Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland
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Als sie das Restaurant verließen, war es schon dunkel.
Sie gingen Arm in Arm durch nebeligen Straßen Londons. Es war kühl und feucht und inzwischen war ein scharfer Wind von Westen her aufgekommen.
Die Kälte schnitt ohne Schwierigkeiten durch Lynnes Mantel hindurch.
Aber das alles machte ihr im Augenblick nichts aus. Sie spürte wie ein warmes Glücksgefühl ihren gesamten Körper durchströmte.
Liebe auf den ersten Blick gibt es nicht, sagte sie sich.
Aber vielleicht auf den zweiten... Jedenfalls fühlte sie sich in Jack Gordons Gegenwart so wohl wie schon lange nicht mehr.
Jack hatte den Wagen in einer Nebenstraße geparkt, die sie nach wenigen Minuten erreicht hatten.
Hinter dem Scheibenwischer steckte ein Strafmandat wegen Falschparkens, das Jack, ohne daraufzusehen in die Manteltasche steckte.
Dann brachte er sie zurück zum Gebäude von Radio KLM.
"Ich würde Sie gerne wiedersehen, Lynne", sagte Jack, bevor die junge Frau aus dem Wagen stieg.
"Gut."
"Also, bis demnächst", lächelte Jack.
Lynne sah auf die Uhr. Es wurde Zeit. Sie wollte keines von Gradys gefürchteten Gewittern auf sich herabbeschwören.
"Ich muss jetzt gehen", sagte sie. Jack gab ihr zum Abschied einen zurückhalten Kuss auf die Wange.
"Ich werde mir Ihre Sendung anhören!", versprach er.
Ein paar Augenblicke später stand Lynne dann da, sah Jacks Porsche davonfahren und ärgerte sich darüber, dass sie ihn weder nach seiner Adresse noch nach seiner Telefonnummer gefragt hatte.
Ich bin ein Schaf, dachte sie. Andererseits eine Werbeagentur, die so wenig Werbung für sich machte, dass sie nicht einmal im Telefonbuch stand war kaum denkbar.
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"Hör' mal, wo bist du mit deinen Gedanken, Lynne?", fragte Grady etwas unwirsch über den Kopfhörer.
Es war mitten in der Sendung, allerdings lief gerade eine Musik-Einspielung über den Äther.
"Was ist denn los?", fragte Lynne, obwohl sie es natürlich genau wusste.
"Konzentriere dich mehr auf deine Gesprächspartner! Weiß der Teufel was dir im Kopf herumgeht - es hat da jetzt nichts zu suchen, kapiert?"
"Klar."
Und dann kam das rote Signal. Lynne war wieder an der Reihe. "Hier ist Radio KLM mit Lynne's Night-Talk, der heute wieder einmal für alles offen ist, das heißt es gibt kein bestimmtes Thema, um das es in dieser Nacht geht, sondern ihr könnt euch zu allem äußern, was euch so bewegt... Und da ist auch schon der Anrufer... Mit wem spreche ich?"
"Hallo, Lynne... Wir haben schonmal miteinander gesprochen."
Lynne fröstelte unwillkürlich bei dem dumpfen Klang der ziemlich undeutlich sprechenden Stimme.
"Sagst du mir deinen Namen?"
"Ich bin es, Bill!"
"Bill! Schön, dass du nochmal anrufst." Und dann fasste Lynne in einem Halbsatz für die Hörer zusammen, worum es in dem ersten Gespräch mit Bill gegangen war. "Beim letzten Mal sind wir ziemlich plötzlich unterbrochen worden", stellte die junge Frau dann fest.
"Ja", kam es dumpf durch die Telefonleitung.
"Was ist passiert..."
"Es wird übermächtig...", flüsterte der Anrufer nach einigem Zögern. "Ich kann nicht mehr dagegen an. Nein, ich will es auch nicht, aber ich weiß, dass es nicht gut ist... Es bricht hervor..."
"Was bricht hervor, Bill?"
Ein röchelndes Atmen war zu hören. Dreimal holte der Anrufer namens Bill Luft, ehe er schließlich antwortete.
"Der Drang zu töten, Lynne. Derselbe Drang, den auch William Delaney vor hundert Jahren gespürt hat... Ich habe hier eine Drahtschlinge, verstehst du? Ich bin in einen Hobbymarkt gegangen und habe mir Draht besorgt... William Delaney hat mit Draht getötet... Mein Gott!"
Lynne hörte ihn schlucken.
"Leg nicht auf Bill!", beschwor sie ihn.
Ein paar bange Sekunden lag war nichts weiter als ein Knacken durch die Leitung zu hören.
Dann meldete sich Bill wieder. "Ich werde jemanden töten... Schon sehr bald. Ich fühle es."
"Bill, wo bist du jetzt?", fragte Lynne.
Auf der anderen Seite herrschte wieder einen Moment Schweigen. "Ihr wollt mich ins Gefängnis stecken! Ihr wollt mich einsperren! Ihr wollt..."
"Ich will dir helfen!", sagte Lynne.
"Wahrscheinlich habt ihr schon die Polizei verständigt, was? Und jetzt versucht ihr, den Anruf zurückzuverfolgen....
"Bill, selbst wenn wir das wollten! Es wäre so schnell gar nicht möglich! Glaub mir!"
"Pah!"
"Bill!"
Lynne spürte, wie ihr die Sache gänzlich entglitt.
"Aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen!", hörte sie den Anrufer krächzen. "Nein, das bin ich nicht, ich..." Eine kurze Pause entstand, dann fragte er: "Haben dir übrigens die Rosen gefallen?" Ein irres Lachen folgte. Dann machte es klick und das Gespräch war unwiderruflich zu Ende. Und Lynne fühlte sich, als hätte ihr so eben jemand voller Wucht ein Brett vor den Kopf geschlagen.
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