Goldmadonna. Bernhard Wucherer
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Frederic nickte mit zusammengekniffenen Lippen. »Doch. In Burg-Reuland.«
»Aber das liegt …«
»… im äußersten Osten der Provinz Lüttich. Etwa 80 Kilometer von hier! … Herr Ober, bezahlen bitte!«, rief er – da ihn der Kellner offensichtlich nicht verstanden hatte – nun auf Deutsch.
Kapitel 5
»Louis! Louis! Bist du da?« Obwohl sie von ihrem Auftraggeber drei Tage nach ihrem Versacken im »Domkeller« morgens um 9 Uhr herbestellt worden war und pünktlich vor der Tür stand, nützte Eleonores Klopfen und Rufen nichts. Ihr neuer Duzfreund schien nicht da zu sein. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, Louis auf dem Handy zu erreichen. Und dies klappte auf Anhieb. »Wo bist du? Wir haben einen Termin! Ich stehe vor dem Lokal, klopfe wie wild und schreie mir die Lunge aus dem Leib!«
»Tut mir leid, ich habe dich nicht gehört. Ich bin hier! Einen Moment bitte.«
Kurz darauf öffnete Eleonores Auftraggeber die Haustür.
»Guten Morgen, Louis!«, rief sie ihm trotz der Warterei gut gelaunt entgegen, als sie den Gastraum betrat. Nach den inzwischen wohl schon obligatorischen Begrüßungsküsschen sagte sie: »Entschuldige bitte, dass ich gestern wegen eines anderen Kunden keine Zeit hatte – ein Notfall! Nun aber stehe ich dir wieder mit ganzer Kraft zur Verfügung! Ich hoffe, du bist nicht sauer auf mich!«
Louis van Basten grummelte ein »Schon in Ordnung« zurück.
»Geht es dir nicht gut? Hast du einen Kater vom Wochenende?«, hakte seine Innenarchitektin scherzend nach. Sie hatte sich schon bei der Begrüßung darüber gewundert, den ansonsten stets gepflegten Mann unrasiert und nicht gerade frisch riechend angetroffen zu haben.
»Alles in Ordnung, ich habe nur die ganze Nacht durchgearbeitet«, wehrte er ab und sagte zu ihr, dass man den Keller bis morgen nicht betreten könne, weil er die Wände gestern mit einem übel riechenden Lack überzogen habe. Dann räusperte er sich und teilte ihr mit, dass die Gefriertruhe auch schon abgeholt worden sei.
»Also brauche ich erst gar nicht in den Keller zu gehen und wir können uns ganz auf die Gestaltung des Lokals konzentrieren«, folgerte Eleonore erfreut, während Louis die Brandschutztür zum Keller abschloss.
Zwei Stunden lang hatten sie sich den Flur, die Küche, den Personalraum und die Toiletten vorgenommen und dabei immer wieder erneut rege diskutiert. Er war mit einem Meterstab bewaffnet, sie hatte ständig ihren Skizzenblock in der Hand, ihn aber lediglich im Flur zum Einsatz gebracht. Für Bleistiftnotizen, Berechnungen und dergleichen mussten die noch nicht neu bemalten Wände herhalten. Nachdem sie mit diesen Räumen fertig waren, ging es ans Eingemachte, die Einrichtung und die farbliche Gestaltung der Gasträume. Dazu hatte Eleonore bereits konkrete Vorstellungen. »Ich müsste allerdings wissen, wie die Mädchen und Jungs aussehen«, hatte sie in den Raum geworfen, weil immer noch nicht alle Heiligenfiguren da waren. Vor allen Dingen fehlten noch ein paar große Madonnen.
»Die zwölf Apostel aus Südtirol kommen dort hin«, sagte van Basten und zeigte zuerst auf die etwa 50 Zentimeter hohen neugotischen Figuren, die eingepackt auf einer Palette lagen. Dann zeigte er zum Wandfries, auf den die Figuren sollten.
»Sehr gut. Und den Fries machen wir dann in einem dunklen Blau und setzen ihn mit Blattgold ab wie die Sterne an der Decke«, legte Eleonore fest, während sie eine der Figuren auspackte, um deren Farben zu sehen. Anschließend bestimmte sie: »Dort kommen die Kirchenbänke hin und dorthin stellen wir den Beichtstuhl.«
»Gut! Und hier steht eine der beiden menschengroßen Madonnenfiguren, die ich gerne hätte«, ergänzte Louis, dem es sichtlich Freude bereitete, zusammen mit der Innenarchitektin kreativ herumzuspinnen.
