Manka, das Mammut. Lothar Streblow
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Manka aber geriet in ihrer Ungeschicklichkeit mit den Füßen an das glatte Eis, glitt ab und rutschte spritzend halb ins Wasser. Die nasse Kälte erschreckte sie. Und sie begann heftig zu zappeln.
Im gleichen Augenblick spürte sie von hinten einen anderen Rüssel, der sie hochhob. Die Tante hatte energisch mit zugepackt. Und mit vereinten Kräften zogen die beiden Großen die tropfnasse Manka aufs Trockene.
Noch etwas verdutzt über das unverhoffte Bad stand Manka am Ufer. Da platschte es direkt hinter ihr, Wasser spritzte über sie hinweg. Rundu war ebenfalls in den Bach gefallen, nur noch weiter hineingerutscht. Hilflos trompetete er seine Angst über die Tundra. Doch auch er wurde von seiner Mutter und seiner größeren Schwester rasch ans Ufer befördert. Und die wärmende Sonne trocknete den beiden Kleinen das Fell.
Begegnung am Pingo
Von Osten her begann es zu dämmern. Die Sonne blieb noch hinter fahlem Grau verborgen. Und viel heller wurde es auch nicht. Ein trüber Tag hüllte die Tundra in mageres Licht. Leichter Nieselregen näßte Blüten und Gräser. Und im dichten Wollhaar der Mammuts hingen winzige Tropfen.
Die Großen hatten sich längst erhoben. Mammuts hatten einen kurzen, tiefen Schlaf, wie alle Elefanten. Meist schliefen sie nur zwei bis drei Stunden, beschützt von einander sich ablösenden Wachen, erhoben sich dann, entleerten sich und suchten nach Nahrung. Als schlechte Futterverwerter hatten sie eigentlich dauernd Hunger. Essen war ihre Hauptbeschäftigung während des Tages.
Mammutbabys aber schliefen länger; sie brauchten viel mehr Schlaf. Auch Manka schlief noch, zusammen mit Rundu und Singa, den Kopf auf einem moosüberzogenen Stein, ihre kurzen Beine behaglich von sich gestreckt. Das harte Nachtlager in der Tundra störte sie nicht.
Plötzlich fühlte sie sich sehr unsanft geweckt. Ihr Bruder Ranko scheuerte gemächlich sein Hinterteil an ihrem Rücken. So was störte zwar erwachsene Mammuts nicht, die dabei ruhig weiterschliefen, Manka jedoch rutschte durch die unerwartete Berührung mit ihrem Kopf von dem Stein. Unwirsch trompetete sie durch ihren kleinen Rüssel.
Auch Ranko wurde durch Mankas Trompeten erschreckt. Fürsorglich beruhigte er sie. Immer wieder strich er ihr mit seinem Rüssel behutsam übers Gesicht. Sie hörte auf zu trompeten. Doch nun spürte sie das Knurren ihres Magens. Und bei Ranko gab es keine Milch.
Mit erstaunlicher Geschwindigkeit stellte sie sich auf ihre kurzen Beine und blickte sich suchend um. Ihre Mutter stand nur wenige Schritte entfernt und sah sie an; sie hatte die beiden genau beobachtet. Aber sie kam nicht näher. Geräuschvoll klatschte sie mit ihren beiden Ohren; so rufen alle Elefanten ihre Kinder. Und dieses Signal mußte Manka lernen.
Manka begriff, daß sie selbst zu ihrer Milchquelle gehen mußte. Noch ein wenig steif vom Schlaf tappte sie hinüber. Ihre Mutter begrüßte sie liebevoll, tätschelte sie mit ihrem Rüssel und stellte sich über sie, damit Manka bequem trinken konnte.
Als Manka satt war, suchte sie jemand zum Spielen. Doch Rundu und Singa schnarchten noch. So blieb ihr nur ihr älterer Bruder.
Inzwischen hatte Ranko sich ein Stück entfernt. Gar nicht weit erhob sich mitten in der Tundra mehr als hundert Meter hoch ein riesiger Pingo, wirkte wie ein kleiner Vulkan. Diese mächtigen Frostaufbrüche bestanden in ihrem Innern aus massivem Eis, die dunkel-erdige Außenhülle jedoch war mit einer dichten Pflanzendecke bewachsen. Und hier suchte Ranko sein Morgenfrühstück.
Dieser seltsame Hügel interessierte Manka. Unbekümmert lief sie hinter Ranko her, der gemächlich mit seinem Rüssel Pflanzen abrupfte und sich in den Mund schob. Und es schien ihm zu schmecken.
