Das pure Leben spüren. Barbara Messer

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Das pure Leben spüren - Barbara Messer Dein Leben

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Brille, mit einem anderen Menschen und lebte eine kleine Weile mit diesem Menschen zusammen.

      Noch Jahre nach der Trennung gab es so etwas wie einen Rosenkrieg, der trotz diverser Friedensangebote kein Ende fand. Das Haus, einstmals ein wunderschöner Heimathafen, wurde zum Spekulationsobjekt. Eine Auszahlung war für mich zum damaligen Zeitpunkt nicht möglich, die Zahlen überstiegen mein Budget und meine Möglichkeiten.

      Vor meinem geistigen Auge sah ich es schon: Plötzlich wird das geliebte Haus verkauft, und ich muss raus, vermutlich muss ich dann »schnell« raus und habe noch keinen neuen Platz. Und ein neues Haus konnte ich mir nicht leisten, mein Kapital war noch in dieser jetzigen Immobilie gebunden.

      Und mein Herz blutete, denn keine neue Wohnsituation, die ich mir ausmalte, hielt dem Vergleich mit meinem Haus stand, in dem ich das erste Mal in meinem Leben für mehr als 10 Jahre gelebt hatte.

      Eine fatale Situation, wie ich damals fand. Ich war traurig, fühlte mich in der Falle sitzend, ungerecht behandelt, als Opfer und bemitleidenswert. Aber ich hatte wirklich keine Idee, wo ich hinwollte. Dort im Ort bleiben, wo ich dann immer am alten Haus vorbeilaufen sollte? Nein, das nicht.

      Eine Krise? Das Schicksal, das an die Tür klopft? Eine Chance, ein neuer Schritt?

      Menschen, die Herausforderungen und Schwierigkeiten annehmen und sie als Chance für eine Veränderung sehen, diese Menschen wissen, dass solche Herausforderungen zum Leben dazugehören, und sie wissen, dass es normal ist, dass etwas ihr Denken und Fühlen durcheinanderbringt, es sie tiefer als gewöhnlich erschüttert. Sie haben erfahren, dass es sogar gut ist, diese Erschütterung zuzulassen. Anschließend aber wird eine Neusortierung und Neuordnung ihrer eigenen Welt möglich, ihrer Gefühle, Werte, Glaubenssätze und Gedanken.

      Die ersten Schritte sind dabei für mich die Akzeptanz und das Eingeständnis, dass ich ratlos bin, dass ich »NOCH keinen Namen habe« für das, was sich da Neues außerhalb meiner Komfortzone befindet. Ich erlaube mir, meine üblichen und normalen Antworten nicht zuzulassen, sondern einen neuen Raum zu öffnen: Ich weiß noch nicht, was kommt. Und gehe weiter, zuversichtlich, vertrauensvoll, Schritt für Schritt.

      Die Schritte gehen in den Übergang – in einen unklaren, nicht bekannten Raum. Namenlos – ohne Konturen. Unklar, nicht gezeichnet, neu. Ein neues Ufer, ein neuer Weg.

      Und der Schritt in den Übergang scheint mir klar und das Sinnvollste der Welt – denn es gibt keine Antwort auf die Frage nach dem Wohin.

      Das komplette Loslassen ist eine Antwort. Und damit eine Einladung, beherzt und zuversichtlich ins Ungewisse zu gehen. Das Schicksal anzunehmen, nimmt mich einerseits ein, andererseits füllt mich allein diese Haltung mit Kraft und Zuversicht aus.

      »Wege entstehen im Gehen.« Und dies war ein neuer Weg. Zumindest für mich.

      Jammern und Klagen, Opferallüren hingegen machen Menschen unfrei, sie geben anderen die Schuld – oder ehrlicher ausgesprochen die Verantwortung für ihre Situation und ihr Schicksal. Das hätte ich wahrlich tun können – doch es hat und hätte mich nicht weitergebracht.

      Stattdessen handelte ich im Rahmen meiner wirklichen Möglichkeiten, vertraute also meiner Selbstwirksamkeit. Das Schicksal annehmen heißt nicht, alles über sich ergehen zu lassen. Ganz im Gegenteil – stattdessen das Steuerrad in den Händen spüren, das Beste aus dem machen, was da ist. Und dazu gehört es auch, die Erschütterung anzunehmen. Nehme ich sie nicht an, kann ich sie auch nicht überwinden. Sie ist der Garant dafür, dass es anders wird, dass es einen Unterschied zum Vorher gibt und dass Routine und übliche Gewohnheiten der Gedanken Reißaus nehmen.

      Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass diese Erschütterung sehr hilfreich ist, um aus dem gewohnten Muster auszusteigen und das Neue zuzulassen und anzunehmen. Tun wir das nicht, steigen wir allzu schnell in die gewohnten Bahnen von Denken und Handeln.

      Damals hatte ich noch keine Vorstellung. Doch wollte ich handeln und einen Weg finden, der zugleich eine Lösung ist.

      Denn ich hatte auch viele Verantwortlichkeiten, so zahlte ich weitaus mehr für den monatelangen Leerstand des Hauses als für eine normale Miete, zudem gab es noch andere finanzielle Verbindlichkeiten.

      Meine Tochter wurde immer größer, sie zog zu ihrem Vater, und plötzlich stellte ich fest: Ich bin ja frei!

      Wow. Und dann suchte ich nach Lösungen, die alles Bisherige ausschlossen. Zurück in die Normalität? Nein, lieber nicht!

      Und so einfach ist eine Mietwohnung nicht, denn ich brauche immer auch Arbeitsräume, ein Lager für mein Material, eine Katzenklappe, sodass meine Katze ganz nach ihrem Gusto ein- und ausgehen kann. Und wenn ich ehrlich bin, dann bin ich auch so etwas wie ein Freigeist, ein Licht-, Wasser- und Luftwürmchen, wie mich Freunde nennen. Ich liebe es, draußen im Garten auf der Terrasse zu schlafen, auf dem Rasen zu zelten, Feuer zu machen und so oft und lange wie möglich draußen zu sein.

      Meine Sorge war, so einen Ort so schnell nicht wieder zu finden.

      Doch ich steckte nicht den Kopf in den Sand, sondern erhob – ganz gegenteilig – den Blick.

      Und suchte dort, wo ich noch nie gesucht hatte.

      Kennen Sie die Geschichte vom verlorenen Schlüssel?

      Eine Geschichte von Nasreddin, einem Mullah, über den viele Geschichten erzählt werden.

      Nasreddin hatte beim abendlichen Heimweg seinen Hausschlüssel verloren. Er suchte und suchte und konnte ihn einfach nicht finden.

      Seine ausführliche Suche erregte die Aufmerksamkeit seiner Nachbarn, von denen sich einige zu ihm gesellten, um ihm bei der Suche beizustehen. Doch auch ihre Bemühungen waren vergeblich, bis einer von ihnen Nasreddin fragte, wo ungefähr er glaube, den Schlüssel verloren zu haben.

      »Ach, das war dort drüben!«, sagte der Mullah mit verblüffender Sicherheit und wies auf einen dunklen Winkel nahe dem Haus.

      »Und warum suchen wir dann hier?«, fragten erbost die Nachbarn.

      »Weil es hier hell ist«, erwiderte Nasreddin.

      So machte ich mich daran, dort zu suchen, wo ich bisher noch nicht gesucht hatte, wo es aber dunkel war. Das war das unbekannte Land.

      Für mich besteht das Leben nicht ausschließlich aus Glücksmomenten, und Glück ist meines Erachtens auch nicht der ausschließliche Lebenszweck bzw. -sinn. Vielmehr sehe ich die große Lebenskunst darin, auch – oder sogar gerade – aus den schweren Situationen und Zeiten das Gute herauszuarbeiten.

      Ich sehe mich darin durch eigene Erfahrungen und durchlebte Krisenphasen bestätigt, die mich zu der Person gemacht haben, die ich bin. Und ähnlich mag es Ihnen gehen, denn Sie haben Ihre eigenen Erfahrungen gemacht.

      Zudem finden wir eine Bestätigung in der Wissenschaft: Viele von Ihnen werden den Film »Matrix« kennen. Der Filmhandlung zugrunde liegt das Gedankenexperiment von Robert Nozick, einem amerikanischen Philosophen, der Mitte der 1970er-Jahre in einem Buch sein gedankliches Experiment veröffentlicht hatte: Er befragte Probanden, ob sie sich an eine Maschine anschließen lassen möchten, die ihnen ausschließlich glückliche und angenehme Gefühle verschaffen würde. Auch wenn es keinen wahrnehmbaren Unterschied zwischen Realität und Experiment geben würde, lehnten die meisten Befragten ab und bevorzugten ein reales Leben voller Aufs und Abs! Letztere scheinen also in der allgemeinen Wahrnehmung ganz natürlich dazuzugehören.

      Viele Ratgeber,

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