Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Читать онлайн книгу Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner страница 15
»Woher der Sinneswandel? Haben dich die Berge so verzaubert, dass du ein Waldkogeler werden willst?«
Mark grinste verlegen.
»Die Berge, ja ja, die Berge auch. Da findet man so allerlei Interessantes und Schönes, was einem dann packt und nicht mehr loslässt.«
Toni gab sich bewusst etwas unbedarft. Er warf einen Blick auf die Wanduhr in der Wirtsstube der Berghütte.
»Mark, es ist schon spät. Vielleicht bin ich auch nicht mehr so aufnahmefähig, aber ich verstehe nicht, was du mir damit sagen willst.«
Mark trank einen Schluck Bier.
»Gut, Toni, dann will ich es anders ausdrücken. Auch wenn ich mich bisher davor scheute.«
Toni musste Geduld aufbringen. Mark schaute in die Flammen des Kaminfeuers und Toni sah, dass er sich jedes Wort genau überlegte.
»Toni, ich will es so sagen. Die kleine Monika hat sich einen festen Platz in meinem Herzen erobert. Ich bin einfach vernarrt in des kleine herzige Madl.«
Mark atmete tief ein.
»Ihre Mutter, die Claudia, die hat es mir nicht minder angetan. Der Himmel stehe mir bei, aber die Claudia, die hat eine Ausstrahlung, dass mir fast das Herz stehen geblieben ist, als ich sie gesehen habe. Dabei sieht sie im Augenblick so blass und schmal aus. Toni, ich kann es nicht verstehen, ich kann es nicht glauben. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr muss ich es mir eingestehen. Toni, ich denke, ich habe mich in die Claudia verliebt. Ich hatte nicht vor, mich zu verlieben. Ich suchte nicht nach einem Ersatz für Miriam, ganz im Gegenteil. Ich war überhaupt nicht auf der Pirsch, wenn du es so nennen willst. Toni, ich schwöre dir, des war ganz eigenartig. Wir sahen uns an, gaben uns die Hand und dann ist etwas geschehen, das ich schlecht beschreiben kann. Ich kann dir das nur mit einem Vergleich aus der Physik annähernd, nur ungefähr, wie bei einem Experiment, aufzeigen. Also stelle dir vor, da gibt es einen großen Tisch. Er ist aus Holz, also nicht magnetisch. An beiden Querseiten des Tisches werden zwei starke, sehr starke Magnete so platziert, dass, wenn man sie loslässt, sie durch die gegenseitige Anziehungskraft sich aufeinander zubewegen und nichts kann sie aufhalten. Dann hängen sie zusammen und es kostet viel Kraft, sie zu trennen, verstehst du?«
Toni trank schnell einen Schluck Bier, um ein Lachen zu unterdrücken.
Er räusperte sich.
»Ja, ich verstehe dich genau, Mark. Diesen Vorgang bei Menschen habe ich schon oft beobachtet, und außerdem mit der Anna selbst erlebt. Dafür gibt es ein Wort. In einem Kreuzworträtsel würde stehen: Anziehungskraft bei Menschen mit fünf Buchstaben!«
»L – I – E – B – E!«, buchstabierte Mark und nahm dabei seine Finger zur Hilfe.
Er nickte und lächelte verträumt.
»Ja, das Wort heißt ›Liebe‹, Toni. Ich gebe es zu, mir gegenüber und dir gegenüber. Ich habe mich in Claudia verliebt.«
Toni schaute Mark ernst an.
»Mark, ich freue mich für dich, dass die Liebe wieder dein Herz erfasst hat, aber ich bin auch verwirrt.«
»Warum bist verwirrt?«
»Weil ich immer sage, dass die Liebe die Herzen zusammenführt, die zusammengehören. Aber Claudias Herz gehört immer noch ihrem Rudi.«
»Das ist mir klar. Doch ich kann nichts dafür, dass ich mich in sie verliebt habe. Ich weiß, dass ich Geduld haben muss. Deshalb denke ich, es wäre vielleicht gut, wenn ich in ihrer Nähe wäre.«
»Eine Garantie, dass deine Geduld belohnt wird, gibt es nicht, Mark.«
Toni trank einen Schluck Bier und redete weiter.
