Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan
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Читать онлайн книгу Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan страница 22
Während seiner Worte eilte eine Frau in die Zentrale, den Pony aus blonden Haaren an der Stirn verschwitzt. Hope Tiranjaar war die Sicherheitschefin an Bord – von der BJO BREISKOLL herübergewechselt.
Ninasoma sah sie auffordernd an: »Hope?«
»Es gibt katastrophale Technikzusammenbrüche im gesamten Schiff, soweit ich sehe«, rief sie, noch immer außer Atem. »Ich wollte in einen Antigravschacht. Er fiel direkt vor mir aus. Ein Mann ist an mir vorbeigestürzt. Ohne das automatische Sicherheitsnetz wäre er tot.«
Für eine Sekunde schloss Rhodan die Augen. Hopes Worte weckten eine Assoziation, eine Erinnerung an eine Katastrophe, die lange zurücklag, und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart spürbar geblieben waren. Natürlich konnte es eine andere Erklärung geben, aber er fühlte, dass er mit diesen Überlegungen der Wahrheit auf die Spur kam.
»Wahrscheinlich ist sämtliche höherwertige Technik betroffen«, sagte er. »Wir müssen auf robuste Technologie setzen, um die Lage an Bord unter Kontrolle zu bringen.«
»Und woher nehmen wir so etwas?«, fragte Sichu an seiner Seite. »Robuste Technologie? In einem der modernsten Kreuzer der Liga?«
Wenn er das nur wüsste. »Den Sensordaten zufolge waren wir nahe am Neptunmond Triton«, sagte er. »Da der Antrieb nicht funktioniert und gegensteuern kann, müssen wir wissen, ob uns der Mond bereits anzieht.«
Etwas dramatischer formuliert hätte er die Frage stellen können: Stürzen wir ab? Denn genau das befürchtete Rhodan, wenngleich es keine Möglichkeit gab, das zu überprüfen. Solange sämtliche Technologie versagte, konnten sie aus der Zentrale nicht nach draußen blicken.
»Meine Pilotenkonsole ist energetisch tot«, sagte Farye. »Ohne Zugriff auf Umgebungsdaten oder sonst irgendetwas.«
»Ich bin an dem Problem dran«, meldete Ninasoma. »Aber solange der Rechner nicht funktioniert, finde ich keine Antworten.« Er deutete auf Hope Tiranjaar, die gerade erst die Zentrale betreten hatte. »Bring es mit deinen Leuten in Erfahrung!«
Sie bestätigte und kündigte an, sich auf einer einfachen Funkfrequenz zu melden, die sie mit Terzio Adamoto absprach – genau die Art robuster Technologie, die Rhodan meinte. Sofort danach eilte die Sicherheitschefin aus dem Raum.
Perry Rhodan sah seiner Frau in die Augen. »Was glaubst du, Sichu?«
»Dass wir heute nicht sterben.« Sie lächelte schmallippig. »Wenn du allerdings den Zustand des Schiffes meinst, fehlen mir Informationen. Deine Worte zeigen mir jedoch, was du vermutest. Du rechnest mit einer erhöhten Hyperimpedanz in dieser kosmischen Region.«
Illustration: Dirk Schulz
Er nickte.
»Was ein weiterer Beweis dafür wäre, dass dies hier nicht das Solsystem ist.«
»Falsch«, meinte Rhodan. »Es ist nicht das Solsystem. Aber darum kümmern wir uns später. Wenn wir tatsächlich überleben. Deine andere Vermutung stimmt genau. Was wir gerade erleben, erinnert mich an damals. An den Hyperschock.«
Am 11. September 1331 NGZ, vor über 700 Jahren, hatte sich im bekannten Universum schlagartig die sogenannte Hyperimpedanz erhöht – eine kosmische Konstante, deren Veränderung zum Ausfall fast aller höherwertigen Technologie führte. Eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes, die zu Beginn zahllose Todesopfer forderte und weitreichende Konsequenzen nach sich gezogen hatte. Technologie musste sich gewissermaßen neu erfinden und sich in den Grundlagen an die neuen Bedingungen anpassen. Vieles, was man vorher als selbstverständlich angesehen hatte, war seit damals unmöglich oder zumindest merklich erschwert. Etwa intergalaktische Fernreisen.
