ACT in Klinik und Tagesklinik. Группа авторов

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ACT in Klinik und Tagesklinik - Группа авторов

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und Defusion

      Bereitschaft/Offenheit und Defusion sind zusammen mit Präsenz im Hier und Jetzt und Selbst-als-Kontext Kernkompetenzen des Akzeptanzteils der ACT. Akzeptanz meint das Annehmen des eigenen inneren Erlebens mit dem Bewusstsein, dass wir daran kurzfristig nichts ändern können und dass Kampf, Kontrolle und Vermeidung von Ängsten, Traurigkeit, Schmerzen und anderem leidvollem Erleben dieses nur verstärken.

      Menschen erfahren Schmerz. Schmerz ist grundlegender Bestandteil menschlichen Erlebens. Ängste, Traurigkeit, körperliche Schmerzen und anderes unangenehmes (aversive) Erleben gehören zur natürlichen Erfahrung und ermöglichen erst Veränderung und Wachstum. Patientinnen und Patienten erscheinen häufig gefangen im Kampf, in der Vermeidung oder im Bemühen um Kontrolle über dieses natürliche Vorkommen von körperlichem und psychischem Schmerz: aus Angst vor der Angst werden Situationen und Orte nicht mehr aufgesucht, die Sorge um Schmerzen oder Körperempfindungen steht im Zentrum des Alltags, unangenehme/unangemessene Gedanken werden mit Zwangshandlungen neutralisiert, auf Traurigkeit und Niedergeschlagenheit wird mit Resignation und Rückzug von allen sozialen Beziehungen reagiert. Dem daraus erwachsenden Leid über den Schmerz hinaus begegnen wir mit der ACT mit einem anderen Vorschlag: Statt Kampf-, Vermeidungs- und Kontrollstrategien zu lernen und zu etablieren, laden wir dazu ein, das ursprüngliche, natürliche Leid zu akzeptieren: es bereitwillig mitzunehmen, es anzunehmen, Frieden damit zu schließen. Damit werden Ressourcen frei, um sich wieder mit wichtigen Dingen zu befassen. Bereitschaft geht also den Fragen nach: Wie sehr ist ein Mensch bereit und in der Lage, seinem inneren Erleben offen zu begegnen und es friedlich anzunehmen?

      Wie können die Mitglieder von professionellen Behandlungsteams diese Fertigkeit fördern und mit Patientinnen und Patienten trainieren? Wie im privaten oder beruflichen Alltag werden auch im Klinikkontext immer wieder Emotionen aktiviert. Der Hinweis auf das Erleben auf dieser Erfahrungsebene ist schon hilfreich, um das Bewusstsein dafür zu schulen. Darüber hinaus können Sie mit etwas Zeit und Mitgefühl Menschen dabei begleiten, ihre innere Erlebniswelt zu entdecken: bei einem Gespräch die Gefühle erkunden, die jemand in Bezug auf seine Behandlungssituation erlebt, bei einem Spaziergang auf dem Klinikflur oder dem Klinikgelände, Anregungen geben, um das emotionale Repertoire in Reaktion auf Sinneseindrücke zu erkunden. Dabei ist es wichtig, selbst offen sowohl dem eigenen Erleben gegenüber wie auch dem Erleben der Patientinnen und Patienten gegenüber zu bleiben. Seien Sie Modell und geben Sie Ihren Patientinnen und Patienten damit die Möglichkeit zu erfahren, dass sie Gedanken und Gefühlen, auch Schmerzen nicht ausweichen müssen, um präsent und in Kontakt mit einem anderen Menschen sein und bleiben zu können.

      Übung »Gefühlsreise«/»Hexaflex-Übung«

      Unternehmen Sie mit Ihrer Patientin oder Ihrem Patienten an einem ruhigen Ort (Behandlungszimmer, Patientenzimmer) eine innere Reise zu den eigenen Gefühlen. Erkunden Sie gemeinsam den Ort, an dem jemand ein Gefühl besonders stark körperlich spürt. Lassen Sie die Patientin oder den Patienten sich diesen Ort vorstellen und erkunden. Ermutigen Sie, dabei zu bleiben, auch wenn der Schmerz spürbar bleibt, wenn Tränen fließen, indem Sie Worte wie »öffnen«, »weiten«, »Raum machen«, »hineinatmen« verwenden. Bleiben Sie an einem Punkt mit dieser Übung, bevor Sie sie beenden oder tiefer hineingehen, bis die Patientin oder der Patient bereit ist, im Empfinden zu bleiben (Harris 2011, S. 79 ff.).

