Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Staffel

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und vorbei. Klappe den Aktendeckel dieser Episode deines Lebens zu. Du kannst es nicht ungeschehen machen. Du kannst dir damit aber die weitere Zukunft verbauen. Jeder Mensch kann sich irren, kann Fehler machen. Hinterher ärgert sich jeder. Das ist normal. Ich will dir ein Bild geben. Wenn Kinder laufen lernen, fallen sie hin. Sie stehen wieder auf. Eines Tages laufen sie, ohne hinzufallen und trotzdem kann es sein, dass sie sogar als Erwachsene ausrutschen. Wichtig ist nur, dass man aufsteht und weitergeht. Du verbringst jetzt schöne Urlaubstage hier. Dann gehst du nach Wien. Das ist gut. Es ist eine andere Stadt, andere Menschen, eine neue Aufgabe. Es ist ein Neuanfang. Gehe unter Menschen, damit meine ich auch Madln. Nicht alle sind so wie diese Miriam. Es ist doch wie bei Kirschen. Sie schmecken gut, doch in einem ganzen Korb voller süßer Früchte kann es eine faule Frucht geben. Es wäre doch Unsinn, deswegen nie mehr Kirschen zu essen oder?«

      Mark nickte.

      Toni stand auf. »Komm mit mir, Mark. Ich gebe dir jetzt eine Kammer. Anna, kochst du Mark einen schönen Kräutertee aus Kräutern, die die Ella Waldner gesammelt hat?«

      »Daran habe ich auch gerade gedacht, Toni. Der Tee wird Mark gut tun. Er wird wunderbar schlafen können.«

      »Kräuter von der Ella Waldner, ist das nicht die alte Frau aus dem Wald, über die alle sagen, sie sei eine Kräuterhexe?«

      »Genau die ist es. Aber der Titel ›Kräuterhexe‹, der ist bei der Ella eine Auszeichnung. Sie kennt sich wie sonst niemand mit Kräutern aus und deshalb nennen wir sie liebevoll ›Kräuterhexe‹. Trink den Tee, dann wirst schon sehen.«

      Toni zeigte Mark die Kammer. Anna brühte einen Tee auf. Sie hofften beide, dass er Schlaf finden würde.

      »Das ist eine schlimme Geschichte, Toni«, bemerkte Anna später leise in der Küche der Berghütte. »Mark ist nur noch ein Schatten seiner selbst.«

      »Ja, das ist er! Dem hat es die Füße unter den Beinen fortgerissen. Für Mark ist eine Welt zusammengebrochen. Er hadert mich sich selbst. Ist dir aufgefallen, dass er über Miriam nicht geschimpft hat?«

      »Ja, das ist mir auch aufgefallen. Was denkst du, was das zu bedeuten hat, Toni?«

      »Nun, ich denke, dass er seinen Zorn und seine Wut nur gegen sich selbst richtet. Er kann nicht verstehen, dass ihm das passieren konnte. Das macht die Sache so schwer für ihn. Hoffentlich verschließt er sein Herz nicht für alle Zeit. Es wäre schade.«

      »Ja, das wäre es! Das Beste wäre, wenn er sich neu verlieben würde, Toni!«

      Toni lachte.

      »Das kann ich mir im Augenblick nicht vorstellen. In seinem Herzen ist keine Bereitschaft für eine neue Liebe. Er ist nicht offen für neue Gefühle. Er misstraut sich selbst. Deshalb ist es sehr schwer für ihn, vielleicht sogar unmöglich, jemals wieder einem Madl zu vertrauen.«

      »Toni, was höre ich da? Wo bleibt dein Optimismus? Er hat doch keine Wahl. Wenn ihn die Liebe erfasst, dann kann er nichts dagegen machen, dann wird er einfach mitgerissen. Das ist wie bei einer Lawine. Wen und was sie erfasst, begräbt sie unter sich und reißt sie mit. Also, ich hoffe, dass Mark von einer ganz großen Liebeslawine erfasst wird und ihn nur noch Liebe umgibt. Dann kann er nicht anders.«

      Toni nahm Anna in seine Arme. Sie küssten sich.

      »Wir beiden stecken in einer großen Liebeslawine. Nicht wahr, Anna?«

      »Einer riesengroßen Liebeslawine!«

      Sie küssten sich wieder und schauten sich tief in die Augen. In diesem Augenblick wurde ihnen mal wieder so richtig bewusst, welch großes Glück sie hatten.

