Mirroring Hands. Richard Hill
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1)Bewegt sich ein Nachbar, dann tue das auch.
2)Fliege weg von einer Gefahr, beispielsweise von einem Habicht oder einem Wanderfalken.
3)Agiere fast unverzüglich zusammen mit sieben benachbarten Vögeln.
Das ist alles. Fügt man dem noch einige grundlegende Fakten hinzu, beispielsweise was die Art des Fluges, die Luft, in welcher der Flug stattfinden soll, sowie chemische und biologische Gegebenheiten angeht, ergibt sich ein System, das für die Selbstorganisation bereit ist. Bei Menschen ist die Zahl der »Teile« natürlich viel größer, und auch ein wesentlich komplexeres Set von Umgebungsfaktoren spielt bei ihnen eine Rolle, aber der Prozess der Selbstorganisation ist der gleiche. Nach unserer Auffassung ist es adäquat anzunehmen, dass bei Menschen ein grundlegendes Organisationsprinzip in einer Art der Selbstorganisation besteht, die von Natur aus zu Gesundheit und Wohlbefinden hinstrebt. Das offensichtlichste Indiz hierfür ist unser Immunsystem. Wenn wir erkranken, leitet das Immunsystem eine Vielzahl von Aktivitäten ein, die von der Zell- bis zur Gen-Ebene den Zustand der Gesundheit wiederherzustellen versuchen. Aufgrund von Untersuchungen über die Gen-Expression, die im Hinblick auf das therapeutische Modell der Mirroring Hands durchgeführt wurden (Cozzolino et al. 2015, S. 1–31), wissen wir, dass es eine genetische Kaskade gibt, welche die Produktion entzündungshemmender Proteine und Stammzellenaktivierungen einschließt, die sich positiv auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirken (Rossi et al. 2008 b, S. 39–44; Atkinson et al. 2010, S. 27–46).
Selbstorganisation ist die spontane Schaffung von Ordnung in einem komplexen System. Ordnung resultiert aus einem anfänglich ungeordneten System in Beziehung zu fundamentalen und organisierenden Prinzipien. Der Prozess läuft spontan ab und manifestiert sich, ohne dass er durch ein äußeres Agens kontrolliert werden muss.
Feedback
Durch Selbstorganisation entstehen emergente Eigenschaften und Qualitäten, die zu Ergänzungen des Systems werden. Diese neuen Eigenschaften werden dann mittels einer Feedbackschleife in die nächste Phase der Selbstorganisation einbezogen. Auf diese Weise geht der neue Zustand des Systems, der durch Emergenz (ganz gleich, ob es sich dabei um Ordnung oder Unordnung handelt) entstanden ist, in das System ein und interagiert dort mit den bereits existierenden Elementen. Die Prinzipien der Emergenz und der Selbstorganisation beinhalten im Grunde, dass ein System sich selbst verändert. Die Feedbackschleife ermöglicht es Systemen, sich allmählich zu verändern. Dies geschieht in Beziehung zum Wesen dessen, was aus dem Inneren des Systems hervorgeht, sowie der Dinge, die von außerhalb des Systems hinzugefügt werden. Demnach können negative emergente Eigenschaften bewirken, dass ein System negativeren Charakter annimmt. Aus diesem Grund können Menschen viele Jahre lang in gestörten, beschädigten und desintegrierten mentalen und emotionalen Zuständen verweilen, die gleichen Fehler immer wieder machen und sich Mal um Mal in die gleichen destruktiven Situationen begeben. Es ist schwierig, aus einem zerstörenden Bewusstsein heraus in einer schädigenden Umgebung zu genesen. Ebenso vermag das Hinzufügen positiver Faktoren zu einem System – ob es sich dabei um eine sichere therapeutische Umgebung, einen fürsorglichen therapeutischen Rapport oder einen hilfreichen therapeutischen Ansatz handelt – nicht nur eine Veränderung zum Positiven zu initiieren, sondern die initiierten Veränderungen zum Positiven bewirken außerdem, dass noch mehr Veränderungen zum Positiven hervorgerufen werden.
