Chefarzt Dr. Norden Box 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Box 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 15
»Ich bin der Ehemann. Ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was mit meiner Frau ist.«
»Das wird Anette Ihnen im Anschluss an meine Untersuchung bestimmt selbst sagen.« Selten war Matthias ein Lächeln schwerer gefallen.
Pastor ballte die Hände zu Fäusten und marschierte aus dem Zimmer. Krachend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Anette schickte ihm einen waidwunden Blick nach. Dr. Weigand dagegen trat an den Geräteturm und kontrollierte die Werte seiner Patientin. Nachdem er die Tropfgeschwindigkeit der Infusion reguliert hatte, untersuchte er die Operationswunden.
»Das sieht alles sehr gut aus. Trotzdem müssen wir Sie noch eine Weile hierbehalten.«
»Wirklich? Wie lange noch?«
Täuschte sich Matthias, oder schwang wirklich Freude in Anette Pastors Stimme? Tatsächlich! Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. Er wiegte den Kopf. Dieses Verhalten war ganz und gar untypisch. Normalerweise konnten es die Patienten kaum erwarten, endlich wieder entlassen zu werden. Bei Anette schien das Gegenteil der Fall zu sein.
»Das kommt ganz darauf an, wie schnell Sie sich erholen. Aber eine Woche halte ich durchaus für realistisch.«
»Sind nicht auch zwei möglich?« Sie blinzelte ihn an, als hätte sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Und das, obwohl er sie in Gefahr gebracht hatte.
Dr. Weigand verschränkte die Hände vor dem Oberkörper und musterte sie forschend.
»Was ist los, Frau Pastor? Warum wollen Sie nicht nach Hause?«
»Ach, wissen Sie …« Sie betrachtete das Pulsoximeter an ihrem linken Zeigefinger. »Unsere Ehe befindet sich in einer Sackgasse. In letzter Zeit reden mein Mann und ich ständig aneinander vorbei.«
»Das kenne ich irgendwoher«, entfuhr es Matthias.
Mit diesen Worten brachte er Anette Pastor zum Lachen.
»Ich bitte Sie, Herr Doktor. Ein Mann wie Sie hat doch bestimmt eine wunderschöne Frau, bezaubernde Kinder …« Sie hielt inne, sah ihn aus fragenden Augen an.
»Ich hatte eine wunderschöne Frau und eine bezaubernde Tochter.« Er seufzte tief. »Leider war ich zu dumm, um mein Glück zu bewahren.«
»Das klingt so, als ob Sie Ihre Frau noch lieben.«
»Und wie ich sie liebe! Das weiß ich jetzt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob dieses Gefühl noch auf Gegenseitigkeit beruht.«
»Dann fragen Sie sie.«
»Wie bitte?« Der Liebeskummer des Arztes lenkte Anette Pastor zumindest kurz von ihren eigenen Sorgen ab. »Gehen Sie zu ihr und reden Sie mit ihr, solange es noch möglich ist. Mein Mann und ich haben diese Chance verpasst. Seien Sie nicht genauso dumm.« Sie zwinkerte ihm zu, streckte die Hand nach seiner aus und drückte sie. »Nur Mut. Sie können das.«
Matthias spürte die Schwielen, die raue Haut der Hausfrauenhand. Gleichzeitig dachte er an Sophie. War es nicht genau das, was Daniel von ihm verlangt hatte? Und nun gab ihm sogar eine wildfremde Frau denselben Rat.
War das ein Zeichen? Ein Wink des Schicksals?
»Sie haben recht. Ich muss mit Sophie reden.« Plötzlich hatte Matthias es eilig. Er hatte schon viel zu viel Zeit verschwendet. »Vielen Dank, Frau Pastor. Wir sehen uns später.«
»Wie lange kann ich denn jetzt hierbleiben?«, rief sie ihm nach.
Doch da fiel die Tür schon hinter ihm ins Schloss.
*
»Sie können sich wohl gar nicht losreißen?«
Die ein wenig spöttische Stimme ließ Dr. Milan Aydin innehalten. Ein geübter Griff, und er drehte sich mitsamt Rollstuhl um. Sah hinauf zu seinem Chef, der vor ihm Halt gemacht hatte.
»Wieso?«
Daniel Nordens Lächeln wurde tiefer.
»Das muss Ihnen nicht peinlich sein. Ganz im Gegenteil. Eine Frau wie Muriel …«
Aydin fuchtelte mit der rechten Hand durch die Luft.
»Was reden Sie da? Natürlich kann ich mich losreißen. Sonst würde ich ja wohl kaum heimfahren.«
Dr. Norden sah sich um.
»Ich kenne die Klinik schon eine ganze Weile. Deshalb bin ich ganz sicher, dass hier kein Ausgang ist.«
»Was?« Milan fuhr herum. »Und was ist das hier, bittesch … ?« Das Wort blieb ihm im Hals stecken. Dort, wo er den Seiteneingang erwartet hatte, war nichts weiter als ein raumhohes Fenster. Seine Blicke wanderten weiter. Ohne es zu bemerken, war er in dem Gang gelandet, in dem Muriels Krankenzimmer lag. Er schlug sich an die Stirn. »O Mann, ich bin völlig übermüdet.«
Unvermittelt fühlte sich Daniel an seinen Freund Matthias erinnert.
»Ich glaube eher, dass der Grund für Ihre Verwirrung woanders liegt«, erklärte er mit vielsagendem Blick auf das Namensschild von Muriel, das draußen neben der Tür klebte. »Solange Ihr Privatleben keinen Einfluss auf Ihre berufliche Qualifikation hat, habe ich nichts dagegen.« Er zwinkerte dem Kollegen zu und wollte sich wieder auf den Weg machen.
»Halt!«, rief Milan ihm nach und beeilte sich, ihm zu folgen. Die Rollstuhlreifen quietschten auf dem Boden. »Wo wollen Sie hin?«
»Zu Frau Buri. Ich bringe ihr ein Medikament gegen ihren Husten.« Er hielt die Schachtel hoch. »Aber wenn Sie wollen, können Sie das gern übernehmen.«
Milan Aydin zögerte nur kurz. Dann streckte er sich nach der Schachtel und rollte davon.
Keine zwei Minuten später stand er in Muriels Zimmer. Sie saß auf dem Bettrand. Ihr rechtes Bein steckte zur Hälfte in der Jeans. Das Kliniknachthemd lag vor ihr auf dem Fußboden.
»Was machst du da?«, fragte Milan entgeistert.
Sie sah nur kurz hoch.
»Wonach sieht es denn aus?«
»Du kannst die Klinik noch nicht verlassen. Das wäre lebensgefährlich.« Milan sah ihr dabei zu, wie sie von der Bettkante rutschte und die Hose über die Hüften zog.
»Ach was!« Muriel schloss den Reißverschluss, schlüpfte in Glitzershirt und Pumps – das Outfit des vergangenen Abends, das Milan in weiser Voraussicht noch in der Nacht mitgenommen hatte – und stackste hinüber zum Stuhl, wo ihre Tasche lag. Sie hängte sie über die Schulter und sah sich um. »Lebensgefahr! Das behauptet ihr Ärzte doch nur, damit ihr die Patienten länger einsperren und mehr Geld an ihnen verdienen könnt.«
»Warum sollten wir? Mein Gehalt bleibt immer das Gleiche. Egal, ob ich drei oder zehn Operationen am Tag mache.«
»Meinetwegen. Ist ja auch egal.« Muriel warf das Haar in den Nacken und wollte an Milan vorbei zur Tür gehen.
Mit einer geschickten Drehung