Ausgesoffen. Jörg Böckem

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Ausgesoffen - Jörg Böckem

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auf die Eichel zu streuen. Das erwies sich als maßlos übertrieben. In meiner Nase, erkannte ich schnell, war das Kokain definitiv besser aufgehoben. Aber von solchen Rückschlägen ließ ich mich nicht entmutigen, es gab noch so viel zu entdecken, so viele Körper und Praktiken zu erforschen!

      Das Kokain stachelte meine sexuelle Gier zusätzlich an. Nicht immer schaffte ich es mit meiner jeweiligen Eroberung bis in meine Wohnung. Es kam vor, dass wir auf dem Nachhauseweg auf einer Motorhaube oder in einer Baustelle übereinander herfielen. Ich war ein Getriebener in Sachen Sex.

      Bald begannen meine rauschenden Wochenenden, sich immer wieder auch in die Woche auszudehnen. Hin und wieder gab es Momente, in denen ich mich fragte, ob dieses Leben nicht auch Nachteile hatte: wenn ich nach durchgemachter Nacht bei hellem Sonnenschein in dem Café unter meiner Wohnung saß, halbkomatös, sensorisch überfordert vom geschäftigen Treiben auf der Straße und gequält vom Sonnenlicht, das trotz meiner Ray Ban schmerzhaft in mein Hirn stach, während die anderen wach und vergnügt zu Mittag aßen, sich unterhielten oder Hand in Hand an den Schaufenstern vorüberschlenderten.

      Aber diese Zweifel verflogen schnell. Nach wenigen Stunden Schlaf und einem langen Spaziergang war ich wieder einsatzfähig und in der Lage, mich voller Elan meinen Filmprojekten zu widmen oder Sport zu treiben. Lange Regenerationsphasen benötigte ich nicht, ich war jung und sportlich, außerdem fleißig und erfolgreich. Sicher, ich trank viel und nahm Drogen, aber ich war kein Versager und Verlierer, meine Karriere nahm im Gleichschritt mit meinem Alkohol- und Drogenkonsum Fahrt auf. Das Gleiche galt für die meisten meiner Freunde und Saufkumpane. Wir waren Gewinner; erfolgreich, lebendig, umschwärmt und hatten einfach eine Unmenge Spaß.

      Mit Dieter teilte ich neben der Begeisterung für Frauen und Alkohol ein Faible für die Kölner Halbwelt. Seit meiner Jugend war mein Kopf angefüllt mit den romantisierten Bildern von aufrichtigen Gaunern, die es mit dem Gesetz nicht so genau nahmen, sich über hohle gesellschaftliche Konventionen erhoben und sich einem eigenen Ehrenkodex, eigenen moralischen Grundsätzen verpflichtet fühlten. Ganze Kerle, die der stumpfsinnigen Spießerexistenz den Rücken gekehrt hatten und in ihrer eigenen, schillernden und aufregenden Welt lebten. Ihnen fühlte ich mich verbunden, auch wenn ich mein Geld auf legale Weise verdiente. Vor allem das Rotlichtmilieu, die Welt der Zuhälter und Huren, zog mich an. Ein Gegenuniversum, geprägt von allgegenwärtigem Sex, klaren Regeln und lässigen Sprüchen, bevölkert von allzeit verfügbaren Frauen und dem, was ich unter echten Männern verstand.

      Ich traf Typen wie den Automaten-Franz, dessen Name eigentlich schon alles sagte, was man über ihn wissen musste; oder den breiten Paul, ein Freund von Dieter, Türsteher und Gelegenheitszuhälter, dessen Nachnamen ich nie erfuhr. Ein glatzköpfiger Hüne, der brutal und gnadenlos zuschlug, wenn es nötig war, auf mich aber immer einen eher gutmütigen Eindruck machte und meistens gute Laune verbreitete. Einer, auf den man sich verlassen konnte, wenn es Ärger gab. Aber eben auch jemand, der selbst den Ärger anzog.