»Wie viele Madonnenfiguren haben wir bisher?«, mochte Eleonore wissen.
»Zwei«, bekam sie zur Antwort.
»Und wo sind sie?« Die Innenarchitektin schaute sich um, konnte aber außer den bereits bekannten Heiligen und ein paar kleineren Madonnenfiguren keine große Statue finden.
»Die beiden Madonnen, die ich hier habe, sind in meiner Werkstatt, wo ich sie gerade restauriere. Sie sind im nazarenischen Stil bemalt und gut erhalten. Deswegen muss ich sie auch ›nur‹ restaurieren«, antwortete der Hausherr.
Aha, deshalb schaut er heute so verhauen aus, er hat sicher die ganze Nacht hindurch gemalt, dachte sich Eleonore. »Das ist gut. Denn bis auf eine goldene Madonna würden hier nicht viele einfarbige Figuren hereinpassen«, lobte die Innenarchitektin, mochte aber wissen, ob weitere Madonnen dazukämen. »Die schönste und größte Madonnenfigur muss dem Restaurantnamen entsprechend in Vollgold sein!«
»Jaja, ich weiß, die Corporate Identity! Lass dich überraschen!«, lachte der ehemalige Restaurator und Steinmetz, wurde aber schnell wieder ernst: »Lass mir nur ein bisschen Zeit! Okay?«
»Schon gut«, gab Eleonore sich zufrieden. »Im Moment muss ich lediglich wissen, wie viele ich insgesamt einplanen kann und wohin diese Kreuzwegtafeln sollen. Wie viele sind es?«
»Natürlich vollständig!«, antwortete van Basten. »14, wie es sich gehört. Ich würde vorschlagen, sie zu beiden Seiten des Flurs an die Wände zu hängen. Ich habe schon gemessen: Sie würden dort genau hinpassen.«
Eleonore nickte »Gut. Und nun komm mal her.« Sie wischte den Staub von einem der Tische und legte ihr iPad darauf. Auf dem Gerät begann sie, ein Bild nach dem anderen aufzurufen. »Das sind Kirchen und Kapellen im neugotischen Stil. Dazu passt der Nazarenerstil hervorragend. Das ist eine spannende Kunstrichtung, die deutsche Künstler zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Wien und in Rom begründet haben. Die Bezeichnung kommt aus der Bibel. Mit diesem Begriff wurden die Anhänger Jesu nach dessen Kreuztod bezeichnet und …«
»Jetzt halt mal die Luft an!«, bremste Louis die Innenarchitektin aus, bevor sie vollends ins Schwärmen geriet. »Schon vergessen? Ich war mal Restaurator und kenne mich mit Stilrichtungen bestens aus.«
Kapitel 6
Zur selben Stunde saß Frederic Le Maire mit seinen Leuten im Besprechungszimmer des Kommissariats, um die bisherigen Ergebnisse in Bezug auf den neuen Mordfall von gestern Abend zu bündeln. Locki hatte zum obligatorischen Kaffee Croissants auf den Tisch gestellt, die allerdings bisher niemand angerührt hatte. Der gestrige Mord saß allen immer noch in den Knochen.
»Jetzt haben wir einen Serienmörder«, bemerkte Agnès Devaux.
»… der nun auch in Belgien sein Unwesen treibt«, ergänzte Herbert.
»Und es ist ein Beuteschema zu erkennen!«, kam der Chef zum Wesentlichen, nachdem sie alle Erkenntnisse vom Mord an der Frau zusammengefasst hatten, die am gestrigen Abend ein obdachloser älterer Mann an einer Mauer gegenüber der Pfarrkirche der 4.000-Einwohner-Gemeinde Burg-Reuland entdeckt hatte. Dabei war schnell offenkundig geworden, dass es sich um ein- und denselben Mörder handeln musste wie bei der ersten Toten in Clermont. Nicht nur wurde der tödliche Stich mit demselben Sägemesser in den Rücken geführt, ebenso wurde dieses Mal der linke Arm mit derselben Klinge amputiert. Zwischen den beiden Opfern gab es Gemeinsamkeiten. Laut ihrem Ausweis, den der Täter wahrscheinlich nicht gefunden hatte, weil das Dokument in einem ihrer knielangen Lackstiefel versteckt gewesen war, hieß die 21-jährige Tote Nursanti Ohaman. Das deutete auf einen Migrationshintergrund hin, wahrscheinlich aus den ehemaligen Kolonien, vielleicht