Chefarzt Dr. Norden Box 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Box 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Box

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Wir haben ein Feierabendbier getrunken. Im Gegensatz zu dem geschätzten Kollegen bin ich allerdings zeitig nach Hause gefahren, um noch zu arbeiten. Aber dann hat meine Frau angerufen. Sie hatte ihr Handy zu Hause vergessen.«

      Andrea Sander verzog das Gesicht. Das Ende der Geschichte konnte sie sich an zwei Fingern abzählen.

      »Ein Glück, dass Sie beide in der Klinik arbeiten. Sonst würde ich nicht auf Ihre Ehe wetten.«

      »Ich auch nicht.« Daniel lächelte. Er leerte seinen Kaffee und drückte sich aus dem Stuhl hoch. Höchste Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Nach einer Katzenwäsche am Waschbecken war er bereit, sich den Herausforderungen des Tages zu stellen. Er trat an Andreas Schreibtisch, der aussah, als hätte sie ihn seit Tagen nicht verlassen. Doch im Augenblick gab es wichtigere Dinge, als sie auf Bonbonpapier und leere Kaffeetassen aufmerksam zu machen. »Bitte rufen Sie die Kollegen Weigand und Gruber an. Ich will beide sehen, bevor sie das Haus verlassen. In einer halben Stunde bin ich zurück.«

      »Wird gemacht, Chef.«

      Ihre Worte begleiteten ihn hinaus auf den Flur und verhallten dort.

      *

      Matthias Weigands Kittel wehte hinter ihm her. Die Aufregungen der Nacht hatten sein Blut mit Adrenalin geflutet. Es wirkte immer noch und hielt ihn wach. Er bog um die Ecke, klopfte im Vorbeigehen zur Begrüßung mit den Knöcheln auf die Theke. Bei seinem Anblick verstummte das Tuscheln und Kichern.

      »Guten Morgen, die Herrschaften«, rief er und lächelte in mehr oder weniger verschlafene Gesichter, die so ähnlich aussahen wie sein eigenes. Auch dann, wenn sie nicht gerade eine Nachtschicht hinter sich hatten.

      »Guten Morgen, Dr. Weigand!«, kam es mehrstimmig zurück.

      Der Notarzt war gleichermaßen bekannt und beliebt. Die Tatsache, dass er wieder Single war, steigerte seinen Beliebtheitsgrad enorm.

      Eine Stimme übertönte die der Kollegen.

      »Gut, dass Sie hier sind!« Schwester Astrid winkte ihn zu sich. »Gerade sind die Blutplasmaergebnisse von Nina Schön aus dem Labor gekommen.« Sie drückte ihm ein Tablet in die Hand und lächelte aufreizend.

      Deshalb also das Getuschel! Er hätte es sich gleich denken können, dass eine der Lästerschwestern dahinter steckte. Besser, nicht darauf einzugehen und sich stattdessen auf die Arbeit zu konzentrieren. Noch so ein Fehler wie bei Frau Pastor durfte ihm nicht passieren.

      »Und?«, fragte er und sah hinunter auf den Bildschirm.

      »Ihre Insulinwerte sind zwar erhöht, aber nach Diabetes sieht das nicht aus.«

      Matthias vertiefte sich in die Auswertung.

      »Da haben Sie recht«, murmelte er.

      »Was ist es dann?«

      Dr. Weigand wiegte den Kopf.

      »Ich tippe auf ein Insulinom. Hoffentlich fällt Ihnen dazu genauso viel ein wie zu meiner Person.« Die roten Flecken auf Astrids Wangen bewiesen, dass er richtig lag mit seiner Vermutung. »Also? Ich höre!«

      »Wenn bei ansonsten gesunden Menschen Unterzuckerungen auftreten, kann ein gutartiger Tumor der Bauchspeicheldrüse vorliegen, der Insulin produziert.«

      Matthias zog einen Mundwinkel hoch.

