Goldmadonna. Bernhard Wucherer

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Goldmadonna - Bernhard Wucherer

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erhobenem Zeigefinger gesagt und damit Eleonore Olbrichs Neugierde befriedigt.

      »Also müssen Sie keinen Koch einstellen?«

      Der Hausherr schüttelte bestätigend den Kopf. »Nein, nur eine Küchenhilfe und einen Spüler.«

      Zum Abschluss des kleinen Rundgangs hatte er sie darauf hingewiesen, dass sie sich nun gemeinsam voll und ganz dem eigentlichen Ausbau des Lokals und dessen Einrichtung zuwenden konnten. »Nun sind Sie am Zug!«, hatte er betont und die Frau zur Feier des Tages auf ein paar Bierchen in den nahe gelegenen »Domkeller« eingeladen.

      »Aber nur kurz, mein Mann wartet zu Hause auf mich!«, sagte sie, nahm das Angebot jedoch gerne an.

      Wie es der Zufall wollte, hatten sie sich in der urigen Kneipe so wohl gefühlt, dass sie nicht bemerkt hatten, wie die Zeit vergangen war. Dementsprechend hatten sie sich gut unterhalten, während sie ein Dom-Kölsch nach dem anderen getrunken hatten. Eleonore Olbrich wollte gerade zwei Bier auf ihren Deckel bestellen, als ihr von hinten die Augen zugehalten wurden.

      »Angelika?« Sie vermutete ihre beste Freundin hinter dieser Überraschungsattacke. Aber es war nicht die stadtbekannte Rechtsmedizinerin, sondern Nashwa, eine liebenswerte, junge Ägypterin, die sie kurz darauf herzlich umarmte.

      »Ich glaube es nicht! Nashwa, was tust du denn hier? Ich dachte, du bist längst nach Scharm asch-Schaich zurückgekehrt!«

      »Ich war auch zu Hause im Sinai. Aber bei den Unruhen in meinem Land? Diese Idioten …«, damit meinte die junge Frau die Terroristen in Ägypten, »… ruinieren dort den ganzen Tourismus! Nein, da habe ich keinen Bock drauf. Ich studiere in Köln Tourismusmanagement«, verkündete sie, bevor sie Eleonores Begleiter einen verächtlichen Blick zuwarf und in schroffem Ton fragte: »Wer ist das?«

      Nachdem Eleonore verstanden hatte, weswegen die ansonsten sanftmütige Nashwa sich derart abweisend verhielt, lachte sie herzhaft auf. »Ach, entschuldige bitte. Das ist Herr van Basten, vor dem musst du mich nicht schützen. Keine Sorge, zwischen Bert und mir ist alles in Ordnung! Herr van Basten ist lediglich mein derzeitiger Boss, einer meiner liebsten Auftraggeber.« Die Architektin zwinkerte ihm keck zu. »Er hat die ›Albrecht-Dürer-Stube‹ am Münsterplatz drüben gekauft und ich durfte für ihn den Innenausbau planen.« An den Mann an ihrer Seite gewandt erklärte sie, dass diese bildhübsche junge Dame die 21-jährige Nashwa Al-Thani sei, ein ehemaliges Au-pair-Mädchen, das vor einigen Jahren bei ihr zu Hause gearbeitet hatte. »Sieht sie nicht aus wie eine Madonna?«

      Mit ihrer lebhaften Art hatte sie van Basten auf Anhieb in ihren Bann gezogen, und das trotz ihres frechen Auftritts zu Beginn ihres Zusammentreffens. Ihre seidenglänzenden Haare, das wie von Künstlerhand geschaffene Gesicht, die strahlenden braunen Augen und die makellose Figur, die sich unter dem dünnen Kleidchen abzeichnete, ließen wohl die Herzen der Männer höherschlagen, denen sie begegnete. Doch das kecke Aussehen täuschte; denn Nashwa hatte eine gute Erziehung genossen und war überdies stets vernünftig, sie ließ sich selten zu etwas hinreißen, das ihrem guten Ruf schaden könnte. Ihre Eltern in Scharm asch-Schaich wussten, dass sie sich in der Ferne hundertprozentig auf ihre innig geliebte Tochter verlassen konnten.

      »Was trinken Sie?«, fragte der große Mann, dem die junge Frau gerade einmal bis zur Schulter reichte.

      Er bekam von der Studentin zur Antwort, dass sie nichts trinken wolle, er sie aber gerne duzen dürfe.

      »Also dann …«, nutzte die inzwischen ein wenig beschwipste Innenarchitektin beherzt die Gelegenheit und bot ihrem Auftraggeber ebenfalls das »Du« an.

