Toni der Hüttenwirt Staffel 14 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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Janet seufzte leise.
»Das weiß ich nicht, Claudia. Ich bin noch nicht verheiratet, habe keine Kinder. Ich kann allenfalls darüber theoretisieren. Ich bin Monikas Patentante. Deshalb mache ich mir auch Gedanken. Monika wird eines Tages erwachsen sein. Ihr wird die Liebe begegnen und sie wird erkennen, wie wunderbar die Liebe ist. Sie wird dahinterkommen, dass du dich einer neuen Liebe verschlossen hast, aus Rücksicht zu ihr. Ich sorge mich, dass dies Schuldgefühle bei Monika auslösen könnte.«
»Ich werde alles tun, um das zu verhindern, Janet. Jede Frau muss für sich selbst entscheiden. Ich habe mich einmal für Rudi entschieden und das war für ein ganzes Leben, für mein ganzes Leben. Dass uns nur wenige Jahre geblieben sind, dafür können er und ich nichts. Ich bin für die wenigen Jahre sehr dankbar. Es war eine so glückliche Zeit.«
»Rudi liebte dich, das weiß ich. Er wollte, dass du glücklich bist.«
»Ja, das wollte er. Er trug mich auf Händen.«
Janet legte den Arm um die Schultern der Freundin.
»Liebe Claudia! Ich bin nicht Rudi. Aber ich will auch, dass du glücklich bist. Versprich mir, dass du immer so handelst, dass du glücklich bist? Das wäre sicherlich ganz in Rudis Sinn.«
»Das kann ich dir versprechen, Janet. Das ist in Rudis Sinn.«
Janet seufzte erleichtert.
»Dann bin ich beruhigt. Ich hatte mir Sorgen um dich gemacht.«
»Das weiß ich. Danke für deinen Besuch!«
»Leider muss ich morgen schon wieder ganz früh los. Aber ich besuche dich gern öfter, wenn ich darf?«
»Was soll diese Frage? Was redest du da für einen Schmarrn!«
»Oh, du scheinst die Kraftausdrücke der Berge schon ganz gut drauf zu haben?«
Claudia lachte.
»Die bringt Monika mit heim. Sie trifft sich zwei Mal in der Woche im Dorf mit anderen Kindern zum Spielen. Im Herbst schicke ich sie in den Kindergarten.«
»Das ist eine gute Idee!«
Die beiden Frauen sahen sich an.
»Es war schön, dass du so spontan vorbeigekommen bist, Janet.«
»Ich komme bald wieder und bleibe länger. Dann kannst du mir die Berge zeigen.«
»Das werde ich! Es gibt hier herrliche Wanderwege.«
Claudia erzählte Janet von den vielen kleinen Wanderungen, die sie fast täglich mit Monika unternahm. Dabei leuchteten ihre Augen. Janet sah, wie glücklich Claudia in den Bergen war, und dass sie in der Natur und der Stille der Berge den Trost fand, den ihr kein Mensch geben konnte.
Die beiden Freundinnen redeten noch eine Weile, dann gingen sie schlafen. Janet schlief auf dem Sofa im großen Wohnraum. Monika kuschelte sich ins Federbett in ihrer Kammer. Es dauerte lange, bis sie einschlafen konnte. Sie war einsam und die Sehnsucht nach Rudi wieder mal sehr groß.
*
Monika und ihre Mutter saßen vor der Almhütte. Claudia häkelte an einem schwarzen Schultertuch. Ihre kleine Tochter saß am Tisch und malte eifrig.
»Moni, das gibt aber ein schönes Bild«, lobte sie Claudia. »Malst du die Enzian Alm?«
Monika nickte eifrig.
»Das ist unsere Almhütte, das ist der Weg und das hier ist der ›Engelssteig‹. Darüber ist der Himmel. Dort ist Papa und schaut herunter.«
Claudia lächelte und streichelte ihrer kleinen Tochter über das Haar.
»Ja, dein Papa ist dort oben und schaut herunter.«
Monika nahm einen gelben Buntstift und malte vom Gipfel des Berges eine Leiter, die hinauf in den Himmel führte.
»Oh, das hast du schön gemalt, die Leiter sieht golden aus.«
»Mama, die Leiter ist aus Gold, das ist doch die Engelsleiter.«
»Ich weiß, mein kleiner Schatz. Darauf steigen die Engel jede Nacht vom ›Engelssteig‹ hinauf in den Himmel. Ich habe dir die Geschichte schon oft erzählt.«
Die kleine Monika stand vom Stuhl auf und setzte sich neben ihre Mutter. Sie schmiegte sich an sie.
»Erzählst du mir die Geschichte noch einmal, bitte!«
Claudia legte ihre Handarbeit zur Seite und nahm ihre kleine Tochter auf den Schoß.
»Also! Es war einmal vor langer, langer Zeit, da gab es im Himmel plötzlich eine große Aufregung. Petrus, der für die Ordnung dort oben zuständig ist, hatte herunter auf das schöne Waldkogel gesehen. Hoppla, dachte er, was ist das? Das muss ich mir genauer ansehen, dachte er. Und schon flogen viele kleine Engel herbei und brachten Petrus sein Fernrohr. Er schaute hindurch und sah, dass sich auf dem Gipfel des ›Höllensteig‹ etwas verändert hatte.«
»Das ist der Berg dort drüben«, warf Monika ein.
»Genau! Der Teufel hatte sich über Nacht dort ein Tor eingebaut, damit er schneller in Waldkogel sein konnte, um die Menschen zu ärgern. Als Petrus das sah, war er sehr ärgerlich und wütend. Dem werde ich die Sache vermasseln, rief er aus. So geht das nicht. Die Waldkogeler sind so liebe und gottesfürchtige Menschen, deshalb sollen sie einen ganz besonderen Schutz erhalten. Im hohen Himmelssaal gab es noch am gleichen Tag eine große Konferenz. Alle waren ziemlich aufgeregt und es wurden viele Vorschläge gemacht. Ein kleiner Engel, der sich noch seine Flügel verdienen musste, hatte den besten Vorschlag.«
»Und deshalb bekam er sofort Flügel.«
»Ja, Moni, so war es. Der kleine Engel bekam wunderschöne Flügel. Er wurde zum Architekten und Bauleiter ernannt.«
»Wie Papa, der war auch Architekt!«
»Genau!« Claudia lächelte.
Monika kuschelte sich an ihre Mutter. Claudia erzählte weiter.
»In der nächsten Nacht wurde es am Nachthimmel plötzlich ganz hell. Es war ein wunderbar helles, reines Licht. Alle Waldkogeler standen auf und liefen hinaus ins Freie. Sie blickten hinauf auf den Berggipfel. Dort sahen sie, dass viele Engel auf und ab schwebten. Sie brachten Bauteile und fügten sie zusammen. Die goldene Leiter wurde immer höher und höher. Sie bauten die ganze Nacht daran. Dann stiegen die Engel hinauf. Dabei trugen sie große dicke Bücher. Jeder in Waldkogel wusste plötzlich, was in den Büchern stand. Die Engel hatten diese Erkenntnis den Menschen ins Herz gegeben. In den Büchern waren die Gebete, Wünsche und Sehnsüchte aufgeschrieben, die die Waldkogeler hatten. Diese brachten die Engel hinauf in den Himmel.«
»Aber jetzt kann niemand mehr die