      Eines Morgens rief er mich voller Panik im Kokswahn an. »Du musst mich hier rausholen«, sagte er mit aufgeregter, aber gedämpfter Stimme. »Paul, was ist los?«, fragte ich. Er behauptete, seine Wohnung – die im zehnten Stock eines Hochhauses lag – sei von einem Sondereinsatzkommando der Polizei umstellt, seit 24 Stunden bewege er sich nur auf dem Bauch kriechend durch die Räume. Wenn die Beamten ihn durch das Fenster sähen, würden sie ihm den Kopf wegschießen. Keine Ahnung, welche Art Hilfe er sich da von mir erwartete. Da ich mich gerade in einem wichtigen Meeting befand, konnte ich die Angelegenheit leider nicht weiterverfolgen. Wenige Tage später traf ich ihn im Nachtleben wieder, einige Stunden Schlaf hatten die Bedrohung durch das SEK anscheinend beseitigt.

      Bei aller Faszination für die Halbwelt und meiner Nähe zu Luden, Dealern und Gaunern war ich nie ganz Teil ihres Universums, blieb stets eine Art freundlich geduldeter Zaungast. Was uns verband, war eher Kameraderie denn Freundschaft, wir waren eine Interessengemeinschaft in Sachen Drogen, Alkohol, Sex und rauschhaften Nächten. Wie die meisten meiner Nichtganovenfreunde betrachtete ich diese Welt, ihre Regeln und Rituale mitunter auch mit ironischer Distanz. Manchmal fühlte ich mich wie ein Besucher im Zoo. Zum Beispiel begrüßten uns die Türsteher und unsere Zuhälterkumpane statt mit »Wie geht’s?« in der Regel mit der eher rhetorischen Frage: »Fotzentechnisch alles klar?« Eine Frage, die nur eine Antwort zuließ und später Einzug in Toms Bühnenprogramm fand.

      Eine Art besondere Freundschaft verband mich dagegen mit Manni Gatzke, einem ehemaligen Autoschieber, der lange im Gefängnis gesessen hatte und als Türsteher arbeitete. Die Resozialisation, eine Integration in ein sogenanntes geregeltes Leben, war dem Ex-Knacki nicht gelungen, aber in der Kölner Halbwelt genoss er großes Ansehen. Seine Lebensgeschichte faszinierte mich. Manni war ein anständiger Kerl, zuverlässig, hilfsbereit und loyal zu seinen Freunden, »ein Korrekter«, wie es in Halbweltkreisen hieß. Außerdem war er sehr belesen und ein hervorragender Schachspieler. Er erschien mir wie ein Mann, der im Leben einfach nur einige Male falsch abgebogen war. Nächtelang saßen wir zusammen, spielten Schach, diskutierten über Nietzsche und Schopenhauer und philosophierten über das Leben und den ganzen Rest, meist angetrieben vom Kokain. Manni wusste immer, wo es das beste Koks gab. Auch sonst verfügte er über exzellente Unterweltkontakte, was mir bei dem einen oder anderen Filmprojekt von Nutzen war.

      Natürlich hatte auch er eine andere, dunklere Seite. Manni hatte die Gesetze der Straße verinnerlicht. Zudem war er groß und ein beeindruckendes Kraftpaket. Er ging keiner Schlägerei aus dem Weg, im Gegenteil. Einmal rempelte ihn ein harmloser Betrunkener im Vorübergehen an, Manni schlug ihm mit der flachen Hand so heftig aufs Ohr, dass es den Kerl, der nicht wusste, wie ihm geschah, von den Füßen hob. Ein anderes Mal stürzte sich Manni, ohne eine Sekunde zu zögern, auf drei Männer, von denen er sich provoziert fühlte. Er schlug zu, schnell, gnadenlos und mit kühler Präzision. Die drei waren groß und breit, aber so überrumpelt von der Geschwindigkeit und Brutalität des Angriffs, dass sie sich bald in Sicherheit brachten.

      Anfangs sah ich in diesen Gewaltexzessen Kollateralschäden, die eben dazugehörten. Zumal ich selbst nie Ziel der brutalen Ausbrüche war. In den folgenden Jahren lernte ich zunehmend die unromantischen und ernüchternden Seiten von Halbwelt und Milieu kennen. Ich sah, wie überdrehte Türsteher aufsässige Gäste niederknüppelten oder Dealer ihre Konkurrenten und säumige Kunden zu einem blutigen Klumpen Fleisch prügelten. Und 2000 wurde Aaron, ein Dealer, der mich eine Zeitlang mit Kokain versorgt hatte, auf offener Straße vor meinen Augen erschossen. Da war meine Faszination für dieses Milieu längst gestorben, meine Nähe zu Dealern und Zuhältern nur noch schale Gewohnheit oder bloße Notwendigkeit.

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