Bereitwillig bot er seiner kleinen Schwester etwas von dem vorgekauten Grünzeug an. Er wußte genau, daß es zu den Aufgaben der älteren Geschwister gehörte, die kleineren zu beschützen und zu füttern, auch wenn er sich selbst manchmal noch gern füttern ließ.
Manka zögerte kurz, naschte dann aber ein wenig Pflanzenbrei von Rankos Rüsselspitze. Mehr mochte sie nicht. Milch schmeckte ihr entschieden besser.
Ein flatterndes Geräusch lenkte sie ab. Oben auf dem Gipfel des Pingos bewegte sich etwas. Ein Gerfalk hatte sich die Pingospitze als Aussichtspunkt gewählt, um nach Beute auszuspähen. Er beachtete Manka überhaupt nicht.
Nur kamen nicht alle Geräusche von dem Greifvogel. Am unteren Rand des Pingos bewegte sich noch etwas anderes, bewegte sich sehr geräuschvoll mit höchst eigenartigen Lauten. Noch war nichts zu erkennen. Aber kurz darauf tauchte hinter der Rundung des Abhangs ein massiges Tier auf: wollhaarig wie ein Mammut, mit tonnenschwerem Körper, aber kurzen Beinen und zwei mächtigen spitzen Hörnern auf der Nase.
Manka blieb erschrocken stehen. Ein Nashorn war ihr noch nie so dicht begegnet. Und auch das Nashorn schnaubte überrascht, musterte die beiden jungen Mammuts mißtrauisch aus kleinen Augen. Dann wandte es sich gleichmütig ab, zerkaute gemächlich die harten Steppengräser. Offenbar fühlte es sich durch die Gesellschaft der Kleinen nicht gestört.
Von Nashörnern hatte Manka noch keine Ahnung. Mit einer Mischung aus Ängstlichkeit und Neugier betrachtete sie den hornbewehrten Koloß.
Ihr Bruder aber futterte unbeeindruckt weiter am Rand des Pingos. Ranko kannte sich mit Nashörnern aus. Er wußte aus Erfahrung, daß sie manchmal mitten in einer Mammutherde ästen. Und meist duldeten die Mammuts sie auch. Nur selten scheuchte ein alter Mammutbulle sie weg. Und die Nashörner zogen sich dann prustend zurück.
Allmählich kam das Nashorn immer näher: mit bedrohlich wirkenden Hörnern. Und jetzt wurde es Manka doch ein bißchen unheimlich. Schutzsuchend drängte sie sich an ihren Bruder, während Ranko und das Nashorn friedlich miteinander futterten. Und sie blieben auch friedlich. Manka hatte wieder etwas gelernt.
Schlammspiele
Mücken tanzten in der Mittagssonne, umsurrten die haarigen Gestalten. Manka trottete mit Rundu und Singa einträchtig zwischen den Großen. Die Herde wanderte auf einer schmalen Mammutstraße durch die Tundra.
Weithin war die flache Landschaft von Tümpeln und Sümpfen durchzogen, nur selten unterbrochen von kiesigen Flächen und Gestein. Aber der alte Rasu und die Bullen an der Spitze wußten genau, wo der unsichere Boden sie trug. Und die Herde verließ sich darauf.
Schmackhaftes Futter gab es hier genug. Noch leuchtete die Tundra bunt, schimmerte mit silbrig glänzenden Schöpfen das Wollgras, blühten goldgelb die Halbkugeln des Tundraflohkrauts auf nassen Böden. An trockneren und steinigen Stellen wuchsen Flechten und Moosbeeren und die flammend roten Blätter der Bärentraube, dazwischen zahllose grüne Kräuter und Gräser und ein paar vereinzelte Zwergbirken.
Die Mammuts waren nicht wählerisch, auch wenn ihnen manches besser schmeckte als anderes. Sie futterten, was ihnen vor die Rüssel kam, mästeten sich gemächlich Fettpolster an für den langen harten Eiszeitwinter.
Auch Manka naschte jetzt öfter von dem vorgekauten Pflanzenbrei. Und die Großen gaben ihr bereitwillig davon ab. Sich selbst Futter zubereiten konnte Manka noch nicht. Und zusammen mit der körperwarmen Muttermilch gab das eine nahrhafte Kost.
Mit einemmal stockte die Spitze der Herde. Am lichtblauen Himmel türmten sich mächtige Kumuluswolken. Kein Windhauch bewegte die laue Luft. Zu Hunderttausenden stiegen Mücken und Fliegen aus den Sümpfen. Trotz des wollig-dichten Mammutfells fanden sie immer noch genügend freie Stellen für ihre Stiche: im Innern der Ohren, am Rüsselende und rund um die Augen. Und gegen Insektenstiche waren