Roadtrips Deutschland. Jochen Müssig
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FESTE UND VERANSTALTUNGEN
Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Rund 130 klassische Konzerte in Wismar, Juni bis September
Störtebeker Festspiele. Seeräubersaga auf einer Freilichtbühne in Ralswiek auf Rügen, Juni bis September, seit 1959
Zappanale. Vier Tage Rock im Juli seit 1990, in Gedenken an Frank Zappa. In Bad Doberan
JazzBaltica. Im Juli in der Ostseewerft, Timmendorfer Strand
Travemünder Woche. Immer Ende Juli, die zweitgrößte Segelsportveranstaltung der Welt
Der Farbenzauber beginnt früh, wenn über der Seebrücke von Sellin die Sonne aufgeht.
Wasser, Dünen, Hafenstädte
Am Anfang können sich Dänen und Deutsche übers Wasser zuwinken: Deutschlands Ostseeküste beginnt tief in der Flensburger Förde, jener Meeresbucht, die sich 40 Kilometer weit ins flache Land hineinschlängelt und hohen Seegang abhält. Kein Wunder, dass sich hier bald eine florierende Handelsstadt entwickelte: Flensburg. Der historische Hafen verführt zum Sitzen und Schauen, rund um den Alten Kran, den Salondampfer »Alexandra« und unzählige Segelboote.
Zehn Kilometer östlich steht an der Förde das Wasserschloss Glücksburg, ein bedeutendes Renaissanceschloss. Knapp eine halbe Stunde weiter markiert eine Halbinsel den Übergang der Förde zur offenen Ostsee: Im Naturschutzgebiet Geltinger Birk leben sogar Wildpferde. Der Fischerort Kappeln mit seinem mittelalterlichen Heringszaun liegt am Eingang der Schlei – einer noch längeren, schmaleren Förde: An ihrem Ende florierte vor 1000 Jahren die Wikingersiedlung Haithabu, heute ein Museumsdorf.
Drachenfans und Kitesurfer setzen vielerorts bunte Tupfer in den Ostseehimmel.
Dann folgt Eckernförde, die wahre Heimat der »Kieler Sprotten«, und über Raps- und Kornfelder des hügeligen Dänischen Wohld geht es nach Kiel. Die Ostsee lässt sich in der Hafen- und Hansestadt entlang der Flaniermeile »Kiellinie« genießen. Am schmucken Seeheilbad Heiligenhafen vorbei geht es dann zu einer Stippvisite auf die Insel Fehmarn, als Wassersport-Eldorado auch »Hawaii Deutschlands« genannt. Am Westufer der Lübecker Bucht führt der Weg zu den einstigen Ostseebädern Westdeutschlands wie Grömitz, Scharbeutz und Timmendorfer Strand. Und in die Hansestadt und Heilbad Travemünde, literarisch verewigt in Thomas Manns Buddenbrooks.
Persönlicher Tipp
RÜGEN, DIE GROSSE SCHÖNE
Der Leuchtturm an der Strandpromenade ist ein Wahrzeichen des Seebads Warnemünde.
