Perry Rhodan 2991: Die Eismönche von Triton. Leo Lukas

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Perry Rhodan 2991: Die Eismönche von Triton - Leo Lukas страница 6

Perry Rhodan 2991: Die Eismönche von Triton - Leo Lukas Perry Rhodan-Erstauflage

Скачать книгу

war ein in sich selbst ruhender, systematisch denkender, allem Abenteuerlichen abholder Mensch. Ihm gefielen strenge, die täglich wiederkehrende Routine strukturierende Regeln. Wie, zum Beispiel, das Reinheitsgebot.

      »Magst du dunkles Weißbier?«, fragte er schüchtern.

      »Was ist das? Es klingt reizvoll paradox.«

      »Para... Ah, wegen des Gegensatzpaares ›dunkel‹ und ›weiß‹. Nun, diese Begrifflichkeit hat einen anderen Grund.«

      Geo Lichtblau erläuterte, worin die Besonderheit dieses Getränks bestand. Vor lauter Eifer hätte er beinahe nicht bemerkt, dass sie sich inzwischen wieder auf das Eiskloster zubewegten.

      Die fremde Frau, die wie selbstverständlich das Kommando übernommen hatte, sagte: »Ihr seid also Sinnsuchende, nicht wahr?«

      Geo bejahte.

      »Dann solltet ihr das Aggregat Etain mit offenen Armen aufnehmen. Denn es begehrt eine Zuflucht. Würde sich irgendwer in eurer Enklave dagegen aussprechen?«

      »Ich weiß nicht«, sagte Geo Lichtblau. »Eher nicht, glaube ich.«

      »Sehr gut. Gehen wir!«

      *

      Sie betraten das Kloster durch jene Nebenschleuse, die am nächsten zu Geos Wirkungsbereich gelegen war.

      Keine Alarmanlagen schlugen an. Der Konvent der Eismönche war alles andere als eine militärische Anlage.

      Geo Lichtblau führte die seltsame Frau, die sich »Aggregat« nannte, durch die hydroponischen Gärten, in denen er Hopfen, Weizen und Gerste zog.

      »Auch die Bierhefe stelle ich selbst her«, erklärte er, nicht ohne Stolz. »Gebraut wird mit von Methan und Ammoniak gereinigtem Triton-Eis. Von auswärts angelieferte Zusatzstoffe verwende ich nur als Geschmacksbeigaben, wenn mich ab und an der Hafer sticht.«

      Mitgerissen vom eigenen, der Nervosität geschuldeten Schwung, gestattete er sich eine kleine Abschweifung. »Beispielsweise hatte ich einmal buchstäblich durchschlagende Erfolge mit mörderisch scharfen Chilischoten von Rudyn ...«

      Er bemerkte, dass ihm niemand mehr zuhörte. Entgeistert blickte Geo sich um.

      Die Frau mit der fast farblos porzellanweißen Haut und den langen, überwiegend weißblonden und wenigen schwarzen Haarsträhnen war verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt, als hätte es sie nie gegeben.

      Vielleicht stimmte das ja sogar.

      Denn: Woher sollte Geo Lichtblau wissen, dass er sich nicht die gesamte Begegnung eingebildet hatte? Dass er nicht einer bislang unbekannten Auswirkung des Hyperlichts zum Opfer gefallen war?

      Um seine aufgewühlten Nerven zu beruhigen, überprüfte er die Anzeigen der Maisch- und Läuterbottiche, Koch- und Würzepfannen. Sogar die Kühlsysteme kontrollierte er.

      Alles lief ganz nach Plan und Wunsch. Bald würde Geo ein neues Spitzenprodukt abfüllen und einlagern und später ausschenken können.

      Ist es nicht schön, dass aus- und einschenken in unserem Kloster gleichbedeutend mit herschenken ist?

      Für einige Stunden lenkte er sich mit solchen trivialphilosophischen Gedanken und winzigen Nachjustierungen ab. Aber die eventuell bloß imaginierte, eventuell doch real stattgefundene Episode ließ ihm dennoch keine Ruhe.

      Immer wieder tauchte das Bild der Frau, die in der Eishölle Tritons keinen Schutzanzug benötigte, vor seinem geistigen Auge auf. Es ließ sich nicht verdrängen, so sehr Geo sich auch anstrengte.

