Perry Rhodan 2306: Die Kristallbörse. Horst Hoffmann
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Rubahls, Donnarzs, Kebals und Tugashas Hände fuhren zum Mund. Sie spien etwas aus und schleuderten es den beiden Arkoniden entgegen. Sie waren ganz klar in der Überzahl und trainierte Kämpfer. Die Plastikbomben hätten sie eigentlich gar nicht gebraucht, jedenfalls nicht gegen zwei Gegner. Aber der Raum war voller anderer Händler und Publikum, das spätestens jetzt auf sie aufmerksam geworden war und neugierig näher kam. Und »taktischer Rückzug« war ein eindeutiger Befehl.
Die Plastikbomben explodierten auf dem Boden. Grelle Blitze blendeten die Anwesenden für einen Moment. Eine Hitzewelle fuhr über die Springer hinweg, die sich rechtzeitig geduckt hatten. Dichter schwarzer Nebel erfüllte den Raum. Die neugierig näher gekommenen Händler und Schaulustigen schrien auf und ergriffen die Flucht.
Die beiden kräftigen Arkoniden kamen aus dem Nebel wie Phantome. Menschliche Roboter; Maschinen, die alles niederstampften.
Für einen Moment dachte der Patriarch, dass sie genau das sein mussten. Er schrie seinen Söhnen einen Befehl zu, aber es war Tugasha, die sich als Erste auf ihre Gegner stürzte. »Ich halte sie auf!«, rief sie. »Lauft schon! Ich komme nach!«
Sie erreichte den ersten Arkoniden, stoppte ab, fintierte, brachte einen Schlag an, der einen normalen stämmigen Menschen von den Beinen geholt hätte, und stöhnte im nächsten Augenblick auf, als sich eine Faust in ihre Magengrube bohrte.
Die Arkoniden waren vielleicht stämmig, aber garantiert keine »normalen Menschen«. Jorgas Etoto sah diese Vermutung bestätigt, als sich seine Söhne in den Kampf stürzten. Sie waren trainiert und kannten eine Menge an guten Tricks. Aber sie hatten keine Chance.
Die Bewegungen der Arkoniden waren mit dem Auge kaum auszumachen. Sie waren schneller, als Jorgas je einen Gegner hatte kämpfen sehen. Seine Söhne und Tugasha versuchten, sich so gut wie möglich zu wehren. Sie waren in der Übermacht, zwei auf einen Gegner, aber sie hatten nicht den Hauch einer Chance.
»Verflucht noch mal!«, rief Jorgas, der begriffen hatte, dass er sich schon zum zweiten Mal an diesem Tag fatal geirrt hatte. »Es hat keinen Sinn, das sind sternengötterverdammte Kralasenen!«
Und damit war jeder Gedanke an Flucht sinnlos geworden. Kralasenen, die Elitetruppe des arkonidischen Geheimdienstes! Er hätte es wissen müssen. Wer solche Summen zu bezahlen bereit war wie diese Arkoniden, konnte nicht von einer kleinen Randwelt des Imperiums stammen. Er handelte auch nicht im Auftrag eines Konzerns.
Es waren Einkäufer des Kristallimperiums. Die geballte Macht Arkons stand hinter ihnen!
»Zurück!«, schrie er seinen Söhnen und Tugasha zu. »Los, solange wir noch …«
Er brach ab, als er sah, dass es keinen Zweck hatte. Seine Söhne und Tugasha waren es nicht gewohnt zu verlieren. Sie hatten bisher immer gewonnen. Doch sie hatten es auch noch nie mit Kralasenen zu tun gehabt. Nicht umsonst hieß man sie auch Bluthunde des Imperators.
Stur kämpften sie weiter. Manchmal gelang es ihnen sogar, den einen oder anderen Treffer zu landen. Aber dafür steckten sie drei schmerzhafte Hiebe ein.
Jorgas Etoto stieß einen weiteren Fluch aus und tat das Einzige, was ihm noch übrig blieb. In den Kampf gegen die Kralasenen konnte er sich nicht werfen, aber was war mit dem Bleichhäutigen? Der Dürre sah nicht aus wie ein Kämpfer. Dennoch schien er der Chef zu sein. Wenn er ihn kriegen konnte …
Jorgas stürzte sich mit Gebrüll in den Nebel, der den Tisch umhüllte. Er stieß an, stolperte, rappelte sich auf und rammte seinen Kopf in die erste Gestalt, die in den schwarzen Schwaden vor ihm auftauchte, während hinter ihm seine Söhne zu Boden gingen.
Es musste der Arkonide sein.
