Perry Rhodan 431: Energie aus dem Jenseits. H.G. Ewers

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Perry Rhodan 431: Energie aus dem Jenseits - H.G. Ewers Perry Rhodan-Erstauflage

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Hülle des Sessels umschlossen.

      Durch das Rumoren der Energieerzeuger vernahm Perry Rhodan das harte Geräusch eiliger Schritte. Eine hochgewachsene Gestalt hastete durch sein Blickfeld: Oberst Hubert S. Maurice, Chef des »Sicherheitskommandos Großadministrator« und in dieser Funktion rast- und ruheloser »Schutzengel« des wichtigsten Mannes der Menschheit. Feine Schweißperlen glänzten auf Maurices Stirn; die bevorstehende Mission der INTERSOLAR stellte den Chef des SGA wieder einmal vor eine nach menschlichem Ermessen unerfüllbare Aufgabe: nämlich den Großadministrator des Solaren Imperiums inmitten von Millionen Menschen und anderen intelligenten Lebewesen zu beschützen.

      Rhodan lächelte. Hubert Selvin Maurice war unbestreitbar der beste Mann für diese Aufgabe: er vergaß nur manchmal, dass es keinen perfekten Schutz gab und niemals geben würde. Erreichbar war lediglich ein Maximum an Sicherheitsvorkehrungen.

      »Es ist ein großes Risiko«, sagte Lordadmiral Atlan, als hätte er die Gedanken des Freundes erraten. »In Trade City leben ebensoviel Feinde wie Freunde.«

      »Ich weiß«, erwiderte Perry gelassen. »Aber die Berichte der SolAb und die Studien unserer Kosmopsychologen beweisen, dass es wieder einmal höchste Zeit ist, den Völkern der Galaxis – und besonders unseren lieben Mitmenschen unter ihnen – einen gewissen Großadministrator vorzuzeigen ...«

      »Aus deinen Worten klingt Bitterkeit, Freund ...«, murmelte der Arkonide.

      Perry Rhodan lachte trocken.

      »Soll ich mich vielleicht darüber freuen, dass die außersolare Menschheit immer noch nicht klüger geworden ist, als es die terranischen Völker zur Zeit Alexanders des Großen waren! Noch immer brauchen sie ihren Abgott, einen Fetisch, den sie lieben und hassen, fürchten und verehren können!«

      »Was gut werden soll, braucht seine Zeit, Perry«, sagte Atlan wissend. »Du kannst die Masse nicht mit klugen Worten und erhobenem Zeigefinger ändern, sondern nur, indem du ihr gibst, was sie von dir erwartet. Außerdem beweist dir die solare Menschheit täglich, dass die Gattung Homo sapiens kein hoffnungsloser Fall ist.«

      Rhodan antwortete nicht darauf. Außerdem brüllten in diesem Moment die mächtigen Triebwerksaggregate des Schiffes auf und degradierten alle anderen Lautäußerungen zu einem wesenlosen Nichts. Gewaltige Energien stießen die INTERSOLAR über die Gegenwartsschwelle ins Kontinuum der Normalzeit hinaus. Von einer Sekunde zur anderen verschwand das weiße Leuchten des Zeittunnels; nicht einmal mit den besten Ortungsgeräten hätte das, was die INTERSOLAR eben verlassen hatte, mehr festgestellt werden können. Hinter dem Schiffsgiganten blieb nur ein mathematisch ermittelbarer Koordinatenschnittpunkt zurück, dessen wandernde Position automatisch von der großen Bordpositronik errechnet wurde.

      Mit einer Beschleunigung von 720 Kilometer pro Sekundenquadrat jagte Rhodans Flaggschiff durch den Normalraum, in dem es effektiv kein Solsystem mehr gab. Nach kurzer Zeit schaltete die Automatik den ersten Waring-Konverter hoch. Über den Schaltbildwänden der Kontrollstände entstand ein hektisches Feuerwerk kalter Lichter. Die seelenlose Stimme eines Robotaggregats kündigte den Übergang in den Zwischenraum an.

      Schlagartig verschwand das vertraute Universum von den Bildschirmen. Die undefinierbaren Schemen und Leuchteffekte der interdimkontinualen Zone wirbelten, huschten, jagten draußen vorbei. Mit einer Geschwindigkeit, die innerhalb des Linearraums unter der des Lichts lag, jedoch relativ zum vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum ein Millionenfaches der spezifischen Lichtgeschwindigkeit erreichte, schoss die INTERSOLAR auf den ersten Orientierungspunkt zu.

