Hund-Nase-Mensch. Alexandra Horowitz

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Hund-Nase-Mensch - Alexandra Horowitz

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Filzstift hingezeichnet. In manchen Ländern werden Nasenabdrücke zu Identifikationszwecken verwendet: als günstiger Mikrochip sozusagen. Malen Sie die äußere Schicht des Nasenspiegels mit Tinte an und drücken Sie sie auf Papier: Der Nasenabdruck eines Hundes ist das Äquivalent zum Fußabdruck eines neugeborenen Kindes, den die Eltern in der Hoffnung anstarren, daraus irgendetwas über die Zukunft ihres Nachkömmlings herauslesen zu können.

      Hunde können ihre Nasenöffnungen einzeln und unabhängig voneinander benutzen: Wenn sie etwas Neues und „nicht Aversives“, also Neutrales oder Angenehmes, riechen, beginnen sie zuerst mit der rechten Nasenöffnung und wechseln dann zur linken. Forscher haben Wattestäbchen mit verschiedenen Gerüchen befeuchtet, Hunde daran schnüffeln lassen und das Ganze gefilmt. Dabei fanden sie heraus, dass die Gerüche von Zitrone, Futter und dem Sekret von Hündinnen dieses Erst-rechts-dann-links-Schnüffeln auslösten. Konfrontierte man sie hingegen mit dem Geruch von Adrenalin oder dem Schweiß des Haustierarztes (der sich zugunsten der Wissenschaft Wattestäbchen unter die Achseln steckte), schnüffelten die Hunde nur mit dem rechten Nasenloch. Man nimmt an, dass diese Nasenlochpräferenz mit der jeweils beteiligten Gehirnhälfte zusammenhängt. Die rechte Nasenöffnung ist mit der rechten Gehirnhälfte verbunden (also gleichseitig bzw. ipsilateral im Gegensatz zu den anderen Sinnen, die über Kreuz mit der anderen Gehirnhälfte korrespondieren), die wiederum stärker mit Angst- oder Aggressionsverhalten in Verbindung gebracht wird als die linke, die eher bekannte Reize analysiert. Wenn also ein Hund Sie nur mit der rechten Nasenöffnung beschnüffelt, kann es sein, dass er Ihnen gegenüber misstrauisch ist.

      Aber zurück zu den Muskeln rund um die Nasenöffnung. Ich schaue zu, wie mein Hund Upton draußen in einer milden Brise seine Nase – nur die Nasenspitze – nach rechts und links bewegt, so, wie man es nicht für möglich hält, dass eine Hundenasenspitze sich bewegen könnte oder sollte. Seine Nasengymnastik führt dazu, dass seine Nasenöffnungen direkt im Wind sind, Luftwirbel einfangen und einen Geruch erhaschen. Dann öffnen die Nasenlöcher sich weit, um die Menge der eingesogenen Luft zu maximieren. Und schon blickt ein armer kleiner Geruch in das operative Ende des Zielfernrohrs namens Nase und schließt angesichts der bevorstehenden Höllenfahrt die Augen.

       Das Schnuppern

      Wenn ich nach einer Abwesenheit wieder nach Hause komme, beuge ich mich zu Finnegan herunter und lasse ihn an mir schnuppern. Sein dann folgendes Schnüff-schnüff ist beinahe kommunikativ – Nasenphoneme in fröhlichen Satzketten.

      Unser Wissen darüber, was passiert, wenn der Geruch sich oben in der Hundenase mit seiner Zukunft konfrontiert sieht, haben wir hauptsächlich den Arbeiten des Maschinenbauingenieurs Dr. Gary Settles zu verdanken, einem von Cravens früheren Professoren. Settles, heute Emeritus an der Penn State University, hat die Strömungsdynamik – ein Wissenschaftsfeld, das man sonst eher mit dem Design windschnittiger Flugzeuge in Verbindung bringt – für die Erforschung von Nasen eröffnet. Zu meiner großen Freude studiert Dr. Settles das Schnuppern. Er und sein Team bringen Hunden bei, einen speziell konstruierten Maulkorb zu tragen, geben ihnen dann gute Sachen zum Riechen und messen die Strömungsdynamik ihres Schnupperns.

      Settles bezeichnet die Hundenase als klassisches „aerodynamisches Probeentnahmegerät variabler Formgebung“. Das „Probeentnahmegerät“ (die Nase) nähert sich einer Dunstwolke (Luft mit Geruch darin) und transferiert diese in seine innenliegende Sensorkammer (den Nasenhintergrund, wo die neurochemische Zauberei stattfindet).

