folgen Sie mir ins Innere der herrlichen Hundenase!

      * Wobei das für den Verdächtigen wirklich beängstigend wäre! Und auch potenziell sehr effektiv: Mit Sicherheit würde ein Verdächtiger seine Geruchsmoleküle aus jeder nur möglichen Schweißdrüse absondern! Leider könnte das aber auch bei den einfach nur nervösen Vergleichspersonen der Fall sein, die darauf warten, als Schnüffelobjekt an die Reihe zu kommen und sich fragen, welche Geheimnisse dieser Wunderhund wohl haben könnte.

      * Medizinforscher haben übrigens eine gemeinsame Regelmäßigkeit im Blasen-entleerenden Pinkeln gefunden: Im Durchschnitt dauert es bei allen Tieren vom Hund über die Wühlmaus bis zum Elefanten einundzwanzig Sekunden, bis alles herausgepinkelt ist. Das Markieren dagegen dauert nur ein bis drei Sekunden.

      * „Der blinde Mensch tritt als erstes in den Wind des Tages ein,“ schrieb John Hull über seine Erfahrung des Blindseins.

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       Die Nase im Wind

      Upton ist immer auf Sendung, was Geruch betrifft. Minutenlang steht er im leichten Wind und schnüffelt mit stolz erhobenem Kopf; sein Blick wirkt weit weg und seine Lefzen blähen sich bei jedem Ausatmen leicht auf. Ich meine fast zu sehen, wie seine leicht mit Schleim befeuchtete Nase die Geruchsworte von weit entfernten Rufern einfängt.

      Um zu verstehen, wie der Hund tun kann, was er tut, müssen Sie seiner Nase folgen. Was ein Hund erlebt, wird daraus geformt, was er riecht: Wir sehen Bilder in unserem Kopf, er dagegen fängt Gerüche ein; wir sprechen in Worten, er dagegen kommuniziert mit Düften.

      Haben Sie schon eine Erkundungstour durch die Hundenase unternommen? Sind Sie auf einem Korkenzieherwirbel aus Luft in die dunkle Höhle hineingeritten, gegen deren Windungen geprallt und haben schließlich einen Luftstrom erwischt, der Sie nach oben in die Kammer trug, wo sich ein Molekül im Feuchtgebiet niederließ und die zum Gehirn führenden Nerven zu kitzeln begann?

      Ich habe es getan – jedenfalls bin ich der Sache für meinen Geschmack ziemlich nahe gekommen. Ich habe mich in einer Simulation aus der Perspektive eines eingeatmeten Geruchsmoleküls in die Nase hinein begeben. Dieses unwahrscheinliche Video entstand unter Zuhilfenahme von Luftströmungsmodellen, die Dr. Brent Craven im Rahmen computergesteuerter Flüssigkeitsdynamik entwickelt hat. Craven hat sich bisher nicht mit dem Geruchssinn von Hunden als solchem befasst. Seine wissenschaftliche Arbeit dazu, wie Flüssigkeiten und Luft sich bewegen, ist eher Grundlagenforschung, die darauf zielt, zu verstehen, wie biologische Systeme funktionieren. Bei ihrer Anwendung (und bei der Vergabe von Forschungsgeldern) geht es häufig darum, besondere gute Nasen ingenieurtechnisch nachzuahmen und Luftstrommodelle zur Schaffung künstlicher Nasen zum Beispiel für Militärzwecke zu nutzen.

      Den Nasengang, den Craven und sein Team nachgebildet haben, gehört eigentlich zu einem Grauhörnchen, das nach seinen Worten ein absolut guter, aber „viel leichter nachzubauender“ Schnüffler ist. Er wurde im Video mit MRT-Aufnahmen des komplexeren Naseninneren eines Hundes hinterlegt, sodass man beim Anschauen eine Ahnung davon bekommt, wie die holprige, tumultartige und komplexe Reise sich aus der Perspektive eines eingeatmeten Duftmoleküls wohl anfühlen mag.

