Hund-Nase-Mensch. Alexandra Horowitz

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Hund-Nase-Mensch - Alexandra Horowitz

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zur Beobachtung und Aufzeichnung in sein Labor kommen. Darunter waren Golden Retriever, Airedale Terrier, Labradore und Deutsche Schäferhunde – alle möglichen Nasen, trainierte wie untrainierte. Die Wissenschaftler deponierten eine Auswahl verschiedener Geruchsgegenstände – sehr begehrtes Futter, einige nicht essbare Dinge und neuartige Gerüche, sogar ein bisschen Sprengstoff und den süßlichen Geruch von Marihuana – entweder direkt vor den Hunden oder in einer gewissen Entfernung. Die willigen Probanden begannen sofort zu schnüffeln, ohne dass man sie ein zweites Mal bitten musste. Die Familienhunde und die Spürhunde schnüffelten gleichermaßen, egal, ob man ihnen Hundefutter oder Hasch vorgesetzt hatte. Beide Gruppen zeigten zwei Arten des Schnüffelns. Wenn die riechende Substanz sich weit weg befand, außer Reichweite, zeigen Hunde ein „langes Schnüffeln“ – ein stark richtungsorientiertes, luftansaugendes Schnüffeln, das zwei Sekunden lang dauert. Beim langen Schnüffeln erweitern sich die Nasenöffnungen und die Alarfalte öffnet sich; das Maul kann leicht geöffnet sein. Rufen Sie sich das Bild eines majestätisch wirkenden großen Hundes vor Augen, der mit vorgereckter Brust auf einem Hügel steht und seine Nase in den Wind hält. Das ist der „Langschnüffler“. Diese Art des Schnüffelns ist oft die Anhäufung einer ganzen Reihe von Schnüfflern – viele schwächere Schnüffler werden von einem besonders kräftigen gekrönt. Ein in der Federwildjagd erfahrener Pointer konnte sogar ein besonders langes Schnüffeln beibehalten. „Sir Satan“ – der einzige der getesteten Hunde, der es sich gefallen ließ, dass ein Sensor in seiner Nasenöffnung befestigt wurde – konnte vierzig Sekunden am Stück durch seine Nase einatmen, während er einem vom Wind getragenen Geruch nachlief.

      Befindet sich der Geruch dagegen in der Nähe und auf dem Boden, schnüffeln Hunde in kurzen Einheiten. Als erstes untersuchen sie die Oberfläche. Haben Sie je Ihren Hund dabei beobachtet, wie er mit der Nase im Gras nach einem Spielzeug sucht und es anscheinend nicht findet, obwohl er direkt darüber steht? Hier ist nicht etwa seine Nase defekt, sondern er verschafft sich lediglich eine Gesamtüber“sicht“ über das Gebiet, so wie wir eine Gegend mit den Augen absuchen würden. Typischerweise wird ein Hund mit der Nase voraus geradewegs auf das Spielzeug zugehen, über ihm innehalten, ein klein wenig schnaufend ausatmen und dann weitergehen. Für die anwesenden augenfixierten Zweibeiner mag es so aussehen, als ob der ungeschickte Hund das Spielzeug übersehen hätte, aber dem ist nicht so. Er kommt zu ihm zurück. Er überprüft einfach nur zuerst die Konzentration aller Gerüche in der Nähe, um so die Quelle des stärksten Geruchs zu finden – etwa so, als würden Sie sich erst einmal einen schnellen Gesamtblick über ein aufgebautes Buffet verschaffen, bevor sie sich für die belgische Waffeln entscheiden (die Sie vielleicht von vornherein schon haben wollten). Unterwegs macht der Hund viele kleine, kurze Schnüffler – etwa fünf bis zwölf pro Sekunde, jedenfalls genug, dass ich alleine schon bei der Vorstellung hyperventiliere. Das Schnüffeln findet ungefähr in der gleichen Frequenz statt wie das Hecheln (im Schnitt 5,3 Zungenbewegungen pro Sekunde). Das ist ein energieeffizienter Wert, was auch aufs Schnüffeln zutreffen könnte.

      Der Hund saugt eine Luftmenge aus etwa zehn Zentimetern Entfernung an und atmet sie ein – das ist, was man die „Reichweite“ der Nase nennt. Wenn sie die Gelegenheit haben, werden Hunde, wie jeder leidgeprüfte Besitzer weiß, diese Distanz bis auf einen Zentimeter oder gar direkten Kontakt mit der Geruchsquelle zu verringern versuchen. Manchmal werde ich von Hundebesitzern gefragt: „Wenn ihr Geruchssinn doch so gut ist, warum können sie es dann nicht von hier aus riechen?“ Sprich aus einer sicheren und anständigen Entfernung? Aber wir verwechseln ihre Nasen mit unseren. Sie versuchen gar nicht, das Objekt aufzuspüren, sondern sie versuchen, seine Konturen zu unterscheiden und all seine Merkmale wahrzunehmen, ein Maß seines Geruchs zu nehmen.