      »Wenigstens haben Sie in der Schule aufgepasst.« Wieder sah er auf das Tablet in seinen Händen hinab. »Allerdings ist das bis jetzt nur eine Vermutung. Bevor wir etwas unternehmen können, müssen wir herausfinden, ob wir mit unserem Verdacht richtig liegen.« Er legte das Tablet weg und krümmte den Zeigefinger der rechten Hand wie eine Hexe. »Mitkommen!«

      Ehe Schwester Astrid jedoch Gelegenheit hatte, um den Tresen herumzugehen, klingelte Dr. Weigands Handy. Die Assistentin des Chefs! Da war er also, der Anruf, vor dem Benjamin Gruber ihn schon in der Nacht gewarnt hatte. Matthias überlegte nur kurz.

      »Also gut. Wir verschieben Frau Schön auf später. Halten Sie sich bereit.«

      *

      »Was haben Sie sich nur dabei gedacht?« Die Hände in die Hüften gestützt, wanderte Dr. Norden in seinem Zimmer auf und ab. Wie zwei Schuljungen standen die beiden Ärzte vor ihm. »Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie das Leben der Patientin leichtfertig aufs Spiel gesetzt haben? Bei einer akuten Entzündung der Gallenblase entwickeln zehn Prozent der Patienten ohne Behandlung eine gedeckte Perforation. Was das heißt, muss ich Ihnen nicht erläutern, oder?«

      Benjamin Gruber wurde heiß und kalt. Er musste noch nicht einmal die Augen schließen, um den Text des Lehrbuchs vor sich zu sehen.

      »Der Druck auf die Gallenblasenwand kann dazu führen, dass die entzündete Gallenblase aufbricht. Diese sogenannte Perforation ist deshalb gefürchtet, weil sich die infizierte Gallenflüssigkeit im Bauchfell ausbreiten und eine Bauchfellentzündung mit lebensbedrohlichen Folgen hervorrufen kann«, zitierte er den Text Wort für Wort so, wie er ihn seinerzeit auswendig gelernt hatte. »Ebenso können Bakterien aus der Gallenblase ins Blut übertreten und eine Entzündung auslösen, die auf den gesamten Organismus übergreift und zu einer Blutvergiftung führen kann.«

      Um ein Haar entkam Daniel ein Lächeln. Die Beflissenheit des Assistenzarztes war beispielhaft.

      »Unter anderen Umständen wäre Ihnen ein Lob sicher. So aber muss ich darüber nachdenken, Sie beide abzumahnen.«

      Bis jetzt hatte Matthias kein Wort gesagt. Mit von der Nachtschicht gezeichnetem Gesicht hatte er nur dagestanden und die Standpauke mit gesenktem Blick über sich ergehen lassen. Doch plötzlich erwachte er zum Leben.

      »Es war mein Fehler.« Er hob den Kopf und sah Daniel fest in die Augen. »Dr. Gruber wollte die bildgebenden Verfahren in die Diagnostik mit einbeziehen. Nachdem für mich die Sache klar war, habe ich ihn dazu überredet, darauf zu verzichten.«

      Dr. Norden betrachtete seine Mitarbeiter mit gerunzelter Stirn.

      »Das klang heute Nacht aber anders, Dr. Gruber.«

      Benjamins Gesicht leuchtete wie eine Signalboje inmitten des blauen Meeres.

      »Ich … na ja … Dr. Weigand …« Er hüstelte und räusperte sich. Wusste nicht, wie er weitermachen sollte.

      Dr. Norden befreite ihn.

      »Schon gut. Wir unterhalten uns später noch einmal darüber. Für den Moment können Sie gehen, Herr Gruber.«

      Benjamin atmete auf. Er sah hinüber zu Matthias.

      »Danke. Ja … hmmm … Ich geh’ dann mal.« Seine Sorgen standen ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.

      Diesmal lächelte Daniel wirklich.

      »Keine Angst. Ich reiße ihm schon nicht den Kopf ab.«

      »Ja, dann … gut … sehr gut.« Die Tür fiel hinter Benjamin ins Schloss.

      Dr. Norden umrundete den Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. Allmählich forderte die fast durchwachte Nacht ihren Tribut. Doch noch musste er durchhalten. Er nahm seinen Freund und Mitarbeiter ins Visier.

      Beiden

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