      Schließlich rang er sich dazu durch, die Äbtissin zurate zu ziehen, und rief bei ihr an. Trotz der späten Stunde reagierte Canan Peck keineswegs ungehalten.

      »Komm vorbei«, sagte sie. »Ich bin sowieso noch wach.«

      *

      Mutter Canan empfing ihn in ihrem Büro, einem spärlich von einer einzelnen Stehlampe erleuchteten Raum mit dem Grundriss eines Fünfecks.

      Vier der Wände waren fast zur Gänze mit Bücherregalen ausgefüllt, in denen uralt wirkende Folianten standen. Leider handelte es sich, wie Geo wusste, bei den meisten nur um Faksimiles. Die Originale wurden in diversen terranischen Museen aufbewahrt.

      Nachdem sie sich Geos Geschichte angehört hatte, rief die Äbtissin im Schreibtischholo die Ortungsdaten ab. Sie zeigte auf einen einsamen Punkt in der Weite der Eiswüste. »Das bist du, ab dem Moment, als du mich angefunkt hast.«

      Der blinkende Punkt entfernte sich vom Kloster. Kurz hielt er inne, dann bewegte er sich wieder auf den Konvent zu und verschwand schließlich in einer der Kuppeln.

      »Keine sonstigen Ortungen. – Hattest du denn deine Helmkamera nicht an?«

      »Doch, wie eigentlich immer. Aber sie fiel auf einmal aus, und zwar ...« Geo verglich die Zeitleisten: »Exakt in derselben Sekunde, als die mysteriöse Frau in mein Blickfeld kam.«

      Canan Peck schürzte die Lippen. »Du bist sicher, dass du nicht selbst versehentlich an die Kontrollen gekommen bist?«

      »Nein. Wie denn wohl ... Ach, ich bin überhaupt nicht mehr sicher, ob ich meinen Sinnen noch trauen kann!«

      Die letzten Wörter hatte er sehr heftig hervorgestoßen. Deshalb bat er gleich darauf um Entschuldigung für seinen Gefühlsausbruch.

      »Wir alle leiden unter dem Hyperlicht, manche mehr, manche weniger«, sagte die Äbtissin begütigend. »Trotzdem nehme ich deine Warnung ernst, Bruder Geo. Aber du wirst verstehen, dass die Faktenlage nicht ausreicht, das ganze Kloster in Alarmzustand zu versetzen.«

      Er gab sich geschlagen. »Bitte verzeih, dass ich dich gestört habe.«

      »Geo, hör mir zu. Ich glaube dir. Du hast, seit du bei uns bist, nie dazu geneigt, irgendwelche Sachen zu halluzinieren. Deshalb verweise ich dein Erlebnis keineswegs vorschnell ins Reich der Illusionen. Ist das klar?«

      »Ja. Danke.« Er schluckte. »Bloß, was soll ich ...?«

      »Bleib wachsam! Auch ich werde ab sofort erhöhte Aufmerksamkeit an den Tag legen. Sei versichert, dass ich sämtliche Geschehnisse im Kloster, die nicht unseren Vorschriften zur Wahrung der persönlichen Intimsphäre unterliegen, besonders kritisch beobachten und gegebenenfalls archivieren werde.«

      Neben ihrem Biologiediplom verfügte die Äbtissin über abgeschlossene Ausbildungen in Psychologie und Menschenführung. Geo Lichtblau hatte, bei aller Irritation, nicht das Gefühl, dass sie ihn beschwichtigen und abwimmeln wollte.

      Nachdem er sich erneut bedankt hatte, kehrte er zurück in sein Quartier. Entgegen seiner Gewohnheit nahm er als Schlaftrunk nicht nur einen Drittelliter, sondern volle 0,5 Liter seines aktuellen Lieblingsbieres zu sich.

      Dennoch wälzte Geo Lichtblau sich lange, von bösen Vorahnungen geplagt, auf der Matratze hin und her.

      *

      Am nächsten Tag erwachte er später als sonst. Ausgeruht fühlte Geo sich freilich nicht, sondern eher, als hätte er die meiste Zeit in

Скачать книгу