      *

      Le Maires Ermittlungen waren nur zäh vorangekommen. Der leitende Hauptkommissar hatte seine Leute darauf angesetzt, die umliegenden niederländischen Städte und deren Umfeld auszuhorchen, in denen es Rotlichtbezirke gab.

      Während sich Streifenpolizist Herbert Demonty die belgischen und deutschen Grenzorte zu den Niederlanden vorgenommen hatte und Pierre Vonderbank fast bis auf Höhe von Rotterdam gefahren war, hatte sich Agnès Devaux in Maastricht umgehört … und war beim dortigen »Schaufensterstrich« fündig geworden. Nach endlosem Herzeigen eines Fotos der Toten und unzähligen Befragungen in einschlägigen Gegenden hatte sie von einer Prostituierten erfahren, dass sie die junge Frau auf dem Foto zwar nicht besonders gut kennen würde, ihr aber schon einmal begegnet sei. Allerdings hatte die Frau den Namen ihrer Kollegin »vergessen« und auch nicht gewusst, wie alt sie war. Erst nachdem die Kriminalbeamtin mit einem Fünfziger nachgeholfen hatte, war die junge Frau damit herausgerückt.

      »Die Frau auf dem Foto ist Sushila, eine Kollegin von mir. Warten Sie kurz; ja, sie heißt Perumal mit Nachnamen und ist 24 Jahre alt. Ich glaube, ihre Familie kam ursprünglich von den Molukken. Mehr weiß ich nicht, weil Sushila immer allein arbeitet. Sie sucht ihre Freier aber nur ›draußen‹. Hier in Maastricht hat sie kein Zimmer.«

      »Was heißt das, sie arbeitet ›draußen‹? Geht sie auf den Straßenstrich?«, hatte Devaux nachgefragt und mühsam erfahren, dass dies bei Sushila etwas anders sei als bei ihr selbst, weil das Mordopfer eine Art »Wanderhure« gewesen sei, die nur »auftragsbezogen« mal hier, mal da gearbeitet hatte und nicht ortsgebunden war.

      »Keine Verwandten, Freunde, Zuhälter?«

      Die Prostituierte kaute gelangweilt auf ihrem Kaugummi herum und schüttelte den Kopf.

      »Ich habe doch schon gesagt, dass Sushila ausschließlich allein arbeitet, sie ist glücklich damit!«

      »Na ja, glücklich sieht anders aus, oder etwa nicht?«, knurrte Devaux und warf einen kurzen Blick auf das Foto. Weil sie spürte, dass Sushilas ehemalige Kollegin vielleicht doch noch etwas wissen konnte, hakte sie nach: »Wirklich kein Zuhälter oder ein anderer Macker?«

      »Ah … ich verstehe!« Nachdem Devaux der breit grinsenden Prostituierten weitere 20 Euro in die Hand gedrückt hatte, bekam sie zur Antwort, dass da »schon mal« ein Mann war, den sie mit Sushila gesehen hatte. Sie konnte allerdings nicht sagen, ob es sich dabei um einen Freier oder um einen Zuhälter gehandelt hatte.

      »Wie sah er aus?«, drängte Devaux, bekam aber nur »groß!« zur Antwort.

      »Und? Weiter?«

      »Ja, nix weiter! Sehr groß! Ich habe den Mann nur ein paarmal aus der Entfernung gesehen!«

      Mehr war beim besten Willen nicht aus der jungen Frau herauszubringen. Deswegen zog Devaux ab, um in Maastrichts einschlägigen Gegenden und Kneipen weiterzurecherchieren.

      Der Chef selbst indessen verfolgte zusammen mit Locki neben der DNA eine weitere interessante Spur: Während seine Sekretärin mit Unterstützung ihres Computers und mithilfe von Interpol alles tat, um den Gencode einem polizeibekannten Typen zuordnen zu können, kümmerte er sich um die Schlangenlederschuppen, die von der Spurensicherung an der verbliebenen Hand der Toten gefunden worden waren.

      »Sie stammen von einem Schuh. Genauer gesagt, von dem rechten Stiefel, mit dem der Mörder auf ihrer Brust gestanden hat«, hatte Angelika ihm erklärt und dabei mit Jussuf Abdalleyahs neuerlicher Hilfe anschaulich demonstriert, wie sich die arme Frau mit ihrer linken Hand nach Leibeskräften gewehrt hatte, indem sie den Stiefel wegzudrücken versuchte. »Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich um einen Stiefel und nicht um einen Schuh handelt, den das bedauernswerte Opfer trotz ihrer Schwäche so umklammert hatte, dass sogar ein paar der angeklebten Fingernägel abgebrochen sind!«

      Als Fabienne Loquie ihrem Chef mitteilte, dass die DNA nicht amtsbekannt sei, beauftragte er sie damit, in sämtlichen

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