      Übung »Anker werfen«

      Besonders bei sehr angespannten, erregten Patientinnen und Patienten kann es sinnvoll sein, die Sinnesempfindungen im Moment und die eigene Körperwahrnehmung zu aktivieren, um Dissoziationsneigung oder auch Hyperventilation zu mindern. Dazu lassen Sie Ihre Patientin oder Ihren Patienten sich aufrecht hinsetzen und stellen. Lassen Sie sie bzw. ihn den Kontakt zum Boden verstärken, indem sie oder er die Beinmuskeln anspannt. Orientieren Sie dann auf Sinneseindrücke: »Was sehen Sie jetzt? Was hören Sie jetzt? Können Sie meine Stimme/mich hier mit Ihnen wahrnehmen? Können Sie den Kontakt zu Ihrem eigenen Körper wahrnehmen (Hände ineinander verschränken, Hand auf die eigene Schulter legen, auf den Bauch)? Atmen Sie ein und aus und wieder ein, in einem ruhigen Rhythmus?« Fragen Sie kontinuierlich nach, wie präsent jemand in diesem jeweiligen Moment ist. Eine Skala von 1 bis 10 kann dabei hilfreich sein (Harris 2011, S. 268 ff.).

      Menschen denken. Wir beschreiben, analysieren, bewerten, prognostizieren, wählen aus, usw. Unser Verstand hilft uns dabei, Eindrücke zu ordnen, zu sortieren, unsere Reaktionen zu benennen, Erklärungen zu finden, Voraussagen zu formulieren. All dies ist nützlich, um sich in der Welt zurechtzufinden und sich zu entwickeln. Doch diese Fertigkeit hat eine Kehrseite: der menschliche Verstand versucht dem inneren Geschehen mit den gleichen Strategien zu begegnen und wir sind so daran gewöhnt, uns darauf zu verlassen, dass dies hilfreich ist, dass wir alle inneren Kommentare unseres Verstandes für bare Münze nehmen. Im Allgemeinen können wir uns darauf verlassen, dass auf nicht hilfreiche Gedanken auch wieder hilfreiche folgen und wir in der Lage sind, auszuwählen, welche uns für das Verfolgen unserer Ziele und Werte dienlich sind.

      Patientinnen und Patienten – d. h. Menschen, die meist bereits über längere Zeit in Krisen leben – können dies häufig nicht mehr. Sie versuchen mit ihrem Verstand (mitunter mitbedingt durch psychopathologische hirnphysiologische Prozesse), das Leiden zu kontrollieren oder zu mindern. Zu erkennen ist diese Verstrickung zum Beispiel daran, dass sie ohne sichtbare emotionale Beteiligung immer wieder das Gleiche berichten (»Geschichten, die Staub ansetzen«), reden wie einstudiert, »gefangen« erscheinen in ihren Gedanken, permanent begründen, warum sie sich einem aktiven Leben nicht zuwenden können (z. B. Angst, Schmerzen, kein Geld, arbeitslos, usw.), an Regeln festhalten, auch wenn sie einen hohen Preis für dieses Festhalten bezahlen, permanent über sich selbst und andere urteilen, »verschmolzen« erscheinen mit ihrer Vergangenheit oder Zukunft. All dieses verbale Verhalten beinhaltet Hinweise auf rigide Denkmuster: Sackgassen, Denkfallen, die in der Beständigkeit das Leiden verstärken.

      Aus ACT-Perspektive ist es hilfreich, die so entstandene Verstrickung mit Gedanken (seien es Erinnerungen, Annahmen, Bewertungen, Befürchtungen) zu lösen. Diese Kompetenz wird Defusion genannt: die Distanzierung von Denkinhalten; das Bewusstsein darüber, dass Denken ein fortlaufender Prozess ist, der Änderungen unterliegt. Der Mensch kann seine Gedanken als Gedanken wahrnehmen und wählen, ob er einem Gedanken folgt oder nicht. Gedanken verursachen Handeln nicht (wie in älteren kognitiven Therapiemodellen beschrieben), sondern Gedanken geben (wie Gefühle auch) Impulse für Handlungen, denen wir nachgeben können oder auch nicht. Der Verstand produziert fortlaufend Gedanken, aus denen Menschen für ihr Handeln wählen können.

      Übung »Situationen beschreiben«

      Lassen Sie Patientinnen und Patienten Situationen, Gedanken über die Situation und Handlungen in der Situation getrennt voneinander beobachten und beschreiben. Dies trainiert die Fähigkeit, diese drei Ebenen von Situationswahrnehmung zu unterscheiden.

      Übung »Post-Its«

      Gedanken werden einzeln auf Klebezetteln notiert. Die Klebezettel werden für die Person sichtbar auf die Kleidung geklebt. Dann werden verschiedene Handlungen ausgeführt – die zum Teil den Gedanken entsprechen oder auch widersprechen oder auch etwas ganz anderes beinhalten. Die Person beschreibt ihre Erfahrungen, trotz bzw. mit den Gedanken-Klebezetteln zu handeln.

      Commitment: Werteorientierung und engagiertes Handeln

      Den Kampf aufzugeben, Schmerz und Leid anzunehmen, stellt eine große Herausforderung dar. Es ist daher wichtig zu wissen, warum wir uns dieser Herausforderung stellen und sie annehmen möchten. Eine einfache Bitte der Therapeutin oder des Therapeuten ist hierfür nicht ausreichend. Selbst wenn Patientinnen und Patienten pflichterfüllend Aufgaben in Angriff nehmen und neues Verhalten ausprobieren, so ist dies häufig

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