Rauhnächte. Группа авторов

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Rauhnächte - Группа авторов

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abzulegen, nicht weit käme, denn durch diesen war er mit starkem Zauber belegt. Er rieb seinen Kopf an dem Stein, scheuerte die Trense ab und ließ sie zurück. Dann stürzte er sich in die Erdspalte, in die Hildur verschwunden war. Er war nicht weit gekommen, da erblickte er Hildur. Sie eilte über eine grüne Wiese. Jetzt meinte er zu verstehen, dass Hildur über mehr Zauber verfügte, als man in der Menschenwelt kannte. Er war auch sicher, dass sie ihn sofort sehen würde, wenn er ihr über die Wiese folgte. Er nahm einen Tarnkappenstein hervor, den er bei sich trug, und hielt ihn in der linken Hand. Dann rannte er ihr so schnell wie möglich hinterher.

      Am Ende der Wiese stand ein großer, wunderschöner Palast, auf den Hildur zuschritt. Da sah er, dass eine Menschenmenge auf sie zukam. Als Erster ging ein Mann, der am prächtigsten gewandet war und der Hildur als seine Frau willkommen hieß. Die anderen begrüßten sie als ihre Königin. Da kamen zwei größere Kinder, die Hildur freudig als ihre Mutter umarmten. Danach gingen alle in den Palast und Hildur wurde der würdigste Empfang zuteil. Königliche Gewänder wurden ihr angelegt und ihre Hände mit Gold besteckt. Der Schafhirte hielt sich in der Menge gerade so weit entfernt, dass er alles sehen konnte. Hier war so viel schöner Zierrat, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Nun wurde der Tisch gedeckt und Essen aufgetragen. Hildur nahm auf dem Hochsitz neben dem König Platz, und der Hof zu beiden Seiten, und so aßen sie alle einige Zeit lang. Dann wurde die Tafel aufgehoben und Höflinge und Damen gingen zum Tanz, aber König und Königin sprachen miteinander. Dem Hirten schien das Gespräch zärtlich zu sein, jedoch von sorgenvollem Ton.

      Da kamen drei Kinder, jünger als die, von denen vorher die Rede war, und begrüßten ihre Mutter. Hildur nahm dies liebevoll an; dann hob sie das jüngste Kind auf ihre Knie und spielte mit ihm, doch das Kind quengelte und war unruhig. Da nahm die Königin das Kind von ihrem Schoß, zog einen Ring von ihrer Hand und gab ihn dem Kind zum Spielen. Das Kind verstummte und spielte eine Weile mit dem Gold, ließ es aber auf den Boden fallen. Der Hirte zögerte nicht, griff nach dem Ring, steckte ihn ein und bewahrte ihn sorgfältig auf. Niemand bemerkte dies, aber allen kam es seltsam vor, dass sie den Ring nicht fanden, sosehr sie auch suchten.

      Als die Nacht verging, machte sich Hildur zur Abreise fertig, aber alle baten sie, zu bleiben, und waren sehr traurig, dass Hildur sie verlassen wollte. Der Schafhirte hatte eine steinalte Frau mit bösartigem Aussehen bemerkt. Sie war die Einzige gewesen, die Königin Hildur weder begrüßt hatte noch daran hindern wollte, wegzugehen. Als der König sah, dass Hildur reisefertig war, ging er zu der Frau und sprach: »Nimm deinen Fluch zurück, liebe Mutter, und erfülle meine Bitte, dass meine Königin nicht mehr länger von mir fern lebe und unser Beisammensein nicht mehr so selten und kurz sei, so wie das schon so lange der Fall ist.« Die alte Frau antwortete barsch: »Mein Fluch bleibt und ich werde ihn niemals lösen.« Der König ging gramgebeugt zur Königin, legte seine Hände um ihren Hals, küsste sie und bat sie noch einmal mit zärtlichen Worten, nicht wegzugehen. Die Königin sagte, dass sie wegen des Fluchs seiner Mutter keine andere Wahl habe. Wegen des Unglücks und der Todesfälle, die sich schon ereignet hätten und so viele an der Zahl seien, werde sie einen hohen Preis zahlen müssen, auch wenn sie gezwungen worden sei, so zu handeln.

      Da machte sich der Schafhirte auf den Weg, ging über das Feld zu der Erdspalte und geradezu hinauf. Dann steckte er den Tarnkappenstein in seine Tasche, legte den Zaum an und wartete auf Hildur. Nach einer Weile kam Hildur mit traurigem Gesicht, setzte sich auf seinen Rücken und ritt nach Hause. Dort legte sie den Schafhirten behutsam ins Bett und zog ihm den Zaum ab, und ging danach zu ihrem Bett und legte sich schlafen. Der Schafhirte tat, als ob er schliefe. Aber als keine Gefahr mehr bestand, schlief er tief und fest bis zum nächsten Tag.