      Sie reiten also auf einem Geruchsmolekül. Auf einer Mini-Seifenblase, die mit Leichtigkeit selbst auf der sanftesten Brise noch klein, leicht und flüchtig schwebt und segelt. Sie befinden sich in der Nähe einer Hundenase und plötzlich, ganz abrupt, noch viel dichter. Die Nasenöffnungen weiten und nähern sich. Die Luftblase wird eingesaugt. Das Tempo, das sie nun draufhat, ist atemberaubend. Nach dem Modell des Eingangsbereichs der Nasenhöhle eines langschnäuzigen Tieres könnte man die spektakulärsten Achterbahnen überhaupt bauen: Nach einem schnellen Aufstieg, der sich mit dem Steilerwerden der Bahn etwas verlangsamt, eröffnet die Ankunft oben auf dem Gipfel dem Geruchsmolekül einen Ausblick, der das Herz stillstehen lässt: Nichts als Nichts voraus. Es folgt ein Sturzfahrt in die Tiefe, hier und da um enge Kurven, manchmal eine Sekunde lang etwas langsamer, dann wieder Tempo aufnehmend. Immer neue Vorsprünge treten aus den Seitenwänden hervor, auf die das Geruchsmolekül zurast und die Sie dazu zwingen, sich zur Seite zu ducken, sich den Kopf an der Decke zu stoßen und schließlich mit dem Gefühl eines hochgehobenen Magens wieder nach unten zu fallen. Es gibt gewundene Kurven und gefährliche Kanten, und die ganze Zeit werden Sie von einer der Schwerkraft trotzenden Kraft immer tiefer hinein getrieben. Eine Zehntelsekunde später (in der Simulation zweihundertfach verlangsamt) werden Sie letztlich auf einer feuchten Wiese abgesetzt, wo Gräser wie aufrechte Soldaten stehen und Ihre Ankunft erwarten.

      Und das alles, noch bevor Sie das Gehirn erreichen.

       Nasenlöchrig

      Finn grunzt einmal dicht neben mir, um mich aufzuwecken. Zögerlich blinzle ich mit einem Auge. Dessen gesamtes Blickfeld wird von Finns rechter Nasenöffnung eingenommen, die von hier nach da zuckt, so wie wir es machen, wenn wir eine alberne Grimasse ziehen möchten. Das Ergebnis ist, dass ich mein Gesicht zu einem Lächeln verziehe und aufstehe, um ihn zu begrüßen.

      Was ist passiert? Im Grunde beginnt die Riecherei mit der Entdeckung von nur ganz wenigen Molekülen eines Geruchsstoffs. Der Detektor ist die Nase – sie ist der Staubsauger, der diese winzige Spur von Stoff einsammelt. Lassen Sie uns also dort beginnen.

      Wenn Sie einen Hund in Ihrer Nähe haben (und ich hoffe, dass dies immer der Fall ist), bücken Sie sich einmal herunter und sehen sich seine Nase gründlich an. Gehen Sie dicht heran, wirklich ganz dicht – ein freundlicher Hund wird ihre Untersuchung hoffentlich im schlechtesten Fall mit einem entschiedenen Schlecken über Ihre eigene Nase erwidern.

      Normalerweise schauen wir nur auf den behaarten Fang des Hundes, auf seine Schnauze, die bis zu den Augen hinaufreicht und auf beiden Seiten in die Backen hinab übergeht. Hier spielt die Länge eine Rolle: Zwar ist dieser Teil der Nase nicht für die Geruchsentdeckung an sich oder das Schnüffeln zuständig, aber sie ist der genial konstruierte Korridor, durch den das Schnüffelgut gewirbelt werden wird.

      Oder wir schauen auf den feuchten, haarlosen Nasenspiegel, das so genannte Planum nasale oder Rhinarium. Hier beginnt unsere Handlung. Hundenasenspiegel sind faszinierend: so unterschiedlich wie Fingerabdrücke und genauso voller individueller Details. Was die meisten nassen Hundenasenspitzen gemeinsam haben, ist die mosaikartig zerfurchte Oberfläche, auf der vieleckige Zellen in ihrer schimmernder Dunkelheit zu erkennen sind. Diese Oberfläche ist feucht, sodass mehr Gerüche aufgesammelt und in die Nase absorbiert werden können. Außerdem haben sie Temperaturfühler, die sie direkt zu einer kühlen und damit möglicherweise Gerüche tragenden Brise leiten können.

      Und dann die Nasenlöcher! Die Nasenspitze trägt zwei klaffende Öffnungen, die zur zwei bis zwölf Zentimeter weiter nördlich gelegenen echten Nase führen. Denjenigen unter Ihnen, die es schwierig finden, Hundenasenöffnungen toll zu finden, sage ich: Sie haben die Ihres Hundes nur noch nicht lange genug angeschaut. Für Unkundige sind sie einfach nur „Löcher vorn in der Nase“, aber für diejenigen, die den Geruchssinn der Hunde studieren, sind sie „aerodynamische Einlassöffnungen“, deren zwiebelähnliche Form das Einströmen von Luft begünstigt. Umringt werden die Nasenlöcher von hoch entwickelten Muskeln in den Alarfalten. Es ist genau diese Anatomie, die es den Nasenöffnungen ermöglicht, sich aktiv am Schnüffelprozess zu beteiligen und die ihnen so große individuelle Formunterschiede von Hund zu Hund verschafft. Die einen sehen

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