Erfolg lacht!. Jumi Vogler

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Erfolg lacht! - Jumi Vogler Dein Leben

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ein Beispiel aus meinem Coaching-Alltag: Ein Klient kam zu mir, um seine Vortragstechniken zu verbessern. Ein kluger Kopf mit hoher Eloquenz. Leider mit schrecklicher Angst vor öffentlichen Reden. Diese Angst haben übrigens ganz viele Menschen und meistens ist sie unbegründet und irrational. Aber äußerst präsent und sehr unangenehm. Alle meine Überzeugungsversuche und Ermutigungen waren für die Katz. Die Angst war größer. Da half nur noch eine paradoxe Intervention. Als mein Klient das nächste Mal beim Coaching mit seiner Rede begann, schlüpfte ich in seine Ängste und verlieh ihnen zitternd und lamentierend Wort und Gestalt: »Nee, was habe ich denn da gesagt? Das ist doch kompletter Quatsch. Oh, jetzt hat einer gemerkt, dass ich überhaupt keine Ahnung vom Thema habe. Ich kann nichts. Ich weiß nichts. Ich bin nichts. Ich will hier weg.« Und so weiter und so weiter. Mein Klient musste so lachen, dass er seine Befürchtungen vergaß und seine Rede von Anfang bis Ende hielt. Erst kichernd, dann grinsend und dann lächelnd in Erinnerung an alle seine Ängste, die wir Egon, Waldemar und Diederich nannten. Was ihn, als er die Rede dann tatsächlich vor Publikum halten musste, ausgesprochen sympathisch auf seine Zuhörer wirken ließ. Er dachte einfach an Egon, Waldemar und Diederich.

      Paradoxe Interventionen sind in Familien, Beziehungen und Unternehmen wirksam. Überall dort, wo die Angst vor Veränderung die gewünschte Veränderung verhindert. Humor verändert also die eigene Wahrnehmung von sich und der Welt. Denn mit Humor wächst zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört. Kinder entdecken oft Zusammenhänge in ihrer Welt, über die wir lachen, weil sie uns unlogisch anmuten. Für Kinder sind sie das allerdings nicht.

       »Wenn ich Milch warm machen will, muss ich dann die Kuh auf die Herdplatte stellen?«

       Der Lehrer erklärt im Chemieunterricht: »Im Jahre 1771 hat der schwedische Chemiker Scheele den Sauerstoff entdeckt.«

       Michael fragt überrascht: »Was haben die Menschen denn vorher geatmet?«

       Eine Mutter fragt ihr Kind: »Wo hast du denn dein Zeugnis?«

       Das Kind antwortet: »Das habe ich Petra mitgegeben. Sie will damit ihre Eltern erschrecken!«

       Humor verändert die Wahrnehmung von sich und der Welt.

      Uns Erwachsenen geht im Laufe des Lebens die eher unschuldige Betrachtung der Welt verloren. Und das hat folgende Gründe: Als Kinder sind wir noch ohne Wissen über gesellschaftliche Normen und Zwänge. Wir wollen Aufmerksamkeit und sofortige Bedürfnisbefriedigung. Und wir entwickeln sehr direkte Strategien, um das zu erreichen, was wir wollen. Mütter, deren Kids sich regelmäßig an Supermarktkassen schreiend auf den Boden werfen, um den Lolli doch noch zu bekommen, können ein Lied davon singen. Irgendwann werden wir erwachsen. Spätestens dann haben wir gelernt, dass diese Art der Bedürfnisbefriedigung unter Erwachsenen nicht wohlgelitten ist. Wir lernen, dass die gesellschaftlichen Normen sofortige Bedürfnisbefriedigung sanktionieren. Nun lassen wir es nicht etwa, nein, wir fangen es nur geschickter an. Denn wir haben erkannt, dass wir das, was wir wollen, am besten durch Anpassung erreichen. Wir zeigen nicht mehr offen unsere Wünsche und Bedürfnisse, sondern lernen uns zu schützen, unser Inneres vor der Welt zu verstecken und unsere natürliche Fantasie, Kreativität, Individualität, unseren Witz und Humor tief in uns zu vergraben. Denn diese Eigenschaften gelten immer noch als anarchisch, ungehorsam und disziplinlos. Und das zu Recht! Denn jemand mit Fantasie und Humor ist nicht so einfach zu kontrollieren. Menschen mit Humor haben tatsächlich etwas Schräges. Ich weiß, wovon ich rede. Dass Humor allerdings die Leistungsfähigkeit minimiere, ist eine gezielte Lüge. Ganz im Gegenteil, humorvolle Menschen sind ausgesprochen leistungsfähig, sie haben Fantasie, sind kreativ und haben Spaß an ihrer Leistung.

