Nelly - Gefahr im Bärental. Ursula Isbel-Dotzler

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Nelly - Gefahr im Bärental - Ursula Isbel-Dotzler Nelly

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ich.

      In diesem Augenblick klingelt das Telefon. Ich springe auf und düse ins Wohnzimmer. Es ist eine Frau, die nach meinem Vater verlangt. Unser Vater ist Heilpraktiker. Sie sagt, sie hätte eine Süßspeise aus Eiern gegessen, und jetzt hätte sie teuflischen Durchfall, Übel ist ihr auch.

      Ich muss aufpassen, dass ich nicht unfreundlich zu ihr bin. Sie kann ja nichts dafür, dass ich enttäuscht bin, weil sie nicht Jens ist.

      Chris, unser Vater, kommt und redet kurz mit ihr. Dann holt er seine Tasche und sagt, dass er noch mal wegmuss. „Vielleicht wieder ein Fall von Salmonellen-Vergiftung“, sagt er.

      Kaum fällt die Haustür hinter ihm zu, klingelt das Telefon wieder. Emma rennt hin, aber ich bin schneller und schubse sie weg.

      Diesmal ist es Jens. „Hi, Nelly“, sagt er. „Stör ich dich gerade?“

      Ich schüttle den Kopf. „Überhaupt nicht. Hallo, Jens. Was machen die Kochtöpfe?“

      „Nicht viel. Ich ackere seit Tagen nur für die Schule. Du, ich hab vor drei Stunden schon mal angerufen, aber deine Schwester hat gesagt, du wärst nicht da.“

      Ich nehme mir vor, Emma die Ohren lang zu ziehen.

      Jens fragt, ob ich Lust habe, am Samstag mit ihm Weihnachtsplätzchen zu backen. „Ich hab ein Rezept für Haferplätzchen gefunden“, sagt er. „In einer Zeitschrift.“ Er redet schnell und verhaspelt sich dabei, so, als wäre er unsicher oder verlegen. „Die könnten wir doch mal probieren. Für eure Pferde und auch für uns.“

      Ich habe einmal im Kochkurs gesagt, dass ich unseren Pferden versprochen habe, Häferplätzchen für sie zu backen. Das hat Jens sich gemerkt.

      Ich freue mich, sage aber ganz cool: „Klar, können wir machen. Samstagnachmittag ist okay. Bei dir oder bei mir?“ Dabei merke ich, dass meine Ohren vor Freude ganz heiß werden.

      Im Glashaus

      Wir verabreden uns für zwei Uhr bei Jens. Da haben wir mehr Ruhe. In unserer Küche wuseln ständig Leute herum, besonders Emma. Ich kenne keinen, der neugieriger ist als meine Schwester.

      Eigentlich wollten wir ja am Samstag bei Herrn Swoboda Weihnachtsplätzchen backen. Herr Swoboda ist der Mann, der unseren Kochkurs leitet. Aber jetzt sind zwei Leute aus dem Kurs krank geworden. Sie haben beide die Grippe. Und eine Frau ist auf Geschäftsreise. Da haben wir den Backkurs um eine Woche verschoben.

      Ich überlege scharf, was ich anziehen soll, wenn ich zu Jens fahre. Meinen Herbstlaubpulli vielleicht, den Kathi mir gestrickt hat. Er hat lauter Zöpfe und ist rotbraun wie Blätter im Oktober.

      Nachdem ich drei verschiedene Jeans anprobiert habe, beschließe ich, den Rock anzuziehen, den ich zum Geburtstag bekommen habe. Eigentlich mag ich keine Röcke, aber dieser ist irgendwie total schön. Er ist ziemlich lang und aus alten Jeansstoffen gemacht.

      „Bist du bei der englischen Königin eingeladen?“, will Dani wissen, als ich zum fünften Mal vor dem großen Spiegel im Hausflur auftauche.

      Statt einer Antwort frage ich ihn, wie er meinen Rock findet.

      „Keine Ahnung“, sagt er. „Davon versteh ich nichts.“

      Klar, wenn ich jetzt mit zwei Flügeln oder einem Saugrüssel und sechs Spinnenbeinen hier auftauchen würde, wäre er wild begeistert.

