Rauhnächte. Группа авторов

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hatte er diese Worte geflüstert, raschelte es im Gebüsch, und der Tischler meinte, feine Stimmchen lachen zu hören. Er sah hinter den Busch, doch da war nichts. Enttäuscht wandte er sich um – und da standen zwei kleine Wichte vor ihm.

      »Menschenkind, gib gut acht,

      bei vollem Mond der Neujahrsnacht

      hat mancher schon sein Glück gemacht.

      Dreimal wünsche, doch wünsche klug:

      Dann hast du für dein Leben genug.«

      Damit verschwanden sie, als hätte der Wind sie fortgeweht, und nur ein leises, fernes Gelächter hing im Wald. Der arme Tischler wusste nicht, ob er geträumt hatte. Was hatten die Wichte gesagt? Er habe drei Wünsche? Er wollte schon den ersten Wunsch aussprechen, da fiel ihm ein, dass der Großvater nicht nur von der rechten Zeit und dem rechten Ort, sondern auch von der Höflichkeit gesprochen hatte. Er hatte ihn auch einen Spruch dazu gelehrt. Er verbeugte sich und sprach:

      »Ich danke den Herren des Waldes.

      Ich ehre die Herrin des Waldes.

      Ich danke euch für eure Gabe …«

      Es gab noch eine Zeile, doch die wollte ihm nicht einfallen. Schließlich sagte er:

      »… auch wenn ich sie nicht verdienet habe.«

      Da erschien ein riesenhafter alter Mann und donnerte: »Wünschen willst du also? Aber den Dankspruch kennst du nicht?«

      Der Tischler zitterte und sprach: »Vergebt mir, Herr des Waldes.«

      Der Alte nickte. »Deine Absicht war gut, und auch dein Reim war zwar nicht richtig, doch recht. Doch da du den richtigen Spruch nicht weißt, hast du nur einen Wunsch. Drum wünsche dreifach klug!« Er reichte dem Tischler einen Eisenring. »Steck den Ring an deinen Finger. Sprich deinen Wunsch, und drehe den Ring, und du wirst bekommen, was dir zukommt.«

      Der Tischler hätte den Herrn des Waldes gerne noch befragt. Aber der war so plötzlich verschwunden, wie er gekommen war. Der Tischler rief noch einmal in den Wald: »Ich danke dem Herrn des Waldes und allen seinen Untertanen!«

      Nun begann das Nachdenken. Was könnte er sich wünschen? Einen Beutel Gold. Nein, besser eine Truhe Gold. Oder eine große Werkstatt in der Stadt. Könnte er nicht, wenn er es sich nun schon wünschen dürfte, sogar Graf sein? Dem armen Tischler wurde ganz schwindelig.

      Doch er war ein guter Kerl, und er hatte den Erzählungen seiner Großeltern immer genau zugehört. Wie viele Geschichten hatte er gehört, wo jemandem Wünsche gewährt wurden, doch seine törichten, selbstsüchtigen Wünsche hatten ihm nur Unglück gebracht!

      So dachte der Tischler an seine liebe Frau, an seine geliebten Kinder und an seine alte, gute Mutter, und alle Selbstsucht verschwand aus seinem Herzen.

      »Ich wünsche mir nur, dass es meinen Lieben gut im Leben gehen möge!« Und er bemerkte kaum, dass er dabei den Ring gedreht hatte.

      Der Tischler war nun voller Zuversicht und ging mit frohem Herzen nach Hause. Es war noch immer die arme Hütte, doch er fühlte sich, als würde er in ein Schloss einkehren. Als er die Tür öffnete, stürmten seine Frau und seine Kinder zu ihm und fragten, was er denn so lange im Wald getan habe? Doch der Tischler lächelte nur, denn er wusste, dass man nicht leichtfertig von den Begegnungen mit dem kleinen Volk sprechen durfte.

      Und wurde sein Wunsch erfüllt? Ja, doch nicht wie ein Zauber, sondern ganz so, als ob alles seinen natürlichen Gang ginge. Die alte Mutter wurde wieder gesund, niemand wurde mehr krank, und die Familie war arm, aber glücklich. Und schließlich verließ auch die Armut das Haus, die so viel Glück nicht ertragen konnte.

       Albenkönigin Hildur

      imageinst wohnte ein Bauer auf einem Hof in den Bergen und es ist weder überliefert, wie er noch wie sein Hof hieß. Der Bauer war unverheiratet, wohnte aber mit einer Haushälterin namens Hildur zusammen, über deren Herkunft die Leute wenig wussten. Sie bestimmte über alles innerhalb des Hauses und war sehr tüchtig. Alle auf dem Hof hatten sie gern, besonders der Bauer, wenngleich die beiden keine Liebesbeziehung verband, denn Hildur war trotz ihrer freundlichen Art eine schweigsame und scheue Frau.

