Wildfell Hall. Anne Bronte
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Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß dies meine Schwester Rosa war, ich weiß, daß sie noch eine hübsche Matrone und ohne Zweifel — in Ihren Augen — noch eben so liebenswürdig ist, wie an dem glücklichen Tage, wo Sie ihrer erst ansichtig wurden. Ich ahnte damals nicht, daß sie nach wenigen Jahren die Frau eines Mannes werden würde — der mir damals noch ganz unbekannt, aber bestimmt war, später zu einem engeren Freunde zu werden, als selbst sie, — zu einem vertrautem, als der unmanierliche, siebzehnjährige Bursche, der mich im Hausgange, als ich herabkam, beim Kragen faßte und bei nahe umgeworfen hätte und zum Lohne für seine Unverschämtheit einen schallenden Schlag über den Schädel er hielt, welcher indeß davon keinen ernstlichen Nachtheil erlitt, da er erstlich dicker, als gewöhnlich und zweitens durch einen reichlichen Wulst kurzer, röthlicher Locken geschützt wurde, die meine Mutter kastanienbraun nannte.
Als wir in das Zimmer traten, fanden wir die geehrte Dame auf ihrem Armstuhle am Kamin sitzend und strickend, wie sie gewöhnlich zu thun pflegte, wenn sie nichts zu thun hatte. Sie hatte den Heerd rein gefegt und ein hellloderndes Feuer zu unserm Empfange gemacht, die Magd so eben das Teebrett hereingebracht und Rosa langte die Zuckerschale und die Theebüchse aus dem Kasten in dem schwarzeichenen Buffet, das in der milden Dämmerung des Zimmers wie polirtes Ebenholz glänzte
»Nun, da sind sie Beide,« rief meine Mutter, indem« sie, ohne die Bewegung ihrer geschäftigen Finger und glänzenden Nadeln dadurch verzögern zu lassen, sich nach uns umblickte. — »Nun, macht die Thüre zu und kommt an’s Feuer, während Rosa den Thee bereitete ihr müßt sicher halb verhungert sein, — und erzählt mir, was Ihr den ganzen Tag gethan habt, ich möchte gern wissen, was meine Kinder thun.«
»Ich habe das graue Füllen zugeritten — nichts Leichtes — das Umpflügen der letzten Weizenstoppeln geleitet — denn der Ackerknecht hat nicht soviel Verstand, um es selbst zu thun — und einen Plan zur ausgedehnten und wirksamen Entwässerung der tiefen Wiesen aus geführt.«
»Du bist ein braver Junge! — Und Fergus, was hast Du gethan?«
»Einen Dachs ausgegraben!«
Und nun begann er eine ausführliche Erzählung seiner Jagd und der einzelnen Züge von Tapferkeit, welche der Dachs und die Hunde entwickelt hatten, wobei meine Mutter that, als höre sie mit der tiefsten Aufmerksamkeit zu, und sein beliebtes Gesicht mit einem Vorrathe mütterlicher Bewunderung betrachtete, welchen ich für seinen Gegenstand höchst unproportionirt hielt.
»Es wird Zeit, daß Du etwas Anderes thust, Fergus,« sagte ich, sobald mir eine momentane Pause in seiner Erzählung ein Wort einzuschieben gestatten.
»Was kann ich thun?« fragte er; »meine Mutter will mich nicht auf die See gehen oder in die Armee treten lassen und ich bin einmal entschlossen, nichts Anderes zu thun, außer so viele Dummheiten, daß Ihr am Ende froh sein werdet, mich, unter welchen Bedingungen es auch sein mag, los zu werden.«
Unsere Mutter streichelte ihm besänftigend die steifen, kurzen Locken. Er brummte und versuchte ein mürrisches Gesicht zu machen, und dann setzten wir uns, der dreimal wiederholten Aufforderung Rosa’s gehorsam, Alle um den Tisch
»Nun, trinkt Euern Thee,«M sagte sie; »jetzt will ich Euch sagen, was ich gethan habe. Ich bin zum Besuch bei den Wilsons gewesen und es ist tausend Schade, daß Du nicht mitgingst, Gilbert, denn Elise Milward war dort.«
»Nun, was solls mit ihr?«
»O nichts! — Ich habe nicht im Sinne, Dir etwas von ihr zu erzählen — nur daß sie ein nettes, amüsantes, kleines Ding ist, wenn sie sich in guter Laune befindet, und ich würde gar nichts dawider haben, wenn Du sie —«
»Still, still, mein liebes Kind, Dein Bruder denkt nicht daran,« flüsterte meine Mutter eindringlich und hielt den Finger warnend in die Höhe.
