Radikal menschlich. Ilja Grzeskowitz
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Sie können nur das verändern, was Ihnen bewusst ist!
Klingt einfach und logisch, oder? Aber wenn Sie davon ausgehen, dass 99 Prozent Ihrer Gedanken, Strategien und Verhaltensweisen unbewusst ablaufen, dann steckt eine Menge Dynamit in dieser Aussage. Denn Hand aufs Herz, wie sehr führen Sie ein Leben im Autopilotmodus? Wie häufig tun Sie Dinge nur, weil Sie es schon immer so getan haben, weil es normal ist oder weil alle es tun? Wie sehr funktionieren Sie eigentlich nur noch, anstatt mit einem hohen Grad an Bewusstheit Ihren Job zu erledigen, Ihren Alltag zu gestalten und mit den Menschen in Ihrem Umfeld zu kommunizieren? Das Leben wird erst dann so richtig intensiv, wenn Sie es mit allen fünf Sinnen aufsaugen und sich dem jeweiligen Moment voll und ganz hingeben.
Doch wie sieht die Realität aus? Menschen hetzen von einem Meeting zum nächsten, spielen mit ihren Kindern, während sie nebenbei »mal schnell« die wichtige Präsentation für den Chef vorbereiten, und sind während der täglichen U-Bahn-Fahrt so in das Spielen von Candy Crush auf dem Smartphone vertieft, dass sie es nicht mal mitbekommen würden, wenn die Mitreisenden um sie herum alle nackt wären. Ich habe immer häufiger den Eindruck, dass der Alltag so hektisch geworden ist, dass kaum noch Zeit für bewusste Kommunikation, echtes Interesse am Gegenüber und den hohen Anspruch an die eigenen Resultate bleibt. Und wenn man sich doch einmal auf eine Aufgabe fokussiert, dann ist man gedanklich schon wieder in der nächsten Telko, beim Kunden von morgen oder dem wöchentlichen Meeting, auf das man sich schon wieder nicht rechtzeitig vorbereitet hat. Kommt Ihnen bekannt vor, nicht wahr?
Nur wenn wir ganz achtsam unsere äußere und innere Realität wahrnehmen, gelingt es uns, die unzähligen Automatismen, Gewohnheiten und Strategien aus dem Unterbewusstsein an die bewusste Oberfläche zu befördern, um sie dann entsprechend zu verändern. Das größte Geschenk, das Sie sich selbst machen können, ist, den Autopilot auszuschalten und das Leben bei den Hörnern zu packen. Vor einigen Jahren habe ich von meinem britischen Kollegen Nigel Risner einen Satz gehört, der Ihnen dabei als gedanklicher Leuchtturm dienen kann: »Wenn du im Raum bist, dann sei im Raum.« Im Original heißt es: »If you’re in the room, be in the room.« Ja, es lohnt sich, diesen Satz mehrmals zu lesen und ihn auf sich wirken zu lassen. Es reicht nicht, nur körperlich im Raum zu sein, wir müssen es auch mental sein. Nicht nur ein wenig, sondern ganz. Zu 100 Prozent.
Der Schlüssel, um dem Teufelskreis aus Belanglosigkeit, Unzufriedenheit und Mittelmaß zu entkommen, heißt Bewusstheit.