      Mit dem Hof des Bauern gedieh es zum Besten, doch fiel es ihm schwer, Hirten zu bekommen. Seine Wirtschaft stand auf schwachen Beinen, wenn ein Hirte fehlte. Weder war der Bauer hart gegenüber seinen Hirten, noch litten sie bei Hildur Mangel. Es hatte sich vielmehr herumgesprochen, dass Hirten auf diesem Hof nicht alt würden: Jeden Weihnachtsmorgen fand man einen tot im Bett.

      Zu jener Zeit war es hierzulande üblich, dass man eine Christmette hielt. Diese zu besuchen galt als nicht weniger feierlich wie jene am Weihnachtstag selbst. Aber von den Berghöfen, von denen es weit zur Kirche war, war es Hirten unmöglich, rechtzeitig zur Messe zu gelangen. Die Hirten durften erst zur Kirche gehen, wenn sie mit dem Aufgehen des Sterns zwischen neun und Mittag ihre Arbeit verrichtet hatten. Immerhin mussten sie den Hof in der Christnacht nicht bewachen, wie dies in den Nächten vor Weihnachten und vor Neujahr üblich war, während Herr und Gesinde in der Kirche waren. Seit Hildur zu dem Bauern gekommen war, hatte sie immer angeboten, alle Arbeiten zu übernehmen, die an dem großen Fest anfielen. Sie wachte die ganze Nacht und die Leute waren oft schon wieder von der Mette zurück und schliefen, wenn Hildur endlich zu Bett ging.

      Als es nun eine Weile so gegangen war, dass die Schafhirten in der Christnacht ein plötzlicher Tod ereilte, verbreitete sich die Kunde im ganzen Bezirk. Und doch waren der Bauer und sein Hof frei von Verdacht. Alle waren ohne äußere Einwirkung gestorben. Schließlich entschied der Bauer, er könne es nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren, Schafhirten in den sicheren Tod hinein zu verpflichten. Das Schicksal solle weisen, wie es weitergehe.

      Als der Bauer fest entschlossen war, niemanden mehr bei sich aufzunehmen, kam eines Tages ein Mann zu ihm – kerngesund und munter – und bot ihm seine Dienste an. Der Bauer sagte: »Ich brauche deine Dienste nicht.« Der Ankömmling fragte: »Hast du für den nächsten Winter schon einen Schafhirten?« Der Bauer verneinte. »Du wirst doch gehört haben, wie es meinen Hirten bisher ergangen ist.« »Gehört habe ich es wohl«, sagte der Mann, »aber ihr Geschick kann mich nicht abhalten, dein Schafhirt zu sein.« Der Bauer gab nach und stellte ihn ein. Nun verging die Zeit, und Bauer und Hirte gewöhnten sich gut aneinander. Auch auf dem Hof konnten ihn alle gut leiden, denn er war ein prächtiger Kerl, tapfer und fleißig.

      Die Zeit bis Weihnachten verging. Da machte sich der Bauer mit seinem Gesinde wie gewohnt am Weihnachtsabend zur Kirche auf, während seine Wirtschafterin allein zu Hause und der Hirte bei dem Vieh waren. Nun vergeht der Abend und der Hirte kommt wie gewohnt nach Hause, isst und geht zur Ruhe. Es denkt, dass es sicherer wäre, wach zu bleiben, was auch immer geschehe. Dennoch hat er keine Angst. Spätnachts hört er die Kirchgänger heimkommen, essen und schlafen gehen. Da ist er arg erschöpft und der Schlaf scheint ihn zu besiegen, doch er wendet alle Kraft dagegen auf. Nach einer kurzen Weile hört er, dass jemand zu seinem Bett kommt, und er meint, Hildur zu erkennen. Er tut, als schlafe er tief und fest. Da spürt er, dass sie ihm etwas in den Mund stopft. Er versteht, dass dies das Zaumzeug für einen Gandritt ist, und gewährt ihr, es ihm anzulegen. Als sie ihn aufgezäumt hat, führt sie ihn hinaus, steigt auf seinen Rücken und reitet ihn, bis sie zu einer Erdspalte kommen. Da steigt sie an einem Stein ab und nimmt die Zügel mit. Dann verschwindet sie vor seinen Augen.

      Dem

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