      »Ich liebe dich, Anna!«

      »Ich liebe dich, Toni!«

      Sie lächelten sich zärtlich an. Dann gingen sie wieder an die Arbeit.

      *

      Leise schloss Claudia die Tür der kleinen Kammer. Sie ging barfuß hinaus vor die Almhütte und setzte sich.

      Sie seufzte leise.

      »Entschuldige, Janet, dass es so lange gedauert hat. Es ist jeden Abend ein Kampf, bis Moni eingeschlafen ist. Ich lese ihr vor, ich singe ihr Schlaflieder und kuschele mit ihr.«

      »Ach, mache dir darüber keine Sorgen. Ich habe gern gewartet und den herrlichen Ausblick genossen. Das ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde.«

      »Ja, das ist es! Die Enzian Alm ist ein ganz besonderer Platz, auch wenn es keine richtige Alm ist.«

      Claudia lachte leise.

      »Monika meint, wir sollten uns Kühe anschaffen, dann würden wir den Weg zu Nachbars Alm sparen, wenn wir Milch brauchen.«

      »Kinder denken oft sehr praktisch. Wie lange willst du bleiben? Was willst du in Zukunft machen? Ist es dir hier nicht zu einsam?«

      Claudia schwieg.

      »Entschuldige, ich war schon wieder so unhöflich. Ich wollte dich nicht verletzen, Claudia.«

      »Du hast mich nicht verletzt. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass ich mich dem neuen Leben stellen muss. Das versuche ich jetzt schon zwei Jahre. Seit ich hier auf der Enzian Alm bin, komme ich besser mit dem Schmerz des Verlustes klar.«

      »Es ist ja auch schrecklich, wie das Schicksal dir mitgespielt hat«, sagte Janet voller Anteilnahme.

      »Seit ich hier bin, finde ich immer mehr Trost. Rudi hatte die Alm für uns als Sommerhaus gekauft. Wir waren hier immer sehr glücklich. Ich fühle mich ihm hier näher als irgendwo sonst. Die Alm liegt nicht sehr hoch. Ich überlege, ob ich dauerhaft hierbleibe. Die Almhütte ist zwar nicht groß, aber es reicht für mich und Monika. Sie hat eine Kammer, ich habe eine Kammer, es gibt den größeren Wohnraum mit der Kochecke und Rudi hat ein Bad einbauen lassen. Was will ich mehr? Die Ruhe hier in den Bergen tut mir gut. Ich hoffe, dass Monika auch ruhiger wird. Sie sagt, sie vermisst ihren Vater. Aber ich bezweifele, dass sie sich richtig an ihn erinnern kann. Sie war gerade mal drei Jahre, als der Autounfall geschah. Nächsten Monat wird sie fünf.«

      »Fragt sie nach ihrem Vater?«

      »Ja! Ich erzähle ihr viel von ihm. Wir betrachten Fotos. Ich habe ihr gesagt, dass Rudi im Himmel ist. Das sagen wohl alle Mütter ihren Kindern, wenn sie den Vater verloren haben, denke ich. Es ist nicht leicht, ihr zugleich Vater und Mutter zu sein.«

      »Du schaffst das schon, Claudia! Du hast so vieles im Leben schon geschafft. Du hattest es nie leicht.«

      »Sprechen wir nicht über die alten Geschichten, Janet. Ich will daran nicht denken. Ich will nur das Schöne in Erinnerung behalten.«

      »Das verstehe ich. Schöne Erinnerungen geben Kraft. Sie sind ein dickes emotionales Polster. Aber du kannst dich auf die Dauer auch hier nicht einigeln, Claudia. Du bist noch jung, du bist gerade mal dreiundzwanzig Jahre. Willst du für den Rest deines Lebens hier auf der Enzian Alm sitzen und …« Janet brach den Satz ab.

      »… und trauern, wolltest du sagen, richtig?«

      »Claudia, wir kennen uns seit unserem ersten Schultag und haben uns immer gut verstanden. Freundschaft bringt auch die Verpflichtung mit, den anderen etwas aufzurütteln. Es wäre eine schlimme Sache, wenn ich dich

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