Je achtsamer Sie sich auf eine Situation einlassen, desto selbstbestimmter werden Sie. Weil Sie plötzlich Dinge wahrnehmen, die sonst im Sauseschritt an Ihnen vorbeigerauscht wären. Machen Sie ruhig die Probe aufs Exempel und stellen sich ganz bewusst die folgenden Fragen:
Erinnern Sie sich so häufig wie möglich daran: Sie können nur das verändern, was Ihnen bewusst ist! Das gilt für Ihre Kommunikation, Ihre Gewohnheiten, Ihre Entscheidungen, Ihre internen Strategien und besonders für Ihr Verhalten. Ich würde mir daher nichts sehnlicher wünschen, als ein entschiedenes »Au Ja«8 zur Achtsamkeit. Treffen Sie die Entscheidung, ab sofort nur noch ganz bewusst durchs Leben zu gehen und besonders auf die vermeintlichen Kleinigkeiten zu achten. Ihre alltäglichen Automatismen kritisch zu hinterfragen und mutig in den Spiegel zu blicken. Das Leben mit allen Sinnen zu genießen. Je mehr die Bewusstheit Einzug in Ihren Alltag erhält, desto mehr werden Sie wissen, was Sie alles nicht wissen. Aber Sie können die Entscheidung treffen, dies zu ändern. Als Persönlichkeit zu wachsen, sich weiterzuentwickeln und besser zu werden. Ein selbstbestimmtes und zufriedenes Leben zu führen, anstatt nur zu funktionieren. Schließen möchte ich diesen Abschnitt daher mit den berühmten Worten von Hermann Hesse: »Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.« Genießen Sie den Beginn einer neuen Ära. Der Ära der Achtsamkeit.
Bleib Du selbst, um Dich zu verändern
»Be yourself, no matter what they say!« Ich weiß nicht, ob mein damaliger Chef den wunderbaren Song »Englishman in New York« von Sting im Ohr hatte, als er mir den wohl wichtigsten Rat meiner Karriere gab: »Ilja, was auch immer du in der Zukunft tun wirst, das Wichtigste ist, dass du dich traust, du selbst zu sein.« Ich werde es wohl nie vergessen. Ich nickte damals zustimmend und dachte mir: »Na klar, wer soll ich denn bitteschön sonst sein?« Und trotzdem habe ich mich in den folgenden Jahren an so ziemlich allem und jedem orientiert, nur nicht an meinen innersten Bedürfnissen, Werten und Prinzipien. Weil diese Prozesse unbewusst abliefen, konnte ich sie auch erst verändern, als ich achtsamer mit mir umging.
Aus Angst vor Ablehnung und dem Drang nach Anerkennung habe ich die unterschiedlichsten Masken getragen und immer wieder versucht, es so vielen Menschen wie möglich recht zu machen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich mich dadurch immer weiter von mir selbst entfernt habe. Dabei ist die eigene Persönlichkeit der wichtigste Faktor für erfolgreiche Veränderung. Nur wer sich an seinen innersten Bedürfnissen orientiert, der kann auch in seinem Verhalten maximal flexibel sein. Oder noch deutlicher ausgedrückt: Eine einzigartige und stabile Persönlichkeit ist in Zeiten von komplexem und intensivem Wandel der beste Kompass, den Sie sich wünschen können. Wir müssen wir selbst bleiben, um uns verändern zu können.
Bleiben Sie Sie selbst, um sich verändern zu können.
Es lohnt sich also, einen genaueren Blick auf dieses wunderbare Konstrukt namens Persönlichkeit zu werfen. Denn wenn wir wissen, wie wir wirklich ticken, dann verstehen wir auch unser Verhalten und unsere grundsätzlichen Strategien im Leben viel besser. Dadurch wird jede Form von Kommunikation einfacher, was uns wiederum dabei hilft, in sämtlichen Lebensbereichen erfolgreicher zu sein. Doch ist es wirklich möglich, in Menschen hineinzublicken und herauszufinden, was ihre innersten Bedürfnisse sind? Die Antwort hierauf ist ein eindeutiges Ja. Dies gelingt aber nur, wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen. Denn unser äußeres Verhalten ist immer ein Spiegel unserer tiefsten Motive. Dieser Zusammenhang ist mir vor vielen Jahren zum ersten Mal so richtig bewusst geworden, als ich Tony Robbins in einem Ted Talk von den Six Human Needs sprechen hörte.9 Sofort war ich von dem Ansatz fasziniert und kombinierte die Grundidee mit weiteren Philosophien und Denkschulen, etwa der Maslow’schen Bedürfnispyramide, den Satir-Kategorien, dem DISG-Modell und weiteren Ansätzen der Persönlichkeitsanalyse. Herausgekommen ist nach vielen Jahren intensiven Studiums mein