Buchten und Steilküsten, feinste Sandstrände und grüne Wälder – wer über den Strelasund auf Deutschlands größte Insel kommt, einst »Rugia« genannt, dem steht eine Vielfalt an Urlaubsmöglichkeiten offen. Ganz edel wie zu Kaisers Zeiten lässt sich in den vornehmen Ostseebädern Staat halten – in Binz und Sellin, Baabe, Breege und anderen, in klassischer Architektur, mit beeindruckenden Seebrücken hinaus aufs Meer. Der Wellness huldigen und vielleicht abends ins Casino? Oder einen Radurlaub, an der Küste entlang, und immer wieder baden gehen an den vielen Stränden? Den UNESCO-geadelten Nationalpark Jasmund durchwandern, an den steilen Kreideklippen oder oben durch Buchenwald auf den Felsen Königsstuhl? Den Leuchtturm Kap Arkona erklimmen. Per Hängebrücke den Hafen von Saßnitz erobern. Den »Koloss von Prora« bestaunen oder das Jagdschloss Granitz. Die klassischen Bauten und den Schlossgarten von Putbus erforschen. Natürlich nicht fehlen darf eine Fahrt im »Rasenden Roland« …
In den Osten hinein
Einen Steinwurf übers Wasser entfernt liegt der Priwall, eine Halbinsel mit beliebtem FKK-Strand, die weit in die Bucht Pötenitzer Wiek hineinreicht. Nicht weit hinterm Strand begann das DDR-Grenzgebiet, ein Gedenkstein markiert die einstige Teilung. Heute bringt die Priwallfähre Menschen und Autos über das schmale Gewässer. Möglich ist aber auch die Fahrt rund um den Wiek, mit einem Abstecher in die Marzipan- und Holstentorstadt Lübeck. Ab Dassow geht es ins Ostseebad Boltenhagen mit Kurpark und Seebrücke.
Nur eine halbe Stunde entfernt liegt die Hanse- und UNESCO-Welterbestadt Wismar mit sehenswerter Backsteingotik und Altem Hafen. Mit purer Landidylle und hübschen Stränden lockt nur 15 Kilometer entfernt die flache Insel Poel. Kühlungsborn ist das nächste historische Seebad, mit drei Kilometer langer Strandpromenade, Seebrücke und einem erhaltenen Ostseegrenzturm. Von hier fährt die Schmalspurbahn »Molli« via Heiligendamm nach Bad Doberan.
Die weißen Villen des Fürstenbads Heiligendamm entstanden schon bald nach Gründung 1793. Sie beherbergten die russische Zarenfamilie, aber auch den G8-Gipfel 2007. Das hübsche Seebad Warnemünde gilt als »Strand von Rostock«. Manche der hier anlandenden Kreuzfahrtpassagiere aus aller Welt halten es auch für einen Vorort von Berlin.
Persönlicher Tipp
RUNDHERUM UMS MARE BALTICUM
Auf Fischland, dem Darß und Zingst stehen Reetdachhäuser oft nah am Strand.
Fehmarn bis Rügen – die deutsche Ostseeküste ist nur ein kleiner Abschnitt der gesamten Strecke rund ums Meer, etwa 7000 Kilometer. Wer auch die Nachbarländer erleben möchte, auf Estnisch heißt das Meer übrigens »Westsee«, kann mit dem Auto einmal rundherum fahren. Erst via Polen und die baltischen Staaten bis nach Tallinn – oder gar St. Petersburg. Dann durch Finnland zurück, mit der Fähre – und Zwischenstopp auf den Åland-Inseln – nach Stockholm. Dann durch Südschweden via Helsingborg oder Malmö und durch Dänemark zurück. Für alle mit noch etwas mehr Zeit und Abenteuerlust ist sogar die Fahrt rund um den Bottnischen Meerbusen reizvoll, bis hoch ins finnisch-schwedische Lappland. Doch auch eine Kurzfassung ums Mare Balticum ist gut machbar: Nehmen Sie nach der deutschen Ostseeküste ab Rügen die Fähre ins dänische Trelleborg: Warum nicht von dort an Schwedens Südküste entlang bis Stockholm, via Åland-Inseln nach Helsinki und per Schiff zurück nach Travemünde?
Von Inseln und Halbinseln
Eine halbe Stunde weiter liegt das Heilbad Graal-Müritz, gesäumt vom Waldgebiet »Rostocker Heide« und dem »Ribnitzer Großen Moor«. Zugleich ist es das Tor zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die im 19. Jahrhundert durch ihre Künstlerkolonie in Ahrenshoop weltweit Bekanntheit erlangte. Zum Seebad Prerow mit Seebrücke und breiter Strandpromenade geht es vorbei am Darßer »Geisterwald« und an malerischen Dörfern wie Born und Wieck.
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