Soft Skill für Young Professionals. André Moritz
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Die richtige Portion Selbstbewusstsein
Zielereichung wirkt direkt auf das Selbstwertgefühl
Das Erreichen der eigen formulierten Ziele und das Erfüllen der appellierten Standards wirken direkt auf die Höhe des Selbstwerts. Wenn eine Person nicht erreicht, was sie sich selbst vorgenommen hat, kann sie trotz hoher externer Anerkennung und Zurede nur ungenügend ein positives Selbstvertrauen aufbauen. Schnell entwickelt sich eine introvertierte Persönlichkeit, welche nicht offen mit anderen über eigene Probleme reden kann, da sie auch noch den Verlust der externen Anerkennung befürchtet.
Prinzipiell scheint ein moderat niedriger Selbstwert ein fundamentales Entwicklungspotenzial zu beinhalten. In der ständigen Entwicklung eines positiven Selbstwertgefühls müssen Sie einen produktiven Ausgleich zwischen Selbstkritik und dem Willen zur Veränderung erwirken. Eine zu hohe Willenskraft zur Veränderung und eine zu energische Selbstkritik führen aber konsequenterweise nicht zu einer Erreichung des Zieles. Andersherum ist bei Menschen mit hohem Selbstwert ein Mangel an Selbstkritik ein Hindernis, sich weiterzuentwickeln.
Abbildung 5: Weiterentwicklung in Abhängigkeit des Selbstvertrauens
Selbst- und Fremdkritik fördern die Persönlichkeitsausbildung
Aus den heutigen Erkenntnissen von Persönlichkeitsmodellen und Psychologie ist es natürlich anzustreben, ein positives Selbstbewusstsein aufzubauen. Dieses Selbstbewusstsein darf aber nicht nur abgrenzungsorientiert sein, sondern sollte auch selbstorientiert sein. Wenn Sie ein positives Selbstvertrauen aufgebaut haben, sollten Sie Fremd- und Selbstkritik anregen bzw. forcieren. Nur diese Anregungen entwickeln und manifestieren eine Persönlichkeit langfristig. Auch eine Person, welche gar keine Kritik zulässt, wird schnell durch ein introvertiertes Auftreten auffällig, da sie sich von anderen Meinungen und damit von anderen Personen an sich löst.
Woher wissen Sie nun, ob Sie die exakt ausreichende Menge besitzen und wie weit Sie damit richtig umgehen? Zuerst können Sie an den obigen Merkmalen evaluieren, wie weit das Selbstvertrauen ausgeprägt ist. Als modernes Element bietet sich ein wiederholtes 360°-Feedback an, welches Ihnen umfassend Kritik und erfahrungsgemäß überproportional viel Lob anbietet, um sich selbst weiterzuentwickeln. Die richtige Menge an Selbstvertrauen haben Sie, wenn Sie keinerlei Probleme mit Ihrem Selbstvertrauen in Ihrem privaten und beruflichen Umfeld haben und auf der anderen Seite nicht negativ durch dominierendes Selbstbewusstsein auffallen.
Stimmungen als temporäre Fühlmuster
Stimmungen sind dauernde Gefühlszustände, welche uns fortwährend im Privat- und Berufsleben umgeben. Dabei beeinflusst die Stimmungen jede zwischenmenschliche Interaktion und determiniert damit auch einen großen Teil unseres Verhaltens. Obwohl dieses Thema in der herkömmlichen Darstellung der Soft Skills eher wenig explizite Aufmerksamkeit findet, erscheint es bedeutend, sich auch mit diesem Gebiet zu beschäftigen. Durch Erkenntnisse über sich selbst können Sie sensibler und besser mit sich und anderen Personen umgehen.
Stimmungen prägen unser Verhalten
Stimmungen, welche unser Privat- und Berufsleben wohl am meisten beeinflussen, sind die der Trauer, der Freude, der Angst sowie der Zufrieden- und Unzufriedenheit.