Der Springer bekam seinen Hals zu fassen. Er schöpfte neue Hoffnung, als sich sein Gegner nicht wehrte. Seine Hände drückten zu. Er hörte ein Ächzen. Der Arkonide begann zu zappeln. Endlich wehrte er sich, aber das waren Reflexe, nichts anderes. Er war viel zu schwach, um gegen Jorgas bestehen zu können. Der Springer ließ seinen Hals los, bevor er erstickte, und riss ihn in die Höhe …
… als er selbst im Nacken gepackt und brutal zurückgezerrt wurde.
Er wirbelte herum und sah eine Faust auf sich zukommen. Im nächsten Moment explodierte die Welt für ihn. Er schrie vor Schmerzen und fühlte, wie er fiel.
Als er dann wieder etwas erkennen konnte im sich allmählich lichtenden Nebel, sah er wieder die Faust. Sie rammte auf ihn zu. Er schloss die Augen und wartete auf den endgültigen K. o. Doch stattdessen hörte er durch die Stimmen der Kämpfenden und der Schaulustigen hindurch das Summen, das er ziemlich gut kannte – leider zu gut.
In der nächsten Sekunde verlor er das Gefühl für seinen Körper. Er spürte nicht mehr, wie er fiel und aufschlug. Er hörte auch nichts mehr. Plötzlich war da nur noch Stille; kein Lärm, keine Schreie, kein Kampf.
Nur denken konnte er noch. Sehr glücklich war er darüber allerdings nicht.
3.
Der Kämmerer
Amanda van Veer war einsachtzig groß, brünett mit hellen Strähnchen, vollbusig und langbeinig. Mit anderen Worten: Die Terranerin hatte eine tolle Figur und sah auch für ihr in den ID-Chips angegebenes Alter von 57 Jahren verdammt gut aus. Wer nicht gerade mit der Lupe hinsah, nahm ihr diese 57 Jahre auch gern ab. Selbst dafür hatte sie sich wacker gehalten. Wer sich allerdings die Mühe machte und genauer hinschaute, schätzte sie vielleicht auf hundert. Aber wer ganz genau hinguckte, erkannte die winzigen Narben und Zeichen für ihre weit über tausend kosmetischen Eingriffe und kam ihrem tatsächlichen Alter von 187 Lenzen wahrscheinlich noch näher.
Schönheitschirurgisch behandelt war sie auch nicht nur im Gesicht, sondern überall. Es gab keine zusammenhängenden zehn Zentimeter an ihrem Körper, an denen nicht irgendein Mediker bereits den Laser angesetzt hatte. Amanda konnte es sich leisten. Sie war eine der tausend reichsten Terranerinnen. Dass ihr Vermögen sich in erster Linie aus sieben Erbschaften und acht Scheidungen zusammensetzte, störte sie nicht. Der nächste Ehemann wartete bereits auf Myrandel II. Der Ehevertrag war aufgesetzt, mit allen wesentlichen Klauseln, die garantierten, dass sie so schnell nicht arm werden würde. Was noch kam, war reine und gewohnte Routine.
Aber die sechs Wochen, bis es so weit war, wollte sie in vollen Zügen genießen. Und so tat sie das, was sie am zweitbesten konnte: Sie spielte.
Es war das erste Mal, dass Amanda sich an Bord von LE-prachtvoll aufhielt. Bisher hatte sie ihre Milliarden auf der BASIS vermehrt oder verpokert, im Orbit um Stiftermann-III. Doch die BASIS hatte begonnen, sie anzuöden, sie war … so »bourgeois« geworden, fand sie und umschrieb damit nur, dass man ihre Tricks dort mittlerweile kannte. LE-prachtvoll war für sie neu, erst noch zu eroberndes Terrain. Niemand verband mit ihrem Namen irgendwelche Vorkommnisse, und so sollte der Überraschungseffekt auf ihrer Seite sein – hoffte sie jedenfalls.
Und außerdem gab es neue Leute kennenzulernen. Wer konnte schon wissen, wie lange ihre Ehe mit Dober C. Ellayor Bestand haben würde, dem Industriekapitän und heimlichen Herrscher von Myrandel II? Dober war sagenhafte 249 Jahre alt, die man ihm auch ansah. Und irgendwann würde es keine neuen Organe mehr geben, um die alten, verbrauchten zu ersetzen.
Schließlich und endlich übte der Reiz des doch etwas Anrüchigen seine Faszination aus, der die Sektion Spielbetrieb von LE-prachtvoll umgab. Wenn es so weiterginge mit dem galaxisweiten Run auf Hyperkristalle, war es gut vorstellbar,