Jeder in der TESS QUMISHA wusste vom Hyperschock – aus der Historie. Kein Raumfahrer kam in seiner Laufbahn an solchen Fakten vorbei, ganz zu schweigen davon, dass es zur Allgemeinbildung gehörte.
Perry Rhodan jedoch hatte diesen Tag persönlich erlebt, vor etwas mehr als 200 Jahren seiner Lebenszeit. Fünf weitere Jahrhunderte hatte er übersprungen, in der Suspension an Bord der RAS TSCHUBAI, ehe er nach dem Erwachen in ein neues Zeitalter geworfen worden war.
Wenn Rhodans Verdacht stimmte, wenn es am anderen Ende der Zerozone tatsächlich einen kosmischen Bereich erhöhter Hyperimpedanz gab – dann wunderte es ihn nicht, dass die meiste Technologie der TESS QUMISHA ausfiel.
Dann würden weder Antigrav- noch Impulstriebwerke ihres Schiffes funktionieren.
Dann trieben sie in einem gigantischen metallenen Klotz durchs All und konnten nur hoffen, dass wenigstens die Lebenserhaltung weiterhin ihren Dienst versah.
»Es erklärt nicht die Explosionen«, sagte Sichu, nur um sich sofort selbst zu verbessern: »Oder doch. Eine nicht nur dezent, sondern massiv erhöhte Hyperimpedanz würde als Folge der Ausfälle und Rückkopplungen die gesamte technische Konfiguration völlig überlasten. Überhitzungen, detonierende Aggregate ...« Sie sprach immer leiser, die letzten Worte gingen in ein Murmeln über, das Rhodan nicht mehr verstehen konnte. Dann straffte sich ihre Haltung. »Ich brauche Zugang zum Hauptrechner. Und zu den Systemen der Lebenserhaltung.«
»Offenbar denkst du dasselbe wie ich«, sagte Rhodan.
Während Sichu zur Mitte der Zentrale eilte, meinte sie: »Könnte man ja fast romantisch nennen.«
Rhodan folgte ihr. »So kenne ich dich ja gar nicht.«
»Wie denn?«
»So ... süffisant?«
»Todesgefahr weckt ungeahnte Talente«, konterte sie, als sich plötzlich das Holo wieder aufbaute. Beim nächsten Schritt stieß ihr Kopf mitten durch die Sonne. Sie blieb stehen. »Ich brauche Zugriff zu einer Arbeitsstation, die nicht energetisch tot ist!« Merkur zog über ihren Oberkörper. »Da das Holo aktiv ist ... Terzio?«
»Es gibt teilweisen Speicherzugriff. Keine aktuellen Ortungseingänge, die Projektion greift die alten ...«
Da stand Sichu neben ihm. »Lass mich die Systeme der Lebenserhaltung prüfen!«
Aus der Arbeitskonsole drang eine Stimme – Hope Tiranjaar meldete sich. »Meine Leute hatten sich bereits um den Antrieb gekümmert. Totalausfall sämtlicher Aggregate. Und ja – wir stehen Triton zu nahe. Seine Schwerkraft zieht uns an. Wir stürzen ab. Die Daten kommen nur sehr verzögert und ...« Sie stockte. »Fragt nicht. Jedenfalls bleiben uns etwa fünfzehn, höchstens zwanzig Minuten bis zum Aufschlag.«
»Sind die Beiboote manövrierfähig?«, fragte Sichu.
»Wir überprüfen es«, sagte Hope.
»Unwahrscheinlich«, meinte Rhodan. »Ich brauche den genauen Absturzwinkel. Die Lage der TESS QUMISHA im Verhältnis zum Mond. Wenn wir ein Schott öffnen und Atmosphäre ablassen, wird das unseren Kurs minimal verändern.«
»Kommandant?«,