»Früher, zur Zeit meiner Großeltern, da war es sehr selten, dass eine Witwe wieder heiratete. Sie hielt ihrem Mann die Treue, besonders, wenn sie finanziell unabhängig war. Wenn eine junge Witwe heiratete, dann war es meistens keine Liebesheirat, sondern eine Zweckheirat. Er versorgte sie und die Halbwaisen und sie schenkte ihm noch weitere Kinder.«
»Das weiß ich!«
»Claudia ist jung, Mark. Vielleicht hast du irgendwann eine Chance. Aber ich will dir keine Hoffnung machen, die sich dann nicht erfüllt. Sicher darfst du um sie werben, das ist das gute Recht eines verliebten Burschen. Dir muss dabei nur klar sein, dass du erstens nicht so vorgehen kannst wie bei einem anderen Madl, das keine Witwe ist, und zweitens, dass sie dich vielleicht auch mag, aber trotzdem nie und nimmer deine Frau wird.«
Mark seufzte.
»Ich weiß, dass es schwer werden wird. Aber ich denke, dass vielleicht ein Sinn hinter allem steckt. Ich hatte nie vor, euch zu besuchen, war auf dem Weg nach Wien. Da kam mir die Idee, einen Umweg über Waldkogel zu machen. Dann ging ich wandern. Es war ein schöner heißer Tag. Ich saß länger als ich es vorhatte oben auf einem Felsenvorsprung und betrachtete das Tal. Dann kamen die schwarzen Unwetterwolken und mir war klar, dass ich es nicht bis zur Berghütte schaffen würde. So verbrachte ich die Nacht in einer Schutzhütte, ganz in der Nähe der Stelle, an der Monika im Wald lag und weinte. Hatte da der Himmel nicht die Hand im Spiel? Sieht es nicht so aus, als wollte er, dass ich über viele Umwege und Widrigkeiten mit Claudia zusammentreffe?«
»So könnte man es deuten, Mark.«
»Ich sehe es so, denn auf normalem Wege wäre ich Claudia nie begegnet und wenn, wären wir sicherlich nicht so ins Gespräch gekommen. Vielleicht war es der Plan der Liebe, die auf diese Weise Claudia austricksen wollte und mich auch?«
»Du klammerst dich an den Gedanken?«
»Ja! Ich bin so verliebt in Claudia, dass ich jeden Strohhalm ergreife, der sich mir bietet. Ich hoffe nur, die Liebe, die Vorsehung, das Schicksal, nenne es wie du willst, hat noch einige Tricks bereit. Ich muss ihr näherkommen. Claudia ist wie eine schöne Blume ohne Wasser. Sie ist wie eine Rose, die im Augenblick irrtümlich in einer Wüste steht. Toni, gib mir einen Rat. Was würdest du an meiner Stelle machen?«
»Das darfst du mich nicht fragen, Mark. Ich kann dir keinen präzisen Rat geben. Ich kann dich nur bitten, vorsichtig zu sein. Du wirst sie sicherlich auf der Enzian Alm besuchen.«
Mark nickte.
»Ich habe Monika ein Foto vom Gipfel versprochen. Das Versprechen halte ich.«
»Gut so, etwas anderes habe ich auch nicht erwartet. Musst sehr einfühlsam sein, Mark, schätze ich. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, in der du Claudia von deinen Gefühlen erzählen kannst. Sage ihr, was du empfunden hast und empfindest und sage ihr, dass du warten kannst. Bitte sie, darüber nachzudenken. Mehr kannst du nicht tun, Mark. Aber es wird gut sein, dass sie weiß, dass du sie liebst. Oder schreibe ihr einen Brief. Dann bringst du sie vielleicht nicht so in Verlegenheit.«
»Mei, Toni, das ist gut! Ich schreibe ihr einen Brief. Siehst du, jetzt hast du mir doch einen Rat gegeben und was für einen guten Rat! Ich kann nur hoffen, dass sie meinen Brief auch liest.«
»Wenn du willst, gebe ich ihr den Brief. Dann kann ich ja später mal so beiläufig fragen, was du ihr geschrieben hast.«
»›Mit dir kann man Pferde stehlen‹, wie man sagt. Bist ganz