Das Tao der Gefühle. Pete Walker

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Das Tao der Gefühle - Pete Walker

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traditionellen Kartensatz) repräsentiert unterschiedliche emotionale Zustände und die Farbe der Schwerter (Pik) steht für differenzierte kognitive Zustände.

      Interessanterweise gibt es eine Reihe von Schwertkarten, die starre mentale Prozesse repräsentieren, bei denen Gedanken (Schwerter) nicht durch Emotionen (Kelche) ausgeglichen werden und sich folglich gegen sich selbst wenden und in destruktive mentale Zustände verfallen. In ähnlicher Weise beschreiben bestimmte Kelchkarten schmerzhafte emotionale Zustände, die durch emotionale Impulsivität und mangelnde Voraussicht verursacht werden.

      Wenn es so etwas wie eine objektive Tarot-Deutung für unsere Kultur geben würde, dann wäre sie meiner Meinung nach voll von Schwertern, da unsere Denkprozesse in der Regel unsere Gefühle dominieren und diese oft auslöschen.

      Bei einem gesunden Menschen sind Fühlen und Denken ausgeglichen und unterstützen sich gegenseitig. Wenn eines von beiden dominiert, gibt es eine erhebliche Beeinträchtigung des Lebens. Ich habe beide Arten von Unausgewogenheit schon oft selbst erlebt. Wenn ich entweder das Denken oder das Fühlen überbewertete, habe ich oft schlechte Entscheidungen getroffen. Das ist mir in Liebesdingen schon einige Male passiert. Wenn ich einfach nur meinem Gefühl gefolgt bin und eine angebrachte Vorsicht in den Wind schlug, habe ich augenscheinliche Unvereinbarkeiten übersehen, die eine klare Warnung waren, um die daraus resultierende dysfunktionale Beziehung nicht zu beginnen.

      Ähnlich verhielt es sich, wenn ich die Partner einfach auf der Grundlage einer logischen Checkliste auswählte und dabei die Tatsache ignorierte, dass die gefühlsmäßige Chemie nicht stimmte. Dann endeten die Beziehungen, die sich daraus ergaben, in der Regel mit vielen verletzten Gefühlen wegen unerfüllter Versprechungen. Die Erfahrung hat mich seither gelehrt, dass zu den besten Entscheidungen ein ausgewogener Input aus beiden Bereichen gehört: Die Entscheidungen fühlen sich richtig an … und sie »denken sich« richtig.

      Obwohl Fühlen und Denken beide entscheidend für die psychische Gesundheit sind, ist es schließlich bemerkenswert, dass das PBS-Spezial Human Quest [Menschliches Streben; Anm. d. Ü.] von 1994 zu dem Schluss kam, dass das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Mensch und Computer sich in Folgendem ausdrückt: »Ich fühle, also bin ich« und nicht »Ich denke, also bin ich.«

      Die Emotionen fühlen sich nicht wie Stiefkinder an, von denen nur die wohlerzogensten angenommen werden – sie brauchen nicht zu schreien, um sich Gehör zu verschaffen, denn sie werden vollständig als Familienmitglieder des Selbst zugelassen.

      — Jane Roberts

      Wir alle sind außergewöhnlich komplexe Geschöpfe und tun uns einen Gefallen, wenn wir uns als komplex betrachten. Ansonsten leben wir in einer Traumwelt aus nicht existenten, vereinfachenden Schwarz-Weiß-Vorstellungen, die für das menschliche Leben einfach nicht zutreffen. Keiner von uns ist nur gut, schlecht, weise, dumm oder überhaupt irgendetwas. Wir sind unendliche Kombinationen aller möglichen Eigenschaften … und die Welt, auf die wir einwirken, ist ebenfalls voller subtiler und eklatanter Unstimmigkeiten und komplexer Schattierungen.

      — Theodore Rubin

      Ganzheitlichkeit bezieht sich auf die Tatsache, dass die emotionale Natur nicht in einzelne, voneinander unabhängige Gefühle zerlegt werden kann. Das Fühlen ist mehr an Ganzheitlichkeit gebunden als das Denken. Wir haben in der Regel wesentlich mehr Wahlmöglichkeiten (wenn auch sicher nicht die völlige Freiheit) in Bezug auf unsere Gedanken. Wir können Gedanken kategorisieren und im Gedächtnis speichern, sie gezielt abrufen und – je nach unserer Fähigkeit zur Konzentration – im Bewusstsein behalten, wenn wir es wollen. Wir können sogar in Bibliotheken und Buchläden gehen und Gedanken und Ideen »erwerben«, über die wir gerne nachdenken möchten.