      Gerade als ich beschlossen habe, den Jeansrock anzuziehen, fällt mir ein, dass Jens mich abends mit dem Mofa nach Hause bringen will. Und mit einem Rock auf dem Mofa, da käme ich mir doch ziemlich blöd vor. Noch dazu im Winter. Also bleibt es bei ganz gewöhnlichen Jeans.

      Erst nehme ich aber mal den Bus. Ich habe einen Korb dabei, wie Rotkäppchen. Darin ist Honig, um die Plätzchen zu süßen. Und Rosinen und Nüsse von unserem eigenen Walnussbaum.

      Alles andere hat Jens besorgt.

      Jens wohnt in einem kleinen Dorf bei Bad Säckingen. Ich fahre ungefähr eine halbe Stunde mit dem Bus, meistens durch den Wald. Zum Glück schneit es an diesem Tag nicht, sonst wäre es abends gefährlich, diese Strecke mit dem Mofa zu fahren.

      Jens holt mich vom Bus ab. Er trägt einen grauen Anorak, der gut zu seinen Augen passt, und eine witzige Strickmütze, auf der Snoopies tanzen.

      „Hi, Nelly!“, sagt er und gibt mir die Hand.

      Wir sind ein bisschen verlegen. Es ist das erste Mal, dass wir uns allein treffen. Sonst sehen wir uns nur im Kochkurs mit all den anderen Leuten. Und einmal war Jens bei uns auf dem Rösslehof. Aber da war sein Bruder Nick dabei und meine Schwester Emma.

      Jens lebt in einem großen, modernen Haus am Dorfrand. Ein riesiger Garten mit vielen Bäumen ist ums Haus. Dahinter fängt gleich der Wald an.

      „So schön wie bei euch ist es bei uns natürlich nicht“, sagt er fast entschuldigend, als wir durch das Gartentor gehen. „Eigentlich mag ich alte Häuser lieber als neue. Aber mein Vater ist Architekt. Er würde am liebsten nur zwischen Glaswänden wohnen.“

      Ja, in Jens’ Haus gibt es jede Menge Fenster. Und kaum geschlossene Räume mit Türen und Wänden, so wie bei uns. Alles ist offen, und überall führen Treppen nach oben und unten. Zwischen dem Hausflur, der Küche und dem Wohnzimmer gibt es keine Trennwände.

      Die Küche sieht aus wie eine Bar im Fernsehen. Sie ist voll mit weißen Einbauschränken und blitzenden Geräten. Ich denke an unsere Küche mit den Möbeln, die noch von meinen Urgroßeltern stammen, und schäme mich fast.

      Die Böden sind aus weißem Stein oder Marmor. Jens gibt mir dicke Socken.

      Dann kommt sein Bruder Nick die fünf Stufen vom Wohnzimmer herunter. Er sieht noch zarter und blasser aus, als ich ihn in Erinnerung habe. Seine blonden Haare krausen sich wie ein Heiligenschein um sein schmales Gesicht. „Hallo, Nelly“, sagt er. „Wie geht’s Sammy Langbein?“

      Ich muss lachen. Nick hatte sich auf den ersten Blick in unser Norwegerfohlen verliebt. Klar, dass er sofort nach Sammy fragt.

      „Prima“, antworte ich. „Gestern hat er seinen ersten Schnee gesehen. Er war total daneben, ist wie ein Schlumpf durch die Gegend gehüpft und auf dem Hosenboden herumgerutscht …“

      „Kann ich mal kommen und ihn fotografieren?“, bittet Nick.

      „Sicher“, sage ich. „Jederzeit.“

      Nick knackt die Walnüsse und schneidet sie in kleine Stücke, während wir den Hafer mahlen. In Jens’ Küche gibt es eine Flockenmühle. Man füllt die Haferkörner oben hinein, dreht an einer Kurbel, und unten kommen Haferflocken heraus. Die werden dann erst mal mit Butter in der Pfanne angeröstet.

      Ich wasche die Rosinen und trockne sie mit einem Küchentuch. Dabei schaue ich durch die riesigen Fensterscheiben in den Garten hinaus. Der Blick auf die weiß überzuckerten Tannen ist schön, fast wie ein Gemälde.

      Jens erzählt mir, dass sein Vater zur Zeit in Dresden ist und alte Häuser umbaut. Er kommt meistens nur am Wochenende heim. Manchmal kommt er auch nur alle vierzehn Tage.

      „Ich kümmere mich um Nick“, sagt Jens.

      „Und

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