      In der Schule, in der Ausbildung, privat und beruflich versucht man also, uns diese Eigenschaften auszutreiben. Bei einigen gelingt das. Was schade ist, weil es die Entwicklung so dringend benötigter menschlicher Potenziale für unsere Gesellschaft verhindert.

      Wenn Erwachsene ihren Humor wiederentdecken und wiedererwecken, dann ist das ein bewusster, ein intelligenter Akt. Er sieht dort Zusammenhänge, wo der angepasste Mensch sich nicht mehr traut, sie zu sehen. Der Erwachsene verbindet die Kinderstrategie, die kindliche Neugier mit seinen erwachsenen Fähigkeiten: Beobachtungsgabe, Intelligenz, Sprachwitz, Erfahrung, Wissen. So sieht er Humorvolles. So entsteht Humor.

       Das Fach »Humor« sollte in der Schule gelehrt werden; das wäre für uns alle gut.

      Was passiert, wenn der Humor sich noch im Tiefschlaf befindet, zeigt ein Beispiel aus meinem Beruf als Unternehmenskabarettistin: Eines Tages hatte das Management eines Krankenhauses folgende Anfrage. Sie hätten in einem sehr langen Veränderungsprozess ihre Ziele neu definiert und bäten mich, als Kabarettistin diese Ziele auf einer Veranstaltung zu präsentieren. Auf meine Frage, um welche Ziele es sich handele, antworteten sie, das Pflegepersonal hätte beschlossen, ab sofort freundlich und mitfühlend mit seinen Patienten umzugehen. Ehrlich! Das ist schon zwei, drei Jahre her, aber ich könnte mich immer noch schlapp lachen.

      Menschen mit Humor sind intelligent. Die geistige Leistungsfähigkeit steigert sich. Und das nicht nur, wenn man humorvoll agiert, sondern auch, wenn man Humorvolles rezipiert, also empfängt. Es setzt zuerst das Verstehen von Zusammenhängen voraus. Dann die Fähigkeit zur Empathie, also die Fähigkeit mitzufühlen. Und, last but not least, die Fähigkeit, das Nichtzusammenpassen bestimmter Zusammenhänge, also Inkongruenzen und Unlogik, zu begreifen. Ganz schön hohe Anforderungen, oder?

      »Was ist der Unterschied zwischen Ignoranz und Apathie?«

       »Weiß ich nicht und es ist mir auch egal.«

      Humor bewegt sich immer zwischen Lachen und Weinen, Wahrheit und Schmerz, Weisheit und Mitgefühl, Individuum und Welt, Gewinnen und Verlieren, Streben und Scheitern. Nichts Menschliches ist ihm fremd. Es gibt übrigens nur sehr wenige Götter der Antike, die Humor hatten. Der androgyne Gott Dionysos gehörte dazu, bevor man ihn zum Gott des Weins und des Theaters banalisierte. Danach war er nur noch betrunken. Und Betrunkene haben oft große Schwierigkeiten, einen Witz zu verstehen.

      Themen, die die Menschen stark bewegen, haben ein hohes Humorpotenzial, wie etwa das ewige Beziehungsthema, Sex oder das Altern.

       Es klingelt an der Tür. Jopi Heesters, der nicht mehr gut sieht, erkennt nur einen Schatten und fragt: »Wer sind Sie?

       Zu wem wollen Sie?« Der Schatten antwortet: »Ich bin der Tod.«

       Jopi ruft in die Wohnung: »Simone! Besuch für dich!«

      Das Lachen über Dinge, die man fürchtet, befreit. Schon deswegen ist der Humor als Konzept heutzutage so notwendig. Wir leben in einer Zeit, in der eine Krise die anderen ablöst. Furcht würde lähmen, aber das Lachen schafft Distanz und genügend Kreativität, um zu neuen Lösungen zu gelangen.

       Humor ist individuell.

      Und weshalb empfinden wir etwas als komisch? Humor ist abhängig von der Realität und der Biografie desjenigen, der etwas Humorvolles tut, oder desjenigen, der etwas Humorvolles empfängt. Nicht jeder empfindet das Gleiche als komisch. Humor ist individuell.

      Eins aber gilt für alle Spielarten: Humor lebt immer von der Fallhöhe, das heißt, Erwartungen

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