Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen. Henrik Ibsen

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Die berühmtesten Dramen von Henrik Ibsen - Henrik Ibsen

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Das sage ich Dir, Peter; und es ist meine aufrichtigste und festeste Überzeugung –!

      Stadtvogt. Als Angestellter hast Du kein Recht eine separate Überzeugung zu haben.

      Stockmann betroffen. Kein Recht, eine –!

      Stadtvogt. Als Angestellter, sage ich. Als Privatperson, – du lieber Gott, das ist eine andere Sache. Aber als subalterner Beamter des Bades darfst Du keine Überzeugung aussprechen, die im Gegensatz zu der Deiner Vorgesetzten steht.

      Stockmann. Das geht zu weit! Ich, als Arzt, als Mann der Wissenschaft, sollte nicht das Recht haben, zu –!

      Stadtvogt. Die Angelegenheit, um die es sich hier handelt, ist nicht rein wissenschaftlich; es ist eine kombinierte Angelegenheit; es ist sowohl eine technische als auch eine ökonomische Angelegenheit.

      Stockmann. Ach, zum Donnerwetter, meinetwegen kann sie sein, was sie will! Ich will die Freiheit haben, mich über alle möglichen Angelegenheiten der Welt auszusprechen!

      Stadtvogt. Bitte sehr. Aber nur nicht über die Angelegenheiten des Bades –. Das verbieten wir Dir.

      Stockmann aufbegehrend. Ihr verbietet –! Ihr! Solche –!

      Stadtvogt. Ich verbiete es Dir, – ich, Dein oberster Vorgesetzter; und wenn ich es Dir verbiete, so hast Du zu gehorchen.

      Stockmann bezwingt sich. Peter, – wahrhaftig, wärst Du nicht mein Bruder –

      Petra reißt die Tür auf. Vater, das darfst Du Dir nicht gefallen lassen!

      Frau Stockmann hinter ihr her. Petra! Petra!

      Stadtvogt. Aha, man hat gehorcht.

      Frau Stockmann. Es war so laut hier; und da war es unvermeidlich, daß wir –

      Petra. Ja, ich habe gestanden und gehorcht.

      Stadtvogt. Na, eigentlich ist mir das nur lieb –

      Stockmann kommt näher. Du sprachst mir von verbieten und gehorchen –?

      Stadtvogt. Du hast mich gezwungen, in diesem Ton zu reden.

      Stockmann. Und nun soll ich mit einer öffentlichen Erklärung mich selbst auf den Mund schlagen?

      Stadtvogt. Wir erachten es für unumgänglich nötig, daß Du eine Erklärung veröffentlichst, wie ich sie verlangt habe.

      Stockmann. Und wenn ich nun nicht – gehorche?

      Stadtvogt. So erlassen wir selbst eine Erklärung zur Beruhigung des Publikums.

      Stockmann. Sehr gut, – aber dann schreibe ich gegen Euch. Ich bleibe bei meiner Ansicht; ich werde beweisen, daß ich recht habe und Ihr unrecht. Was wollt Ihr dann machen?

      Stadtvogt. Dann werde ich nicht verhindern können, daß Du Deinen Abschied bekommst.

      Stockmann. Was –!

      Petra. Vater, – den Abschied!

      Frau Stockmann. Den Abschied!

      Stadtvogt. Den Abschied als Badearzt. Ich werde mich veranlaßt sehen, augenblicklich Kündigung zu beantragen und Dir alle Funktionen zu untersagen, die mit dem Bade etwas zu tun haben.

      Stockmann. Und das würdet Ihr wagen?!

      Stadtvogt. Du selbst bist es, der hier ein gewagtes Spiel spielt.

      Petra. Onkel, das ist ein empörendes Vorgehen gegen einen Mann wie Vater!

      Frau Stockmann. Willst Du wohl schweigen, Petra!

      Stadtvogt sieht Petra an. Aha, man versteigt sich hier schon zu Meinungsäußerungen. Ja natürlich. Zu Frau Stockmann. Frau Schwägerin, vermutlich sind Sie die Besonnenste hier im Hause. Bieten Sie allen Einfluß auf, den Sie auf Ihren Mann haben; bringen Sie ihm zum Bewußtsein, was für Folgen diese Geschichte sowohl für seine Familie –

      Stockmann. Meine Familie geht keinen andern als mich etwas an.

      Stadtvogt. – sowohl für seine Familie, sage ich, als auch für die Stadt haben wird, in der er lebt.

      Stockmann. Der das wahre Wohl der Stadt will, das bin ich! Ich will die Mängel aufdecken, die früher oder später ans Tageslicht kommen müssen. O, es wird sich schon zeigen, ob ich meine Vaterstadt liebe!

      Stadtvogt. Du? Und da gehst Du in verblendetem Trotze hin und schneidest der Stadt die wichtigste Nahrungsquelle ab.

      Stockmann. Die Quelle ist vergiftet, Mensch! Bist Du denn toll?! Wir leben hier vom Hökerhandel mit Unrat und Fäulnis! Das ganze aufblühende Leben unseres Gemeinwesens saugt seine Nahrung aus einer Lüge!

      Stadtvogt. Hirngespinste – oder noch etwas Schlimmeres. Ein Mann, der so beleidigende Insinuationen gegen seine eigene Vaterstadt schleudert, muß ein Feind der Gesellschaft sein.

      Stockmann auf ihn zu. Und das wagst Du –!

      Frau Stockmann wirft sich zwischen beide. Thomas!

      Petra faßt ihren Vater am Arm. Nur Ruhe, Vater!

      Stadtvogt. Ich will mich nicht Gewalttätigkeiten aussetzen; Du bist jetzt gewarnt. Überlege Dir denn, was Du Dir und den Deinen schuldig bist. Adieu. Ab.

      Stockmann geht auf und ab. Und eine solche Behandlung muß ich mir gefallen lassen! In meinem eigenen Hause, Käte! Was sagst Du dazu!

      Frau Stockmann. Gewiß, es ist eine Schmach und eine Schande, Thomas –

      Petra. Könnte ich diesem Onkel nur an den Kragen –

      Stockmann. Es ist meine eigene Schuld; ich hätte mich schon längst auf die Hinterbeine stellen, – ihnen die Zähne zeigen, – um mich beißen sollen! – Mich einen Feind der Gesellschaft zu nennen! Mich! Das lasse ich, bei meiner Seele Seligkeit, nicht auf mir sitzen!

      Frau Stockmann. Aber, bester Thomas, Dein Bruder hat nun einmal die Macht –

      Stockmann. Ja, aber ich habe das Recht, Du!

      Frau Stockmann. Ach ja, das Recht, das Recht; was hilft Dir Dein Recht, wenn Du nicht die Macht hast?

      Petra. Aber, Mutter, – wie kannst Du nur so reden?

      Stockmann. Also in einem freien Gemeinwesen sollte es nichts helfen, das Recht auf seiner Seite zu haben? Du bist komisch, Käte. Und außerdem, – habe ich nicht die freisinnige, unabhängige Presse vor mir, – und die kompakte Majorität hinter mir? Das wäre doch Macht genug, sollte ich meinen.

      Frau Stockmann. Aber, Gott im Himmel, Thomas, Du gedenkst doch um alles in der Welt nicht –?

      Stockmann. An was sollte ich nicht denken?

      Frau Stockmann. – Dich gegen Deinen Bruder aufzulehnen, meine ich.

      Stockmann. Was zum Teufel, meinst Du, sollte ich sonst tun, wenn ich nicht das preisgeben will, was rechtens und wahr ist.

      Petra.

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