      Der Transfer geschieht über das Schnuppern. Als unsichtbare Methode zum Einsammeln unsichtbarer Gerüche wurde das Schnuppern lange heruntergespielt. Während das Sehen geschieht, indem Licht auf das Auge „trifft“, treffen außerdem beim Riechen die Gerüche nicht nur auf die Nase, sondern sie segeln geradewegs hinein. Genau deshalb, so vermuten wohl die meisten Menschen, können Gerüche sich auch so aufdringlich anfühlen. Denn wenn man lebt und atmet, kann man ja gar nicht anders, als zu riechen: Mit jedem Atemzug gelangt ein Schluck Luft in die Nase, der vermutlich verschiedene Gerüche mit sich trägt. Es stimmt, dass jeder nasengroße Schluck Luft mit Sicherheit riechbare Stoffe enthält. Es ist jedoch nicht zutreffend, dass das Riechen einfach nur dadurch geschieht, dass man lebendig ist und eine Nase hat. Wie sich herausstellt, muss man schnuppern, um zu riechen. Nicht einfach nur atmen, nicht einfach nur mit geöffneten Nasenlöchern dasitzen. In der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt der auf Selbstversuchen basierenden wissenschaftlichen Entdeckungen,* demonstrierte der Arzt Ernst Heinrich Weber, ein Gründer der modernen Experimentalpsychologie, als erster die Bedeutung des Schnupperns.

      Weber legte sich auf den Rücken, ließ sich eine Lösung aus Wasser und Kölnisch Wasser in die Nasenlöcher gießen und wartete bewegungslos. Genau die Art von Experiment, für die es schwierig ist, viele Freiwillige zu finden! Was Weber herausfand, war: Das normalerweise üppig riechende Eau de Cologne war nicht wahrnehmbar. Er konnte es nicht riechen, wenn es einfach nur passiv in seine Nase eingeführt wurde.

      Weber nahm deshalb eine mit Kölnisch Wasser gefüllte Nase auf sich, weil er die Frage klären wollte, ob Gerüche in flüchtiger Form vorliegen müssen oder ob man sie auch in Flüssigkeit wahrnehmen kann. Sein Wort war nicht das letzte, das hierzu gesprochen wurde. Hundert Jahre später erneuerten Forscher die Experimente zu den Riechmethoden: Einige wiederholten Webers Nasevoll-Versuch in Rückenlage, andere hielten Personen, die wie ein Trompeter durch ihre Lippen bliesen, starke Gerüche vor und wieder andere versuchten, schlafenden Menschen in der Schlafapnoe zwischen zwei Atemzügen Gerüche intravenös zu injizieren. Alle diese Studien hatten im Aufbau ein gemeinsames Element: Auf keinen Fall sollten die Probanden schnuppern. Die Ergebnisse? Keins der irritierten Subjekte nahm irgendeinen Geruch wahr. Beim normalen Atmen schafft es nur ein sehr kleiner Teil der Luft, die Sie einatmen, bis hinauf in denjenigen Teil der Nase, in dem die Zellen für Empfang und Weiterverarbeitung des Geruchs liegen. Man muss einfach energisch die Luft einschnuppern.

      Also nur zu, schnuppern Sie mal! Schnuppern ist der inhalierende Teil eines Atemzugs (man schnuppert ein, aber nicht aus – dieser Teil wäre eher ein Schnauben), der oft zu hören ist, aber nur ein Minimum an Anstrengung erfordert. Es wird sicher unterschätzt wie viele unterschiedliche Arten von Schnuppern es im Tierreich gibt. Elefanten schnuppern kräftig, wobei sie ihren Rüssel über einem Geruch schweben lassen oder ihn zu einem „Periskop-Schnuppern“ in die Luft strecken. Wüstenrennmäuse schnuppern schnell und mit hin und her zitternder Nase; wohingegen Schildkröten ein zeitlupenartiges Erkundungsschnuppern zeigen, bei dem sie ihren Hals ausstrecken, sich mit ihren Köpfen nach unten orientieren und ihre Nasenlöcher weiten. Beim Ausatmen kann ein kleines Staubwölkchen entstehen. Der Neuguinea-Dingo „schnupf-schnüffelt“ gar, wenn er Beute wie zum Beispiel eine Wühlmaus verfolgt, die sich in einem Loch oder unter der Vegetation versteckt. Er bläst dabei kräftig durch die Nase aus, bevor er wieder ebenso kräftig einatmet.

      Als die Caniden vor mehr als zehn Millionen Jahren zum ersten Mal auf der Bildfläche erschienen, wurde ihnen das Schnuppern durch die blasebalgartigen Lungen und eine vermutlich ziemlich simpel konstruierte Nase ermöglicht. Bei Fischen, Fröschen und Reptilien ist die Schnauze nur eine Höhlung, die es ermöglicht, dass Wasser und Luft direkt zu den Geruchszellen befördert werden. Was immer noch komplizierter ist als bei den Wirbellosen, von denen viele zwar eine Menge riechen, aber nicht, indem sie Gerüche einatmen. Wirbellose besitzen Geruchsdetektoren wie zum Beispiel Antennen außerhalb ihres Körpers, sodass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als sich direkt in die Geruchsquelle hinein zu begeben. Andere, wie etwa der Hummer, schicken ihr Sinnesorgan zum Schnüffeln vor; wieder andere riechen, indem sie einfach nur fliegen oder ihren Körper bewegen und sich so von der Luft oder vom Wasser treffen lassen.

      Für Hunde ist diese grobe Methode jedoch nichts. Sie schnüffeln nicht nur mehrfach, in unterschiedlicher Frequenz und mit unterschiedlicher Absicht, sondern sie beherrschen auch eine geniale Art des Ausatmens, die sie beim Riechen unterstützt.

      Settles entdeckte,

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