      Am nächsten Morgen stand der Bauer als Erster auf, um nach seinem Hirten zu sehen. Er rechnete mit dem Schlimmsten. Als der Bauer den Schafhirten berührte, spürte er, dass der Hirte lebte. Da erfüllte den Bauern eine unsagbare Freude und er lobte Gott inbrünstig. Der Schafhirte erwachte. Da fragte der Bauer, ob er sagen könne, was sich in der Nacht zugetragen habe. Der Hirte verneinte, »aber einen wundersamen Traum hatte ich«. »Was für einen Traum?«, fragte der Bauer. Der Schafhirte begann zu erzählen, dass Hildur zu seinem Bett getreten und ihm das Zaumzeug angelegt hatte und gab jedes Detail wieder, so wie er sich am besten erinnern konnte. Als er geendet hatte, wurden alle still bis auf Hildur, die sagte: »Du bist ein Lügner – es sei denn, du könntest beweisen, dass alles sich so ereignet hat, wie du behauptest.« Der Schafhirte antwortete nicht, sondern zog den Ring hervor, den er im Albenreich an sich genommen hatte, und sagte: »Ich habe einen Zeugen dessen, dass ich heute Nacht bei den Alben gewesen bin – oder ist das nicht dein Fingerring, Königin Hildur?« Hildur sprach: »So viel ist sicher, dass du, der glücklichste und gesegnetste Mensch, mich von dem Bann meiner Schwiegermutter befreit hast. Ich bin gezwungen worden, all die Verbrechen zu begehen, die sie mir auferlegte.« Und dann erzählte Hildur ihre Geschichte: »Ich war eine Albenmaid nichtadliger Herkunft, aber jener, der nun König über das Albenreich ist, verliebte sich in mich. Und gegen den Willen der Schwiegermutter heiratete er mich. Da wurde sie so rasend, dass sie ihren Sohn verfluchte, er solle nur kurze Zeit Freude an mir haben und wir sollten einander nur ab und zu sehen. Aber mir erlegte sie auf, dass ich eine Magd in der Menschenwelt sein müsse und mir das Unglück folge, dass ich in jeder Christnacht einen Menschen umbringen müsse. Ich müsse einen Gandzaum auf den Schlafenden legen und ihn denselben Weg reiten, den ich diesen Schafhirten diese Nacht ritt, um den König zu treffen; und das sollte sich so lange wiederholen, bis mir diese Verbrechen nachgewiesen würden. Dann würde ich getötet – außer, ich träfe einen unerschrockenen und geistesgegenwärtigen Mann, der sich zutraute, mir in das Albenreich zu folgen, und der danach beweisen könnte, dass er dorthingekommen sei und das Treiben der Leute erlebt hätte. Seit ich hierhergekommen bin, haben alle Schafhirten des Bauern um meinetwillen den Tod gefunden. Dennoch hoffe ich, dass mir nicht die Schuld an etwas gegeben wird, das ich unfreiwillig tat, denn niemand hat zuvor den unterirdischen Weg und die Wohnstatt der Alben erkundet, bis dieser wackere Mann mich aus meinem Zauber und dem Schicksal löste. Ihm werde ich danken, auch wenn es noch einige Zeit dauert. Jetzt will ich hier nicht länger bleiben. Ich danke euch herzlich, denn ihr habt mir Gutes getan, aber mich drängt es nach Hause.«

      Von dem Schafhirten ist zu berichten, dass er heiratete und im nächsten Frühling einen Hof errichtete. Der Bauer war beim Abschied großzügig und so musste er seinen Hof nicht mit leeren Händen errichten. Er wurde der tüchtigste Bauer im Bezirk und die Leute suchten ihn auf, wenn sie Rat oder seine Gesellschaft wünschten, und sein Glück war so groß, dass die Leute nichts dergleichen gesehen hatten. Sie meinten, jedes Schaf hätte zwei Köpfe. Doch der Hirte wusste, dass er all sein Wohlergehen Hildur zu verdanken hatte.

       Das Weitwiesenweiberl oder Die Fahrt über den Königsee

      imageas Weitwiesenweiberl war in den Bergen um Berchtesgaden unterwegs. Man erzählte, wenn sich ein Fuhrwerk oder ein Wanderer in der Nacht verirrt hatte, dann sei des Öfteren das Weitwiesenweiberl aufgetaucht und habe mit seiner Laterne dem verirrten Wanderer oder dem Fuhrmann auf den richtigen Weg zurückgeholfen, ihnen sozusagen »heimgeleuchtet«.

      Sobald der Irrgänger die Landschaft oder den Weg erkannte und alleine weiterfand, verschwand das Weitwiesenweiberl wieder und erwartete keinerlei Dank für seine Hilfe. Mehr noch: Wenn man dem Weitwiesenweiberl hinterherschaute, ihm gar nachlief oder ihm ein »Dank dir recht schön« hinterherrief, dann konnte es passieren, dass ein schlimmes Unglück eintrat.

      In den beginnenden 60er-Jahren war einmal viel zu früh ein eiskalter Winter angebrochen und der Königsee war vollkommen zugefroren. Da wohnte in Ramsau der Ellinger Franz, ein junger Bursch, der aus einem reichen, schmucken Bauernhof herstammte. Franz hatte ein Auge auf eine fesche junge Bedienung geworfen, die Doyscher Elis, eine »Böhmische«, die in der Gastwirtschaft in St. Bartolomä in Diensten stand.

      Nun hatte der lebenshungrige Ellinger sich vorzeitig seinen Erbteil

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