      Am schnellsten wird die Luft aus etwa einem Zentimeter Entfernung angezogen. Aus diesem Abstand kann der Hund mit jeder Nasenöffnung unterschiedliche Geruchsproben gewinnen, die ihm letztlich eines bilaterales Geruchsbild, quasi ein „Stereoriechen“ verschaffen. Genau wie die von unseren beiden Augen wahrgenommenen Bilder im Gehirn zu einem dreidimensionalen Bild der Welt zusammengesetzt werden, so helfen dem Hund auch die unterschiedlichen Stärken im Geruchsbild jeder Nasenöffnung, die Geruchsprobe im Raum zu orten – ob sie sich rechts oder links, vor oder hinter ihm befindet.

      Angesichts dieser Tatsache ist die Frage, warum ein Hund seine Nase unbedingt direkt ans Hinterteil eines anderen Hundes halten muss, so, als würde man Sie fragen, warum Sie van Goghs Sternennacht unbedingt von so Nahem betrachten müssen, dass Sie jeden Pinselstrich erkennen, wo Sie es doch auch von der Tür des Nachbarraums aus sehen könnten.*

       Canide Luftströme

      Der deutlichste Unterschied zwischen dem Schnuppern der Hunde und unserem tritt aber zutage, wenn Hunde ausatmen. Unsere Ausatmer gehen auf direktem Weg wieder durch den Eingang hinaus, quasi durch die Tür, durch die sie gekommen sind. Dabei schieben sie alle neue Luft aus dem Weg und verhindern, dass sie reinkommt. Das kann eine großartige Erleichterung sein, wenn Sie einen schlimmen Gestank aus Ihrer Nase vertreiben möchten, schickt aber auch liebliche Düfte davon, noch ehe sie richtig angekommen sind. Wenn ein Hund ausatmet, produziert er das, was Settles charmant als „ausgeatmete verwirbelte canide Nasenöffnungsluftströme“ bezeichnet. Mit Hochgeschwindigkeitsaufnahmen von Hundenasenöffnungen und Luftbewegungen fand Settles heraus, dass Hunde winzige Windströmungen schaffen, indem sie nicht auf geradem Weg ausatmen, sondern durch die Seitenschlitze ihrer Nasen. Diese Strategie minimiert die Verlagerung ankommenden Geruchs durch den Luftstoß, der beim Ausatmen entsteht. Die Flügel der Nasenöffnungen weiten sich, das Nasenflugzeug ist fertig zum Start und die Ausatmungsluft verschwindet durch eine raffinierte versteckte Nebentür. Sie lässt damit nicht nur neuem Geruch freie Bahn, sondern der Luftstoß beim Ausatmen hebt sogar noch mehr Geruchspartikel von der jeweiligen Oberfläche ab und schafft einen Sog, der die nächste Nase voll Geruch in die Hundeschnauze befördert. Die ausgeatmeten Nasenluftströme sind kleine rotierende Wolkentrichter, die Dorothy aus dem „Zauberer von Oz“ mitsamt ihrem Haus und ihrem kleinen Hund direkt nach oben in die Nase ziehen.

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      Sie erinnern sich an die kurze, nachdenkliche Pause, die Ihr Hund über dem Spielzeug macht, das er gerade sucht? Sie dauert nur einen Moment. Er schickt seine „ausgeatmeten Luftströme“ direkt auf die Geruchsquelle, woraufhin weitere Geruchspartikelwolken vom Spielzeug und vom Boden nach oben kommen. Mit diesen Luftströmen vergrößern Hunde im Grunde die Nasenreichweite, indem sie synchron pusten und einsaugen.

      Ein Wissenschaftler, mit dem ich einmal sprach, verglich diese Art des Schnüffelverhaltens mit der Atemtechnik namens Zirkularatmung, die Spieler mancher Holz-oder Blechblasinstrumente lernen müssen. Es ist dieses Schnüffeln ohne Punkt und Komma, das es den Hunden ermöglicht, sich ein ständig fortlaufendes Bild von der Welt zu machen – genau so, wie wir ja auch nicht bei jedem Lidschlag eine Unterbrechung in unserem Sichtbild erfahren.

      Settles machte dieses luftstromgeförderte Schnuppern sichtbar, indem er die spezielle Technik der Schlierenfotografie nutzte. Dabei werden Spiegel und Zeitlupenkameras eingesetzt, um Bilder von Luftströmen festzuhalten. Die Fotos machen erwärmte Luft als verzerrte Wolken sichtbar, die aus Mund und Nase strömen. In Zeitlupen-Schlierenfilmaufnahmen werden die Hundeschnauzen fast körperlich für uns greifbar: Sie strecken sich vor und ziehen sich zurück, um die Luft in Bewegung zu bringen; der Fang scheint sich geradezu zu schlängeln wie eine Qualle, die sich durch die Untiefen des Meeres quetscht. Aber auch mit bloßem Auge können Sie schon etwas davon erkennen: Beobachten Sie einfach einmal Ihren Hund, wie er an einer besonders staubigen Bodenstelle schnuppert. Nach einem besonders energischen Schnüffler an irgendetwas Unsichtbarem können Sie ganz leicht das vom schnaufenden Ausatmen verursachte kleine Wölkchen aus Staub, Schmutz und Geruch erkennen, das in die Luft und vor die Hundenase getrieben wird.

      Kann das Schnüffeln wirklich für den guten Geruchssinn des Hundes verantwortlich sein? Nun ja, es ist eine von mehreren Schlüsselkomponenten. Wir wissen das daher,

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