Perry Rhodan 1956: Das Haus der Nisaaru. Susan Schwartz
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Manganas Augen blickten Darla durchbohrend an.
»Besinne dich also auf deine Aufgabe und triff die Entscheidung, ob du künftig feige vor jeder unbedeutenden Konfrontation davonlaufen oder deiner Berufung folgen willst!«, mahnte er.
Der Chefmediker nickte den beiden Mitgliedern seines Teams zu und ging zurück in sein Bett.
Darla saß wie ein begossener Wüstenspringer da. Marius spielte verlegen mit dem Ring an seinem linken Mittelfinger.
»Wir haben beide ein wenig überreagiert, glaube ich«, begann er vorsichtig.
»Julio wird dich in den nächsten Tagen bitter dafür büßen lassen, dass du ihn deswegen aus dem Bett geholt hast«, meinte Darla mit einem schwachen Lächeln.
Dann richtete sie ihre Augen ernst auf den Kollegen.
»Hast du wirklich befürchtet, ich würde Garron umbringen, und deswegen den Aufstand veranstaltet?«, fragte sie leise. »Vertraust du mir so wenig?«
Obwohl dieser Vorwurf nicht offen ausgesprochen worden war, hatte Darla sehr wohl erkannt, dass es dem Anästhesisten vor allem um eines gegangen war: Sie vor der Ausführung eines Mordes zu bewahren – aus welchen Gründen auch immer.
»Ich ... ich weiß nicht«, murmelte er. »Ich war nicht sicher, ob du Garron ernsthaft gefährden würdest. Aber vielleicht ... ein wenig unterlassene Hilfeleistung?«
Darla Markus schlug die Augen nieder.
»Daran habe ich ernsthaft gedacht«, flüsterte sie. »Und ich schäme mich dafür. Vor allem, weil Julio es wohl die ganze Zeit gewusst und mich auf die Probe gestellt hat.«
»Wenn er kein Vertrauen zu dir hätte, würde er dich nicht allein einteilen, Darla. Und irgendwie muss er wohl jeden von uns mindestens einmal auf die Probe stellen, um zu wissen, ob wir ein Team sind und am selben Strang ziehen. In gewissem Sinne habe ich also seine Kompetenz in Frage gestellt, und das wird mich noch einiges kosten. Deshalb werde ich jetzt lieber wieder schlafen gehen, um Kräfte zu sammeln.« Marius stand auf und berührte kurz ihre Schulter. »Und du hast den Rest der Nacht Zeit, darüber nachzudenken.«
Darla kehrte nach nebenan zu ihren Kontrollen zurück.
Vincent Garron war in einen unruhigen, fiebrigen Schlaf gefallen, Unverständliches vor sich hinmurmelnd.
Die Temperatur war seit der letzten Kontrolle gestiegen, lag aber noch unter 40 Grad. Die übrigen Werte lagen im grünen Bereich. Darla betrachtete den verunstalteten Körper und stellte sich vor, der Todesmutant wäre ein armes, unschuldiges Wesen.
Trotzdem empfand sie kein Mitleid. Aber immerhin hatte der Rüffler sie auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu besinnen und nicht den Richter zu spielen.
Eine Stunde später kam bereits der nächste Schub.
*
Nachdem die Chirurgin völlig hektisch den Alarm ausgelöst hatte, stolperte das halbe Ärzteteam verstört und noch verschlafen herein.
»Ich habe ihn nicht mehr unter Kontrolle!«, schrie Darla Markus.
Die angeschlossenen Lebenserhaltungssysteme überschlugen sich fast, spuckten endlose Auswertungen aus und wiesen auf notwendige Operationen hin, bevor die Organe endgültig versagten. Dies wurde durch Grafiken deutlich gemacht.
»Wie ist das geschehen?«, fragte Julio Mangana, während er hastig die Auswertungen überflog.
»Ganz plötzlich, ohne erkennbaren Grund«, erläuterte die junge Medikerin. »Garron hatte geschlafen, als vor knapp zwanzig Minuten auf einmal die Temperaturkurve weiter anstieg. Ich gab ihm sofort eine fiebersenkende Infusion, doch es half nichts. Damit er sich nicht verletzen konnte, aktivierte ich die Fesselfelder.«
Vincent Garron kämpfte wie rasend gegen die energetischen Fesseln an und schrie wie am Spieß. Die Schmerzen mussten ihn wahnsinnig machen; der Mutant war überhaupt nicht ansprechbar. Hin und wieder stieß er verständliche Worte hervor, die jedoch keinen zusammenhängenden Sinn ergaben.
Eine der Assistenzärztinnen, die soeben eingetroffen war, hielt sich die Hand an den Mund, als sie den Mutanten sah.
»O mein Gott«, flüsterte die junge Frau. Sie wurde grün im Gesicht und stürzte wieder aus dem Raum.
Darla konnte ihre Reaktion verstehen. Sie hatte sich ebenfalls übergeben müssen, kurz bevor ihre Kollegen eingetroffen waren. Das war nicht sehr professionell, aber so abgebrüht stufte sie sich eben selbst noch nicht ein.
Der Todesmutant bot einen grausigen Anblick. Die Metamorphose war seit zwanzig Minuten in einem rasenden Tempo fortgeschritten.
Sein Kopf war weiter angeschwollen, sein Körper wie zu einem Luftballon aufgeblasen. Überall hatten sich Beulen gebildet, die pumpten und sich bewegten, als versuchten irgendwelche Tiere darunter, sich ihren Weg freizukämpfen.
»Sofort in den OP der Intensivstation mit ihm, aber ohne den Schirm zu öffnen!«, ordnete Mangana an. »Und holt Tuyula Azyk und diesen Gharrer dazu!«
Das Feld des Paratronschirms wurde so verkleinert, dass Garron gerade noch umhüllt wurde. Die meisten Lebenserhaltungssysteme wurden kurzzeitig für den Transport desaktiviert.
Der Mutant tobte und brüllte verzweifelt, während die Mediker ratlos herumstanden und diskutierten.
Die Beulen schwollen weiter an, bis die Haut dem Druck nicht mehr standhalten konnte. An mehreren Stellen platzte sie gleichzeitig auf. Vincent Garrons Schmerzensschreie steigerten sich zu einem markerschütternden Höhepunkt.
»Bei Waryn, er explodiert!«, schrie jemand in Panik.
Ein weiterer Arzt musste wegen seines rebellierenden Magens fluchtartig den Raum verlassen.
Die Gravojets der Liege wurden aktiviert. Dann schwebte sie, von Medorobots flankiert, aus dem Raum Richtung Intensivstation.
»Niemand hat das verdient«, flüsterte Marius Karrel neben Darla Markus. »Nicht einmal ein Massenmörder.«
Sie nickte stumm. Rückwirkend kam ihr die Diskussion vor etwas mehr als einer Stunde nur noch dumm und belanglos vor. Mitanzusehen, was da mit Vincent Garron geschah, brachte die Fassade des Hasses gegen ihn schnell zum Einsturz.
Jetzt wünschte sie ihm einen schnellen Tod – zur Erlösung.
Der OP war in fieberhafter Eile hergerichtet und sterilisiert. Julio Mangana erwog inzwischen die Vorgehensweise: den Herzrhythmus durch gepulste elektrische Felder zu normalisieren, die inneren Blutungen zu stillen, Lunge und Nieren direkt mit stabilisierenden Mitteln zu versorgen. Doch all das würde vermutlich nicht viel nützen,