Chefarzt Dr. Norden Box 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Weißt du was? Dasselbe habe ich mir vorhin auch überlegt.«
»Wirklich?« Zum ersten Mal seit langer Zeit glätteten sich die Falten auf Hartmuts Stirn. »Dann haben wir uns vielleicht doch nicht so sehr auseinandergelebt, wie wir dachten.«
Anette sagte nichts mehr. Stattdessen lachte sie. Und als sie in Hartmuts Armen lag – die erste Umarmung seit Monaten – wischte sie sich heimlich eine Freudenträne aus dem Gesicht.
*
Wie ein Tiger im Käfig lief Muriel den Klinikflur auf und ab. Um ihre Hände am Zittern zu hindern, hatte sie sie kurzerhand in die Jeanstaschen verbannt. Wann immer sie ein Knirschen, das Quietschen von Gummi auf dem Boden hinter sich hörte, fuhr sie herum. Fehlalarm! Jedes Mal! Seit Milan Aydin ihr Blut abgenommen hatte, war er spurlos verschwunden. War das seine Art, sich an ihr zu rächen? An dieser Frage knabberte sie noch, als sie ihn endlich sah. Wendig wie ein Hindernisläufer bahnte er sich seinen Weg, vorbei an Klinikbetten und Kollegen, die in Zweier- oder Dreiergruppen über den Flur hasteten. Milan war schneller. Mit einer bemerkenswerten Drehung stoppte er den Rollstuhl exakt vor ihren Füßen.
»Wow! Kann man das irgendwo lernen?«
Aydin hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als zu gestehen, wie viele Stundung Übung, wie viele Stürze und blaue Flecken ihn dieses Kunststück gekostet hatte. Er winkte lässig ab.
»Ich bin ein Naturtalent.« Schmunzelnd griff er nach den Unterlagen in seinem Schoß und hielt sie hoch.
Muriel starrte die Papiere an, als hielte er ihr eine Vogelspinne vor die Nase.
»Sind das die Ergebnisse?«
»Exakt.«
Muriel haderte mit sich. Plötzlich drehte sie sich um. Trat ans Fenster und starrte hinaus auf den Platz vor der Klinik. Ein paar Kinder drehten auf Fahrrädern ihre Runden. Muriel sah sie nicht.
»Ich weiß nicht, ob ich das wirklich wissen will.« Ihr Herz trommelte in ihrer Brust. »Eigentlich war mir das alles ganz recht so. Im Gegensatz zu meinen Freunden musste ich keine großen Pläne schmieden. Studium, Beruf, Hochzeit, Haus bauen, Kinder … das war was für die anderen.«
»Bis jetzt«, verkündete Milan triumphierend.
Muriel fuhr zu ihm herum.
»Heißt das … heißt das, ich bin … ich bin …«
»Genau. Das heißt es. Du. Bist. Gesund.« Milan lachte über’s ganze Gesicht. Er breitete die Arme aus.
Muriel zögerte kurz. Dann stürzte sie sich auf ihn. Sprang rittlings in seinen Schoß. Zerzauste sein Haar. Küsste ihn, als gäbe es kein Morgen mehr.
Die Welt drehte sich noch um Milan, als sie sich von ihm löste. Sie kletterte von ihm herunter. Warf das Rapunzelhaar auf den Rücken und strich das Glitzershirt glatt. Was für eine Frau!, ging es Milan durch den Kopf. Für sie würde er glatt monogam werden. Wenigstens für ein paar Monate.
Aber was war das? Warum ging sie zur Tür?
»Wo gehst du hin?«, rief er ihr nach.
Die Hand auf der Klinke, drehte sie sich noch einmal um.
»Ich gehe nach Hause und packe meine Sachen.« Muriel zwinkerte ihm zu. »Weißt du nicht mehr? Patagonien.«
»Aber ich dachte, du bleibst hier. Ich meine, jetzt, da du gesund bist, könnten wir doch noch ein bisschen Spaß zusammen haben.«
»Ach ja?« Muriel warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Hast du dich etwa in mich verliebt?« Sie schickte ihm eine Kusshand.
Das Nächste, was Milan Aydin mitbekam, waren Muriels Schritte, die sich entfernten und schließlich auf dem Klinikflur verhallten.
*
Nach seinem Besuch bei Anette Pastor konnte Matthias es nicht erwarten, zwei gute Nachrichten an den Mann respektive die Frau zu bringen. Ob Sophie noch in der Klinik war? Er suchte und fand sie im Klinikgarten. Leas Kinderwagen stand neben der Parkbank.
»Ist es nicht ein herrlicher Tag?« Sie sah von ihrem Buch auf – Prüfungsvorbereitung Differenzialdiagnostik und Differenzialtherapie in der Inneren Medizin – und hielt das Gesicht in die Sonne. »Meinetwegen könnte das ganze Jahr über Sommer sein.«
Matthias setzte sich neben sie.
»Der Wechsel der Jahreszeiten hat aber durchaus seinen Charme«, gab er zu bedenken.
»Stimmt auch wieder.« Sophie öffnete die Augen wieder und drehte sich zu ihm.
»Wir könnten uns darauf einigen, dass der Winter kürzer sein sollte.«
»Einverstanden.«
Ihr gemeinsames Lachen wehte über den Rasen. Es klang wie Musik in Matthias’ Ohren. Aber empfand Sophie dasselbe?
»Übrigens hat Daniel gerade angerufen. Nina hat sehr gute Chancen, dass das Insulinom gefunden wird und sie operiert werden kann.«
Sophie presste die Hände aufs Herz und strahlte ihn an wie die Sonne persönlich.
»Ein Glück! Ich hatte solche Angst um sie.«
Aber Matthias war noch nicht fertig.
»Außerdem komme ich gerade von Anette Pastor.«
Sophies Pupillen weiteten sich.
»Und? Hast du mit ihr gesprochen? Was hat sie gesagt?«
»Dass sie ihrem Mann vorschlagen will, gemeinsam Sport zu treiben. Eine Walking-Gruppe zu besuchen, zum Beispiel.«
Sophie klatschte in die Hände wie ein kleines Kind beim Anblick einer Eiswaffel.
»Aber das ist ja großartig!« Mitten in der Bewegung hielt sie inne. »Warum machst du denn so ein Gesicht?«
»Ich habe mich gefragt, wer ich eigentlich bin, dass ich solche Ratschläge erteile«, gestand Matthias. »Wenn ich doch selbst nicht in der Lage bin, eine anständige Beziehung zu führen.«
Langsam ließ Sophie die Hände sinken.
»Dazu gehören immer noch zwei.« Tapfer widerstand sie der Versuchung, seinem Blick auszuweichen. »Ich wollte es ja lange nicht einsehen. Aber ich glaube, ich habe meinen Teil dazu beigetragen, dass es nicht geklappt hat mit uns.«
Matthias’ Herz tanzte Tango. Aber was, wenn er sich täuschte? Wenn er die Signale, die Sophie aussandte, wieder einmal missverstand? Wie so oft. Andererseits: Was hatte er zu verlieren?
Ohne noch länger darüber nachzudenken, rutschte er von der Bank. Fand sich knieend vor Sophie wieder. Ihre Hand in seiner ruhend. Täuschte er sich, oder zitterte sie?
»Heißt das … ich meine … « Er schluckte und räusperte sich. »Willst du es noch einmal mit mir versuchen?« Aber was war das? Warum sah Sophie ihn an, als wollte sie ihn fressen?
»Ich