Trauer und Freude
„Die größte Gefahr lauert im Moment des Sieges.“
NAPOLEON BONAPARTE
Trauer und Freude treffen uns vorwiegend unerwartet und beeinflussen uns über einen ausgedehnten Zeitraum. Bedeutend ist, mit Freude ebenso einträglich und produktiv umzugehen, wie auch mit Trauer. Trauer ist dabei eine Reaktion auf ein Verlustgefühl. Diese Verluste können beispielsweise der Tod von einer nahe stehenden Person, eines Haustiers oder der Verlust eines Lieblingsgegenstandes sein. Im Muster der Trauer treten vier Phasen auf:
▪ Verdrängungsphase, welche sich durch ein betäubtes Benehmen zeigt
▪ Verzweiflungs- oder Sehnsuchtsphase
▪ niedergeschlagene oder depressive Phase
▪ Reorganisation des Individuums
Alle Phasen müssen durchwandert werden
Diesen Prozess der vier Phasen hat schon Sigmund Freud (1856 bis 1939) als „Trauerarbeit“ (Abbildung 6) bezeichnet. Heute ist dieses Muster nicht nur akzeptiert, sondern es ist auch aufgezeigt, dass eine Person alle diese Phasen durchwandern muss, um nicht in den Zustand der pathologischen Trauer, das heißt, in anhaltende Depressionen zu verfallen. Besonders die letzte Phase der Reorganisation kann nicht nur mit Schuldgefühlen, sondern auch mit Aggressionen, beispielsweise gegenüber der verstorbenen Person oder dem nahen Umfeld, einhergehen.
Abbildung 6: Trauerarbeit nach Sigmund Freud
Haben Sie diesen Prozess verstanden, können Sie sich und andere Personen in der Trauerarbeit unterstützen und sich oder der Person Zeit zum Durchwandern aller Phasen geben. Eine bessere Verarbeitung des Vorfalls führt zu einem geringeren Risiko des Rückfalles in Aggression, Niedergeschlagenheit und Depression.
Zeitnahe Verarbeitung von positiven und negativen Gefühlen
Wie bereits eingangs diskutiert bedarf der Umgang mit Freude ebenfalls einer aktiven Herangehensweise. Freude ist ein Gefühl, welches Sie ebenso wenig unterdrücken sollten wie Trauer. Es gibt jedoch Situationen, in welchen Sie aus strategischen Gründen keine überschwängliche Freude zeigen sollten, wie beispielsweise in professionellen Verhandlungen. Äußerst häufig ist die Zeit der freudigen Euphorie schon aufgrund der Unachtsamkeit eine erneute Quelle der Gefahr. Ebenfalls gibt es Szenarien, in welchen Sie aktive Freude, zum Beispiel Freude an einer Opportunität (z. B. Freizeit), verschieben müssen, um ein höheres Maß an Freude zu einem späteren Zeitpunkt zu genießen. Zu Beachten ist dabei aber, dass verschobene Freude sich mit der Zeit verkleinert. Die Freude über ein erfolgreiches Meeting ist nach zwei Wochen nur noch kaum nachzuvollziehen, da die Erleichterung von Stress und Aufregung nicht mehr zurückzuverfolgen ist.
In der Autobiographie von Jack Welch, ehemaliger CEO von General Electric, führt dieser auf, welchen positiven Wert es hat, Erfolge zu feiern. Fragen auch Sie sich einmal, warum Sie oder eine andere Person Erfolge brauchen, wenn Sie diese nicht auch ausleben möchten.
Abbildung 7: Ausmaß von Stimmungen im Zeitablauf
Angst und Furcht
Furcht ist konkret, Angst unbestimmt
Angst ist das Gefühl einer Bedrohung und wird seit der Existenzphilosophie stark von Furcht abgegrenzt. Furcht ist nach Sören Kierkegaard (1813 bis 1855) die Reaktion auf eine spezifische Bedrohung. Angst ist allerdings ein Gefühl, welches sich gegen das Unbekannte richtet. Angst ist dabei nach Martin Heidegger (1889 bis 1976) nicht nur die Konfrontation des Menschen mit der Gewissheit des Todes, sondern auch das Unbehagen – beispielsweise in Form von Existenzsicherheit im Arbeitsmarkt entsprechend Karl Marx (1818 bis 1883). Furcht ist im alltäglichen Sprachgebrauch vorwiegend gleichzusetzen mit der Präsenz von Angst, wobei sich diese nicht auf ein konkretes Ereignis