Anna am Freitag. Helene Uri

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Anna am Freitag - Helene Uri

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      »Was um Himmels willen soll das denn heißen?«, fragte ich und starrte die Seite mit diesem seltsamen Text an.

      »Siehst du, was daran so komisch ist?«

      Ich betrachtete den Satz ganz genau und sagte dann: »Da gibt es keine ... keine solchen Vokale, heißen die nicht so?«

      »Stimmt«, sagte Anna. »Kannst du das jetzt lesen, wenn du die fehlenden Vokale einfügst?«

      Ich sagte stolz: »Es ist fast möglich deutsch zu schreiben, ohne Vokale zu benutzen.«

      »Richtig. Ungefähr so wird Arabisch geschrieben. Im arabischen Schriftbild fehlen die Vokale. Die Araber benutzen ganz andere Buchstaben als wir und außerdem schreiben sie von rechts nach links. In diesem Buch sind arabische Buchstaben abgebildet, schau mal.«

      Anna zeigte in einem dicken Buch, das sie aus ihrer Tasche zog, auf seltsame Kringel. »Das hier bedeutet Björn-Oskar«, sagte sie, nachdem sie seltsame Zeichen in mein Heft gemalt hatte.

      Anna schlug eine weitere Seite im Heft auf, schrieb wieder etwas darauf und zeigte es mir. »So sieht dein Name in Runen aus, einer Schrift, die früher in Nordeuropa benutzt worden ist.«

      »Schau mal, hier ist ein Runenalphabet abgebildet«, sie zeigte auf eine Seite in ihrem Buch.

      »Von Runen habe ich schon gehört«, sagte ich fast ein wenig beleidigt. »Rune bedeutet Geheimnis«, fügte ich noch hinzu, ich wollte klarstellen, dass ich wenigstens ein bisschen Durchblick hatte.

      »Mm«, nickte Anna zustimmend. »Und viele hielten die Runen für magische Zeichen, mit denen man sich auch vor Krankheiten schützen konnte.«

      »Glaubst du, Gunnleikr schreibt so?«, fragte ich.

      »Weißt du was? Gunnleikr kann überhaupt nicht lesen oder schreiben. Das konnten zu seiner Zeit nur sehr wenige. Außerdem wurden die Runen, die ich hier aufgeschrieben habe, in der Wikingerzeit schon nicht mehr benutzt. Die wikingischen Runen sehen ein wenig anders aus. Damals wurde übrigens bereits schon unser Alphabet benutzt. Aber die Runen waren auch noch lange im Gebrauch.«

      Ich sah mir die Runenschrift noch einmal an. »B und r sehen fast aus wie heute. Aber das ö ist ziemlich komisch, und das n sieht beinahe aus wie ein x.«

      »Das ist kein ö, sondern ein o. Es gibt kein Runenzeichen für ö. Deshalb habe ich o geschrieben, auf Altnordisch heißt du Bjorn.«

      Anna beugte sich nun auch über den Runentext. »Ja, stimmt, das sieht aus wie eine Art schiefes x. Sieh mal nach, welcher Runenbuchstabe das hier ist«, sagte sie und schrieb ein großes X.

      Ich verglich die Rune mit den anderen im Alphabet. »Es ist ein g«, stellte ich fest.

      »Richtig«, lobte Anna. »Und die Rune hier, die aussieht wie ein großes M, entspricht unserem e.«

      Die Zeitung lag noch immer auf dem Tisch.

      »Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden vor allem gotische Buchstaben benutzt. Solche hier«, sagte Anna und wies auf die Zeitung.

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      Anna malte noch einige Krähenfüße unter den Runennamen Björn-Oskar.

      »Weißt du, was das hier ist?«

      »Bestimmt mein Name.«

      »Richtig, das ist dein Name in kyrillischen Buchstaben, wie sie in Russland benutzt werden.«

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      Während Anna sich die Brille putzte, sah ich mir alles an, was sie geschrieben hatte, auch die arabischen Buchstaben in ihrem Buch.

      Buchstaben sind ja ganz schön unterschiedlich, meine Güte, dachte ich.

      »Aber wenn sich auch die Alphabete, die du hier gesehen hast, sehr unterscheiden, so funktionieren sie doch alle auf dieselbe Weise«, sagte Anna, und ich hätte gerne gewusst, ob sie Gedanken lesen konnte. »Jeder Buchstabe entspricht einem Laut. Die ersten Alphabete waren da ganz anders, das waren nämlich Bildalphabete.«

      »Bildalphabete?«, wiederholte ich. »Was ist das?«

      »Das sind einfach Alphabete, in denen jeder Buchstabe oder jedes Zeichen, wenn wir so wollen, ein kleines Bild darstellt. Und jedes kleine Bild steht für ein Wort. Im Chinesischen finden wir noch heute Reste solcher Bilder. Das hier sind die Zeichen für Tür und Acker«, sagte Anna und zeigte auf ihr dickes Buch.

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      »Hast du gewusst, dass ein chinesisches Buch von hinten nach vorne gelesen wird? Was für uns die letzte Seite im Buch ist, gilt dort als die erste. Und die Zeilen werden nicht waagrecht, sondern senkrecht geschrieben.«

      Ich nickte und schaukelte hin und her.

      Anna zeichnete mit dem Finger Figuren in die Luft und sagte: »Wir benutzen auch bisweilen Bildzeichen. Wenn wir das Zeichen % sehen, lesen wir Prozent, wenn wir das Zeichen 9 sehen, lesen wir neun.«

      Sie schlug eine neue Seite im Heft auf und fing an zu zeichnen. Wortlos ließ sie mich dann hineinschauen.

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      »Was ist das denn?«, fragte ich. »Ein Hund und ein Mann im Gebirge?«

      »Das ist ein Rebus, ein Bilderrätsel«, sagte Anna und wurde rot. »Es ist dein Name«, fügte sie dann hinzu.

      »Aha. Jetzt verstehe ich: Ein Bär, denn Björn bedeutet Bär, ein Hügel, wird anders geschrieben, aber wie os gesprochen, und ein Typ, kar auf Norwegisch. Spitze!«

      »Weißt du, was Hieroglyphen sind? Die gehören zu den allerältesten Schriftzeichen überhaupt. Sie wurden in Ägypten benutzt.«

      »Pharaonen, Pyramiden, Mumien ...«, murmelte ich.

      »Genau. Die Hieroglyphen waren zuerst eine reine Bilderschrift, aber nach und nach wurden sie wie eine Art Rebus. Für Wörter, die sich gleich anhörten, wurde dasselbe Zeichen benutzt.«

      »Wie bei Rocken und Rock! Dasselbe Zeichen beschreibt dann dieses Wolldings und auch die Musik«, sagte ich. »Und sicher auch noch einen Rock, also das Kleidungsstück. Wenn das in Ägypten damals auch so geheißen hätte«, fügte ich schnell hinzu. Ich stand auf, jetzt hatte ich wirklich genug über Buchdruckerkunst, Bilderrätsel, Runen und Hieroglyphen gehört.

      »Ganz richtig gedacht«, sagte Anna. »Und nun sollten wir Brötchen backen.

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