Falk 8: Pippo di Fiumes Schatz. Melanie Brosowski
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»Es war eine gute Idee von Euch, Herr, mich als Diener bei den Fiumes zu empfehlen!« Er lachte über die Dummheit und Naivität seiner Dienstherren. »Wenn ich denke, dass Fräulein Lucia und ihr vertrottelter Großvater in fast ärmlichen Verhältnissen leben, während sie reich sein könnten.«
Ja, sie ahnten tatsächlich nichts davon. Was für eine Ironie des Schicksals.
»Dabei werden wir jetzt reich. Hier habt Ihr das Büchlein!« Er lachte wieder. Seit Tagen schon träumte er von nichts anderem, als von den Mengen an Geld, in denen er bald schwimmen würde. Und was er sich dafür alles kaufen wollte! Edle Kleider …
»Du wirst einer der wenigen sein, die sich wirklich totgelacht haben! Da!«
Pietro sah die verräterische Bewegung seines Auftraggebers nicht. Zu sehr war er mit seinen Gedanken woanders. Stattdessen spürte er plötzlich einen scharfen Schmerz. Er war so heftig, dass er mit einem Aufschrei vom Pferd fiel und bewegungslos auf der nassen Erde liegen blieb. Nur noch verschwommen sah er den anderen, das blutige Schwert in seiner Hand.
»Dummkopf!«, stieß der abschätzig hervor. »Dachtest du wirklich, dass ich mit dir teilen wollte?« Seine Stimme troff nur vor Spott.
Es war das Letzte, was Pietro in seinem Leben hörte.
Einen Atemzug später war er tot.
Der Kapuzenmann stieg ab, nachdem er sein Schwert wieder zurück in die Scheide hatte gleiten lassen.
Außerdem kann ich bei diesem gefährlichen Geschäft keine Mitwisser brauchen, dachte er.
Er kniete sich neben den Toten, tunlichst darauf bedacht, nicht mit dessen Blut in Berührung zu kommen.
So. Nun das Büchlein, das mich reichen machen wird!
Der Vermummte tastete Pietro ab. Wieder und wieder, begierig darauf, besagtes Objekt endlich in den Händen zu halten. Aber …
Hölle, Tod und Teufel!, fluchte er stumm, aber umso heftiger. Er hat das Buch nicht! Ob er mir misstraut hat? Nein, er wollte es mir geben. Er fasste unter den Wams des Toten. Aber da ist es nicht!
Noch einmal suchte er ihn ab. Vergebens.
Verdammt! Es muss ihm aus dem Wams gerutscht sein, als der Fettwanst ihn über die Mauer gewirbelt hat!
Er dachte nach.
Hm, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder haben es die Fremden gefunden und an sich genommen, oder es liegt noch zwischen den Ruinen.
Sein Blick wanderte wieder zu Pietro. Kurzentschlossen packte er dessen Beine und zog ihn zu seinem Pferd.
Ich darf kein Risiko eingehen!
Er wuchtete den leblosen Körper hoch und legte ihn über den Sattel.
So und nun …
Auch er stieg wieder auf und griff nach den Zügeln des anderen Pferdes.
Ich kann gegen die beiden Fremden nichts ausrichten, aber … Wo Gewalt versagt, hilft List weiter. He, he, he!
Er machte sich auf. Vor dem Weg, der nach dem verfallenen Gehöft abzweigte, ließ er den Toten zu Boden gleiten, dann ritt er so schnell er konnte davon.
Nun wird es ein Wettrennen mit der Zeit, das ich gewinnen muss. Das ich gewinnen werde!
ZWEI
Am nächsten Morgen schlug Bingo die Augen auf, streckte und reckte sich. Dann erhob er sich, ging zur Tür, öffnete sie und sah hinaus. Über sein Gesicht glitt ein freudiges Lächeln.
»Gott sei Dank! Die Sonne scheint wieder, Falk! Wach auf, du Langschläfer!«, rief er seinem Freund über die Schulter zu.
Falk lag noch auf dem Boden, die Decke bis zum Kinn gegen die nächtliche Kälte hochgezogen. Er hatte nicht wirklich gut geschlafen. Gähnend richtete er sich auf. »Ich … guten Morgen, Bingo!« Mit den Händen fuhr er sich durch das lange, blonde Haar.
Bingo kam zu ihm. Grinste. »Soll ich dir diesen Eimer Wasser über den Kopf schütten, damit du munter wirst?«
Falk wusste, dass Bingo es durchaus ernst meinte. Aber er war nicht besonders erpicht darauf. »Ich ziehe mich erst zum Waschen aus, dann meinetwegen.«
Bingo lachte.
Doch ehe er etwas erwidern konnte, hob Falk die Hand.
»Was ist?«
Falk deutete nach draußen. »Sieh, da drüben auf der Wiese! Ein Pferd!«
Jetzt bemerkte Bingo es auch. Warum war es ihm vorhin noch nicht aufgefallen? Seltsam.
Das Tier graste friedlich im Morgengrauen.
»Oh! Und da auf dem Weg, das sieht ja aus, als ob …«
Falk nickte. Auch er sah die reglose Gestalt und ahnte Schlimmes.
»Junge, Junge«, murmelte Bingo. Solche Überraschungen am frühen Morgen mochte er gar nicht.
Falk rannte los. Vielleicht lebte der Mann noch.
Bingo folgte ihm auf dem Fuße.
Bei ihm angekommen, knieten sich beide nieder. Falk streckte die Hand aus. Der Körper war kalt, der Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr. Er lauschte. Nein, da war kein Atemgeräusch zu hören.
»Bei allen …« Bingo war entsetzt. »Das ist der Bursche, der uns letzte Nacht in der Scheune eingesperrt hat. Sollte ich ihn zu hart angefasst haben?«
Falk hörte das Zittern in der Stimme seines Freundes. »Nein.« Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen. »Der Mann ist tot, Bingo, aber du bist nicht schuld daran. Sieh!« Er deutete auf das Loch im Wams. »Jemand hat ihn mit einem Schwert niedergestochen.«
»Großer Himmel!« Bingo war erleichtert und entsetzt zugleich.
»Ist das das ruhige Land, von dem du geschwärmt hast, Bingo?« Ganz konnte Falk den Vorwurf aus seiner Stimme nicht verbannen. »Erst das heimliche nächtliche Treffen, das auf eine Verschwörung schließen lässt, dann Freiheitsberaubung und nun … Mord!« Falk war ganz und gar nicht wohl bei der Sache.
»Ich verstehe das nicht. Was sollen wir jetzt tun?«
Das war eine gute Frage.
Falk überlegte. Sie konnten den Toten allein aus Pietätsgründen schon nicht hier einfach liegen lassen. Schließlich waren sie Männer von Ehre.
»Wir bringen ihn in die Stadt oder auf Graf Colleverdes Burg«, schlug er schließlich vor.
»Besser zur Stadtwache«, erwiderte der Gaukler.
»Gut,