Shake your Life. Ralph Goldschmidt
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»Aber?« Victor zieht die Augenbrauen hoch und neigt seinen Kopf leicht nach vorne.
»Aber im Gespräch mit dem Auftraggeber kam für mich klar heraus: Im Prinzip wollte er seine Leute nur benutzen. In Wahrheit hatte er kein Interesse an ihnen. Er hatte kein echtes Anliegen, wollte mit meinem Vortrag nur eine Bespaßung liefern, um für gute Stimmung zu sorgen. Mein Vortrag sollte nichts bewirken. Ob mein Vortrag dem Publikum helfen würde, künftig mit Druck besser umzugehen, war ihm wurscht. Im Gegenteil. Eigentlich wollte er, dass seine Leute gnadenlos Gas geben und Geld reinholen, der Rest war egal. Aber es wirkt ja immerhin sozial, wenn er ihnen für viel Geld einen Typen vorsetzt, der ihnen Tipps gibt, wie sie alles unter einen Hut kriegen und rundum glücklich werden. Ich sollte sozusagen als Pausenclown engagiert werden. Eine Alibi-Veranstaltung. Also …«
»Also?«
»Also habe ich ihn gebeten, den Betrag, den er für mein Honorar eingeplant hatte, für einen echten Clown auszugeben oder einem wohltätigen Zweck zu spenden. Ich habe ihm gesagt, dass ich lieber zu Hause vor einer Wand reden würde, als zu seiner Veranstaltung zu kommen.«
»Oh, wow!«
»Jawohl. Allerdings ist das nun auch nicht sooo heldenhaft, oder? Ja, es hat ein bisschen Mut erfordert und es war auch Mist, weil die Kohle flöten ging. Seinem Anspruch gerecht zu werden, hat eben manchmal seinen Preis. Manchmal hat man den Mumm, ihn zu bezahlen, manchmal nicht …«
Seinem Anspruch gerecht zu werden, hat eben manchmal seinen Preis.
»Doch, doch, ich glaube, du bist doch Superman.« Victor grinst, langt über den Tresen und gibt mir einen Klaps auf die Schulter.
Danke, sollte das wohl heißen. »Gern geschehen«, sage ich. »Noch einen Drink?«
»Nee, lass mal. Ich geh nach Hause.« Er legt einen Schein auf den Tresen.
Ich vermute, ich werde ihn jetzt eine Weile nicht mehr sehen. Das finde ich schade.
»Hm, tu mir einen Gefallen, ja?«
»Ja?«
»Bitte komm eines Tages mal vorbei und erzähl mir, wie es ausgegangen ist. Okay?«
»Okay, Sportsfreund.« Er gibt mir die Hand wie ein Kumpel, lacht, nimmt seine Jacke und geht.
Die zwei Mädels, die gerade zur Tür hereinkommen, treten einen Schritt zur Seite, machen ihm Platz, er grinst sie an, sie bekommen riesige Augen, schauen ihm auf den Hintern, sobald er an ihnen vorbei ist, und kichern los, sobald er durch die Tür ist. Sie halten sich beim Lachen die Hand vor den Mund und benehmen sich wie die Schulmädchen. Was für ein lässiger Typ!
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