Freundschaft auf den ersten Blick. Erich Kastner
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»Aber mache es geschickt«, riet der Professor. »Der Halunke braucht nicht zu merken, dass ihm Detektive auf der Spur sind. Denn das würde die Verfolgung erschweren.«
»Hältst du mich für dusslig?«, knurrte Gustav und schob ab …
»Ein feines Fotografiergesicht hat der Herr«, sagte er, als er zurückkam. »Und die Sachen sind gut aufgehoben. Die können wir holen, wenn’s uns passt.«
»Jetzt wäre es gut«, schlug Emil vor, »wenn wir einen Kriegsrat abhielten. Aber nicht hier. Das fällt zu sehr auf.«
»Wir gehen nach dem Nikolsburger Platz«, riet der Professor. »Zwei von uns bleiben hier am Zeitungskiosk und passen auf, dass der Kerl nicht durchbrennt. Fünf oder sechs stellen wir als Stafetten auf, die sofort die Nachricht durchgeben, wenn’s so weit ist. Dann kommen wir im Dauerlauf zurück.«
»Lass mich nur machen, Mensch!«, rief Gustav und begann, den Nachrichtendienst zu organisieren. »Ich bleibe mit hier bei den Vorposten«, sagte er zu Emil, »mach dir keine Sorgen! Wir lassen ihn nicht fort. Und beeilt euch ein bisschen. Es ist schon ein paar Minuten nach sieben. So, und nun haut gefälligst ab!«
Er stellte die Stafetten auf. Und die anderen zogen, mit Emil und dem Professor an der Spitze, zum Nikolsburger Platz.
An Walter Trier
München, den 12.6.50
Lieber Walter Trier,
es klingt zwar unglaublich, dass Sie 60 Jahre alt werden; aber was hilft’s? Man muss sich mit diesem absurden Gedanken vertraut machen und die Konsequenz daraus ziehen, d.h. Ihnen von ganzem Herzen gratulieren.
Wenn ich mir überlege, wie lange wir uns schon kennen und wie manche gemeinsame Arbeit wir zu Erfolgen geführt haben, so bin ich immer wieder erstaunt, wenn ich mir nachzurechnen versuche, wie wenig und wie selten wir beide eigentlich beisammen waren. Ein paar Mal bei Edith Jacobsohn, ein paar Mal in Lichterfelde bei Ihnen in dem hübschen Haus, ein paar Mal in Salzburg und einmal in London. Wollte man die Stunden und Tage zusammenrechnen, so kämen, sich über mehr als 20 Jahr erstreckende, kaum vier Wochen heraus.
Aber da sieht man wieder, wie wenig es auf die sogenannte »objektive« Zeit ankommt und wie entscheidend deren Gegenteil ist, nämlich das Gemeinsame, die trotz aller Verschiedenheit zusammenklingenden Charaktere und deren Resultat: die Sympathie.
Weiß der Teufel, wann und ob wir einander wiedersehen werden. Womöglich wird es nicht der Fall sein. Wir werden dann einander bereits 25 Jahre kennen und 30 Jahre und 35 Jahre, und trotz dieser geographischen Getrenntheit wird die Sympathie eher wachsen als nachlassen.
Das ist schon eine recht merkwürdige und geheimnisvolle Sache, noch dazu in einer Welt, die echt Geheimnisvolles kaum noch kennt. Das wär’s etwa, was ich glaubte, Ihnen anlässlich Ihres 60. Geburtstags sagen zu sollen.
Im Übrigen wäre noch darauf zu verweisen, dass unsere Herren Großväter, ja Väter mit 40 Jahren nicht nur älter aussahen, sondern auch älter waren als die Menschen heutzutage mit 60. Wir sehen nicht nur länger jung aus, sondern wir sind’s auch. Ich merk’s an mir selber am besten und könnte Ihnen diesbezüglich Geschichten erzählen, – aber solche Geschichten gehören nicht in einen Gratulationsbrief.
Also empfangen Sie meine aufrichtigsten und herzlichsten Glückwünsche verbunden mit den Wünschen für eine höchst haltbare Gesundheit und unverwüstliche Schaffenslust.
Immer Ihr
Erich
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