      Diesen Luxus haben wir nicht für unsere Gefühle. Ich kann beschließen, glücklich zu sein. Ich kann jedem, den ich kenne, sagen: »Ich bin glücklich.« Ich kann es sogar in goldenen Buchstaben auf Pergament schreiben, um es mir selbst zu beweisen. Aber wenn ich mich nicht wirklich glücklich fühle, dann hat mein verkündetes Gefühl ungefähr so viel Gewicht wie das gedruckte Wort »glücklich«.

      Das Wesen des Fühlens ist nicht wie ein Supermarkt, in dem man aus einer größeren Anzahl von verfügbaren Produkten nur die Lieblingsmarken der Emotionen auswählen kann. Der Einkaufswagen der Psyche kann nicht mit angenehmen Emotionen gefüllt werden, während die unangenehmen im Regal liegen bleiben.

      Ganz gleich, wie raffiniert die Werbung uns weismachen will, dass das, was sie verkaufen, wünschenswerte Emotionen erzeugt, ihre Produkte werden eher Ausschläge und Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen, als dass sie uns Liebe und Glück bringen.

      Echte Freude kann nicht ohne das nötige Maß an Trauer erworben werden, so wie es Liebe nicht ohne Streit gibt, oder Vergebung ohne Schuldzuweisung. Zorn, Angst und Traurigkeit sind für den ganzheitlich fühlenden Menschen ebenso unersetzlich wie Liebe, Vertrauen und Freude. Unser Leben wird strahlender, wenn wir den gesamten Vorrat an emotionalen Farben nutzen, nicht nur Rosa, Glitzer und Babyblau.

      Menschen, die sich nur mit »positiven« Gefühlen identifizieren, werden oft fad, abgestumpft und distanziert und leben in einer gefühllosen Wüste, einem wahren Niemandsland. In der psychischen Wüste der verleugneten Gefühle lässt die glühende Hitze der unterdrückten Wut unsere Gefühle von Liebe und Zuneigung verdampfen und uns emotional dehydrieren. Emotionen abzulehnen, weil sie manchmal unangenehm sind, ist, als würde man einzelne Körperteile abschneiden, weil sie nicht schön sind. Es gibt ein altes Sprichwort:

      Für den klugen Menschen sind Glück und Pech wie seine rechte und linke Hand – er nutzt beide zu seinem Vorteil.

      Dasselbe gilt auch für die »guten« und »schlechten« Emotionen. Das »Auswählen« nur der bevorzugten Gefühle ist wie die Entscheidung zu essen, ohne die Notwendigkeit der Ausscheidung zu akzeptieren. Kein Wunder, dass die Menschen der westlichen Welt von allen Gesellschaften die körperlich und emotional verstopftesten Menschen sind.

      … von allem, was ich bin, bin ich auch das Gegenteil. Ich kann mich nicht von meinen Dämonen befreien, ohne zu riskieren, dass meine Engel mit ihnen fliehen.

      — Sheldon Kopp

      Die Dynamik der Polarität beherrscht die vielen Phänomene im Leben, die sich aus gegensätzlichen, aber miteinander verbundenen Hälften zusammensetzen. In der Chemie manifestiert sich die Polarität als Plus- und Minuspol einer Batterie; in der Physik als positiv geladene Protonen und negativ geladene Elektronen von Atomen. Im Alltag zeigt sich die Polarität in solch voneinander abhängigen Gegensätzen wie Nacht und Tag, heiß und kalt, männlich und weiblich, Hunger und Sättigung.

      Im Osten wird das Prinzip der Polarität als Tao bezeichnet, symbolisiert durch ineinandergreifende Kreishälften, wie auf dem Einband dieses Buches dargestellt. Das Tao-Symbol veranschaulicht, dass das menschliche Leben sowie die gesamte Natur und der Kosmos durch Prozesse gekennzeichnet sind, die sich aus entgegengesetzten, aber sich ergänzenden Hälften zusammensetzen.

      Auch unser emotionales Wesen besteht aus vielen Paaren oder Polen scheinbar gegensätzlicher Erfahrungen. Bekannte emotionale Polaritäten sind: Glück und Traurigkeit, Zustimmung und Ablehnung, Vertrauen und Misstrauen, Hochgefühl und Depression.

      Und so wie ein Magnet nicht ohne gegensätzliche Pole existieren kann, können wir nicht ganzheitlich fühlen, ohne unsere inhärenten emotionalen Polaritäten anzunehmen. Wir können uns nicht gut fühlen, ohne uns manchmal schlecht zu fühlen. Mit den Worten von

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