Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman. Marisa Frank
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Читать онлайн книгу Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman - Marisa Frank страница 31
»Tja. Damit ist Ihre Frage schon beantwortet«, sagte er nun, und es klang traurig. »Ich wäre wohl besser in der Stadt geblieben, wo ich meine Freunde und Kollegen hatte. Aber die große Wohnung – es war sehr teuer und auch zu mühsam. Und wie gesagt: ich fühlte mich ziemlich allein. Ich war sehr glücklich verheiratet«, schloß er leise.
»Ich auch.« Auguste wandte ihm das Gesicht zu, und jetzt erst sah sie ihn richtig an. »Ich glaube, es geht mir besser!«
»Das hoffe ich!« Er lachte. »Ich habe Ihnen etwas für Ihren Kreislauf gegeben und auch etwas Fiebersenkendes.«
»Danke!« Er sah nett aus. Sympathisch. Und auch gut. Mittelgroß, kräftig, er hatte ein volles Gesicht mit einem weißen Bart und sich über der Stirn ziemlich lichtendes weißes Haar. Um die Augen, die unter buschigen Brauen lagen, war ein Kranz von Fältchen. Bestimmt war er früher ein fröhlicher Mensch gewesen, bevor er die Dummheit begangen hatte, zu seinem Sohn und dessen Familie zu ziehen. Aber freilich, ein Mann alleine…
Dr. Wenden jr. war ihr nie besonders sympathisch gewesen. Aber auch nicht unsympathisch. Er war – blaß. Hatte nicht die Ausstrahlung seines Vaters oder seines Großvaters. Wahrscheinlich stand er unter dem Pantoffel. Sie mußte unwillkürlich lachen.
»Na, wenn Sie bereits über mich lachen können, ist es ein gutes Zeichen!« fand Dr. Wenden sen.
»Ich hatte nicht über Sie gelacht!« versicherte Auguste. »Aber ich denke, ich kann Sie nun entlassen. Damit Sie noch ein wenig Schlaf bekommen, bevor Sie morgen in die Praxis müssen.«
»Morgen ist keine Sprechstunde! Morgen ist Sonntag!« erinnerte er sie. »Aber ein bißchen Schlaf kann trotzdem nicht schaden.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Vier Uhr! Auch Sie sollten noch schlafen!«
»Ich glaube, jetzt gelingt es mir auch«, meinte Auguste.
»Ich schaue morgen nach der Sonntagsmesse bei Ihnen vorbei«, versprach Dr. Wenden.
»Das ist nicht notwendig! Wirklich! Ich will Ihnen doch nicht den Sonntag verderben!«
»Ich schaue trotzdem vorbei. Morgen wird bei uns nicht gekocht, die Haushaltshilfe hat frei, und ich gehe mit meinen Enkeln zum Essen!«
»Dann kommen Sie doch nicht nach der Kirche, sondern anschließend ans Essen auf ein Täßchen Kaffee!« schlug Auguste zu ihrer eigenen Überraschung vor.
»Ich glaube nicht, daß ich Ihnen morgen schon Kaffee erlaube!« sagte Dr. Wenden ernst.
»Na gut: dann trinke ich Tee und Sie…«
»Ich trinke auch Tee!«
»Wunderbar! Dann bis morgen – um –?«
»Drei Uhr? Haben Sie da schon ausgeschlafen?«
»Wenn ich bis dahin im Bett bleibe – bestimmt!« versicherte Auguste.
Als er gegangen war, kam Emma noch einmal ins Zimmer.
»Ein sehr netter Herr, der alte Herr Dr. Wenden!« stellte sie zufrieden fest.
»Das finde ich auch«, stimmte Auguste ihr zu.
»Mir gefällt er besser als sein Sohn!« fuhr Emma fort.
»Mir auch!«
»Sie sehen jetzt auch schon besser aus – nicht mehr so – kalkweiß! Ich bin entsetzlich erschrocken!«
»Arme Emma! Aber jetzt schnell ins Bett.«
»Sie brauchen wirklich nichts mehr?« Emma sah sie besorgt an.
»Nein, Emma, wirklich nicht! Gute Nacht! Und schlafen Sie morgen aus!«
»Danke, Frau Gräfin! Und gute Nacht!«
Auguste hörte, wie sie draußen in der Diele laut gähnte. Sie schmunzelte. Brave Emma! Und sie hatte recht: dieser Dr. Wenden war ein wirklich sehr netter…
Auguste Sturmeck schlief friedlich bis tief in den Morgen.
*
»Na, Opa, wo hast du dich
heute nacht rumgetrieben?« begrüßte der fünfzehnjährige Jakob Dr. Andreas Wenden, als dieser noch unausgeschlafen zum gemeinsamen Frühstück erschien. Die zwölfjährige Ursula kicherte albern.
»Ich wurde nach Schloß Sturmeck gerufen!« erklärte der alte Arzt.
»Und? Was fehlte den armen Grafens?« Jakob gab sich betont lässig.
»Arztgeheimnis«, gab sein Großvater zur Antwort. »Kennst du die Familie?«
»Was heißt kennen«, brummte Jakob. »Der Aribo – so ein blöder Name! – geht zwei Klassen über mir. Die reden doch nicht mit so einem ›Baby‹!« Er zuckte die Schultern.
»Er ist sehr nett und sieht soooo süß aus!« schwärmte Ursula. »Wie ein echter Märchenprinz!«
Andreas Wenden schmunzelte und Jakob sagte verächtlich:
»Weiber! Alle gleich blöd!«
»Du bist selber blöd!« konterte Ursula. »Ich bin die Klassenbeste! Und was bist du?«
»Auch Einstein ist einmal sitzengeblieben. Und Bismarck ebenso«, war die ungerührte Antwort, und Wenden lachte über die Schlagfertigkeit.
»Da habe ich ja einen Enkel mit wahrhaft eindrucksvoller Zukunft!« meinte er. »Hoffentlich erlebe ich noch deine Wahl zum Bundeskanzler!«
»Ich gehe lieber in die Forschung. Da muß man einen nicht ganz so miesen Charakter haben wie in der Politik!«
»Hört, hört!« Wenden hob die Brauen. »Du könntest ja der Idealist sein, der die Welt rettet!«
»Dazu braucht es mehr als einen«, erwiderte Jakob trübe, und Ursula, die dieses Thema langweilig fand, erkundigte sich wieder nach den Sturmecks:
»Kennst du auch die Zwillinge, Opa?«
»Zwillinge?«
»Ja. Zwei tolle hübsche Mädchen. Aber ganz verschieden.«
»Zweieiige, du Klassenbeste!« warf ihr Bruder ein. Sie streckte ihm die Zunge raus.
»Das ist doch klar, wenn sie verschieden sind!«
»Nein, ich habe nur die alte Dame besucht. Ach ja: was macht ihr heute nachmittag?«
»Warum?« wollte Ursula wissen.
»Ich muß nochmals zur Gräfin und nachsehen, wie es ihr heute geht«, gab Wenden zur Antwort.
»Ich habe morgen Latein-Schularbeit«, seufzte Jakob. »Könntest du mich später abfragen?«
Wenden überlegte einen Moment.
»Bis sechs Uhr bin ich spätestens zu Hause.«