Der therapeutische Prozess kann für einen Klienten eine ziemliche Achterbahnfahrt sein. Negative und positive Einflüsse konkurrieren dabei um das Einwirken auf sein komplexes therapeutische Erleben. Wie wir später sehen werden, kann eine Therapie eine »dunkle Nacht der Seele« sein, aber diese »Nacht« zu durchleben ist der Mühe wert, wenn das helle Licht positiver Möglichkeiten aufleuchtet und auf das gesamte System einwirkt. Das fließende Muster, das die Stare erzeugen und das uns so wunderschön erscheint, ist nicht der Freude der Vögel am kunstvollen Flug zu verdanken, sondern es entsteht, weil sich der Schwarm in Reaktion auf Störungen in Form der Sturzflugangriffe von Raubvögeln ständig neu organisiert. Das wunderschöne Muster, das wir beobachten, ist der visuelle Ausdruck der Selbstorganisation der Stare, mit deren Hilfe sie Probleme, Schwierigkeiten und Störungen bewältigen, um Gesundheit und Wohlbefinden des gesamten Schwarms zu erhalten. Das ist die wahre Schönheit unserer natürlichen inneren Prozesse der Problemlösung und der Geist-Körper-Heilung.
Feedback ist ein zirkulärer Prozess, in dem der emergente Output eines Systems zusätzlich zu äußeren Einflüssen als »neuer« Input wieder in das System zurückgeleitet wird.
Der Geist ist nicht nur das Gehirn
Man kann sich die mentale Aktivität eines Klienten ähnlich vorstellen wie die vielen Vögel, die zusammen einen Starenschwarm bilden. Der Geist jedoch ist etwas anderes. Er ähnelt eher jenem ätherischen, ständig seine Form verändernden Muster, das die selbst organisierte emergente Eigenschaft der Vögel ist. Die Formation der Stare ist nicht nur eine emergente Eigenschaft der Aktivität dieser Vögel. Dabei sind noch wesentlich mehr Elemente im Spiel. Das System schließt die Habichte und Falken, die Windrichtung und feste Objekte wie Bäume, Gebäude und Gelände ein. Wird eine dieser Komponenten verändert, verändern sich auch die magischen Bewegungen des Starenflugs. Viele beschreiben den Geist als eine emergente Eigenschaft des Gehirns; logischer ist es jedoch, sich den Geist als emergente Eigenschaft nicht nur unserer Neurobiologie, sondern auch unserer Biologie, der unmittelbaren Umgebung und des Einflusses anderer Menschen und ihres Geistes, vorzustellen.
Ebenso wie die Bewegungen der Stare ist der Geist eine emergente Eigenschaft, die ihrerseits auf das System einwirkt, aus dem sie hervorgegangen ist. Für unser rationales Denken mag es eine schwere Prüfung sein, aber in einem komplexen, sich selbst organisierenden System kreiert sich der Geist in jedem Augenblick aktiv selbst. Dieses anspruchsvolle Konzept, das Daniel Siegel in seinem Buch Mind (2017) gründlich untersucht hat, werden wir hier nicht ausführlicher beschreiben; es verhilft uns aber zu einigen Erkenntnissen darüber, wie Geist-Körper-Heilung vor sich geht. Diesem weiter gefassten Konzept des Geistes zufolge wird der Therapeut einfach durch seine Präsenz zu einem Element im Geist des Klienten. Er braucht dem Gehirn des Klienten nichts offen aufzuzwingen, er muss es nicht lenken, muss nicht intervenieren oder versuchen, es seiner Kontrolle zu unterwerfen. Vielmehr kann er effektiv das Engagement hinsichtlich des Geist-Körper-Prozesses fördern, indem er auf den Klienten eingehenden positiven Input in das therapeutische Erleben einbezieht. Der Mirroring-Hands-Ansatz verhindert, dass der Therapeut das Erleben des Klienten dominiert oder dass er dem Prozess etwas hinzufügt, das dem Klienten die Kontrolle über das Geschehen entzieht.
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