      Innerhalb des Schiffsgiganten herrschten die gewohnten Bedingungen des Einstein-Raumes. Die unsichtbare Energieblase, erzeugt vom Waringschen Linearkonverter, umgab das Schiff lückenlos, hielt die Einflüsse des Zwischenraumes von ihm fern und ermöglichte durch seine artverwandte Struktur ein Verweilen in der Halbraumzone.

      Unvermittelt riss Lord Zwiebus seinen Mund auf und gähnte herzhaft, wobei er sein scharfes Gebiss entblößte.

      Der Neandertaler langweilte sich offensichtlich.

      Alaska Saedelaere stand auf und räusperte sich.

      »Ich lege mich jetzt ein wenig hin, Sir«, sagte er, zu Rhodan gewandt. Die starre Halbmaske mit der zur Zeit nur schwach leuchtenden Aura verlieh dem Transmittergeschädigten etwas Sphinxhaftes.

      Der Großadministrator nickte.

      »Gehen Sie nur, Alaska. Wir haben noch vierzehn Flugstunden vor uns. Nehmen Sie einmal Ihre Maske ab; sie muss doch sehr unbequem zu tragen sein.«

      »Das ist sie – in der Tat«, antwortete Saedelaere. »Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis, Sir.«

      »Danken Sie mir nicht für etwas Selbstverständliches, Alaska. Rügen Sie mich, falls ich es einmal nicht aufbringen sollte. – Übrigens, Zwiebus: Du solltest auch ein wenig schlafen, anstatt uns ständig dein Urmenschengebiss zu zeigen ...!«

      Der Neandertaler schrak auf und klappte den Mund zu, den er soeben wieder aufgerissen hatte.

      »O, Verzeihung, Rhodan. Aber diese Linearflüge langweilen mich immer fürchterlich.« Er stemmte sich hoch.

      Atlan lachte leise und schüttelte den Kopf, so dass seine langen silberweißen Haare in Bewegung gerieten.

      »Das von einem Vertreter der Gattung Homo neandertalensis zu hören, hätte ich mir früher nie träumen lassen!«

      Lord Zwiebus grinste breit und wirbelte seine Keule (die nur noch äußerlich eine Keule war) um den Zeigefinger.

      »Sie werden es demnächst früher geträumt haben, sobald wir erneut mit dem Deformator in die Vergangenheit starten – vor Ihrer Geburt sogar, Lordadmiral ...«

      Er kniff ein Auge zu, legte die mächtige Keule über seine Schulter und stapfte davon.

      Der Arkonide sah ihm unter halbgesenkten Lidern nach. Als Saedelaere und Zwiebus die Kommandozentrale verlassen hatten, drehte er sich mit seinem Sessel zu Rhodan um und murmelte: »Welche Überraschungen hält wohl die Geschichte dieses kleinen Planeten Erde noch für uns bereit, Perry? – Ich habe neuerdings die Ahnung, als hätten wir bisher nur einen winzigen Zipfel des Vorhangs angehoben, der über unserer gemeinsamen Vergangenheit liegt, und was ich bisher sehen konnte, scheint mir weitaus phantastischere Abenteuer zu versprechen – oder anzudrohen – als die Eroberung des Raumes.«

      Perry Rhodan erschauerte.

      »Das war mir aus der Seele gesprochen, Atlan. Manchmal wollte ich, wir wären niemals gezwungen worden, den Nullzeitdeformator zu bauen. Ich glaube, ich fürchte mich davor, alles über die Vergangenheit des Menschengeschlechtes zu erfahren.«

      »Eine ganz natürliche Sache, kleiner Barbar«, erwiderte der Arkonide lächelnd. »Eine Scheu, die ich mit dir teile. Aber was bleibt uns übrig! Wir können schließlich nicht untätig darauf warten, dass der Todessatellit der Cappins das solare Zentralgestirn zur Nova macht.« Er seufzte. »Hoffentlich gelingt Waringer die Konstruktion eines funktionstüchtigen Dakkar-Tastresonators.«

      Rhodans Gesicht nahm einen verlorenen Ausdruck an. Er hatte den Schmerz über den Tod der drei Cappins noch immer nicht überwunden, die der Menschheit so wertvolle Hilfe geleistet hatten, und er hielt es für eine Tragödie, dass so viel wertvolle Zeit hatte verstreichen müssen, bis Menschen und Cappins eine Verständigungsbasis fanden – zuviel Zeit ...

      »Wenn es einem Menschen gelingt, dann Geoffry«, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu dem

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