»Nun,« fuhr Rosa fort, »ich wollte Euch eine wichtige Neuigkeit erzählen, die ich dort gehört habe — das Geheimniß hat mich fast zum Platzen gebracht — Ihr wißt, daß es vor einem Monate hieß, daß Jemand im Begriff sei, Wildfell Hall zu miethen — und — denkt Euch, — jetzt ist es schon seit mehr als einer Woche bewohnt — und wir haben nichts davon gewußt.«
»Unmöglich!« rief meine Mutter.
»Unsinn!!!« schrie Fergus.
»Es ist wirklich so! — und das von einer einzelnen Dame.«
»Guter Gott, Kind, das Haus ist ja eine Ruine.«
»Sie hat zwei bis drei Zimmer in wohnlichen Stand setzen lassen und dort lebt sie ganz allein, außer einer alten Frau, die sie bedient.«
»Du lieber Gott, das verdirbt den ganzen Witz — ich hoffte schon, daß sie eine Hexe wäre,« bemerkte Fergus, während er sich ein zolldickes Butterbrot abschnitt.
»Unsinn, Fergus.«
»Ist es aber nicht sonderbar« Mama?«
»Sonderbar! — ich kann es kaum glauben.«
»Aber Sie können es glauben,« den Jane Wilson hat sie gesehen. Sie ist mit ihrer Mutter hingegangen, die natürlich, sobald sie hörte, daß sich eine Fremde in der Gegend befand, auf Nabeln und Kohlen saß, bis sie bei ihr gewesen war und, so viel sie konnte, aus ihr herausgelockt hatte. Sie heißt Mrs. Graham und ist in Trauer, nicht in Witwentrauer, sondern in Halbtrauer, und sie wäre ganz jung, heißt es — nicht über fünf oder sechsundzwanzig Jahr — aber so zurückhaltend. — Sie versuchten alles Mögliche, um ausfindig zu machen, wer sie sei und wo sie herkommt u. s. w., aber weder Mrs. Wilson mit ihren hartnäckigen, impertinenten, geradezu gestellten Fragen, noch Miß Wilson mit ihren geschickten Manövern, war im Stande, eine einzige zufriedenstellende Antwort, oder auch nur eine beiläufige Bemerkung oder einen zufälligen Ausdruck aus ihr zu bringen, der geeignet war, ihre Neugier zu befriedigen, oder den schwächsten Lichtstrahl auf die Geschichte, die Verhältnisse oder Familie der Dame zu werfen. Ueberdies hat sie sich höflich gegen sie benommen, das war aber auch Alles, denn Jene konnten deutlich sehen, daß es ihr lieber war: Leben sie wohl! zu sagen als: Wie befinden sie sich? — Elise Milward sagt aber, daß ihr Vater beabsichtige, sie bald zu besuchen, um ihr einige geistliche Ratschläge zu ertheilen, deren sie, wie er fürchtet, bedarf, da sie bekanntlich schon vorige Woche in die Nachbarschaft gezogen, dessenungeachtet aber am vergangenen Sonntag nicht in der Kirche erschienen ist, und sie — das heißt Elise — will ihn bitten, mitgeben zu dürfen und ist über zeugt, daß sie etwas aus ihr bringen kann — Du weißt, Gilbert, daß sie Alles thun kann, was sie will — und auch wir sollten einmal einen Besuch dort machen, Sie wissen ja, daß es die Schicklichkeit gebietet?«
»Natürlich, mein liebes Kind; das arme Ding, wie einsam es ihr sein muß.«
»Und beeilt Euch damit, und vergeßt nicht, mir Nachricht zu bringen« wie viel Zucker sie in ihren Thee thut und was für Hauben und Schürzen sie trägt, und was sie sonst noch angeht, denn ich weiß nicht, wie ich leben soll, bis ich es weiß,« sagte Fergus mit äußerst ernsthaftem Gesichte
Wenn er aber erwartet hätte, seine Rede als ein Meisterstück des Witzes aufgenommen zu sehen, so mißlang ihm dies gänzlich, denn kein Mensch lachte. Darüber ließ er sich aber nicht aus der Fassung bringen, denn als er einen Mundvoll Butterbrot zu sich genommen hatte und eben einen Schluck Thee hinterschlucken wollte, brach der Humor der Sache mit so unwiderstehlicher Gewalt auf ihn ein, daß er vom Tische aufspringen und schnaubend und fast erstickend aus dein Zimmer stürzen mußte und eine Minute später in furchtbarer Pein im Garten