Perry Rhodan 2651: Rettet die BASIS!. Leo Lukas
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Denn schon vor Urzeiten hatten die Phölypaminos das Geschäft der Entzweiung betrieben. Eine kurze Berührung im Vorbeifliegen genügte, dass sich Freund gegen Freund wandte, Sohn gegen Vater, Mann gegen Frau.
Während sich Horde und Schwarm formierten, entstand an der anderen Flanke der Oikolamppas, die Metamaschine der Abschmecker. Eifrig schraubten die Beinernen daran herum, fügten immer noch einen Spieß und noch eine Klinge und noch ein Sägeblatt hinzu.
Nachzehrer, Draugar, Grachtkälber und Aufhocker gesellten sich zu ihnen, fahle Schemen von vielfältiger Gestalt, manche stählern hart und manche obszön schwabbelig, doch allesamt Stiefbrüder in Blutdurst und Mordlust. Sie würden im wahrsten Wortsinn über Leichen gehen. So viel stand fest.
Disziplin war allerdings nicht die Stärke der bisher Aufgezählten.
Aber zum Glück gab es außerdem noch die Anrichter: mich und meine Königin.
*
»Schichtmeister, walte deines Amtes!«, befahl Kand'ak Sarshaktin.
Ich verzichtete darauf, über die widrigen Bedingungen zu klagen. Meine Königin wusste ebenso gut wie ich, dass an eine vernünftige, den strengen Gesetzen der Iunetischen Kriegslogik gehorchende Schichtung nicht zu denken war.
Wie sollte ich einer Ansammlung von Völkern und Funktionsträgern, die in dieser Form noch nie Seite an Seite gekämpft hatten, Struktur verleihen? In meinem gewiss lückenhaften Gedächtnis fand ich keinen Präzedenzfall, auf den ich hätte aufbauen können.
Sowieso war ich, wie wir alle, schrecklich desorientiert. Wenn ich etwas wusste, dann dass ich zu wenig wusste: über die Umgebung, in die es uns verschlagen hatte, über unseren Auftrag ...
Wir hatten doch einen Auftrag, oder etwa nicht? Sonst wäre die Qual der Auswerfung sinnlos gewesen.
Oder handelte es sich um eine Bestrafung? Hatten wir gefrevelt? Gegen ... wen?
Ich erinnerte mich nicht. Eine Umschau über die rapide schwächer werdende Mentalverbindung ergab, dass die anderen gleichermaßen im Dunkeln tappten.
Gemeinsam waren uns die Wut und der Hass, die Sehnsucht und die Gier. Wonach? Nach Rehabilitation.
Nach Begnadigung. Nach Wiederaufnahme in die Allheit. Darauf konnten wir uns einigen, trotz der Unterschiede: Wir alle wollten zurück, wollten so schnell wie möglich heimkehren unter den Schutzmantel von ...
QIN SHI!
*
Als habe sich eine Schleuse geöffnet, flossen mir weitere Kenntnisse zu.
Nach wie vor handelte es sich bloß um Stückwerk, rudimentär und nackt, eines umfassenden Verständnisses ermangelnd. Gleichwohl sah ich mich nun in die Lage versetzt, meine Aufgabe in Angriff zu nehmen.
Als Schablone benutzte ich die traditionelle Ämterverteilung am Königshof der Iuneti. Analog zu den Erzämtern Mundschenk, Truchsess, Kämmerer und Marschall berief ich je einen provisorischen Knechthuter:
Allkorruptor für die Vorkoster.
Alldivisor für die Aufschneider.
Allobliterator für die Abschmecker.
Die Titel waren frei erfunden und ungenau definiert, ärgerlich skizzenhaft, schwammig und unvollkommen wie alles auf dieser niedrigen Existenzebene. Aber sie erfüllten einigermaßen ihren Zweck, also musste ich damit leben lernen.
Zum Allfactor der Anrichter erklärte ich mich selbst. Wer sonst sollte als ausführendes Organ der Kriegsherrin fungieren? Ich hatte, so weit ich zurückdenken konnte, immer schon als die rechten Hände meiner Königin gedient.
»Wohlgetan, Schichtmeister«, spendete mir Kand'ak Sarshaktin Lob. »Nun spute dich, den nächsten Schritt zu setzen.«
Dass die Zeit drängte, merkte ich ebenfalls. Obwohl wir beide unsere Kräfte vereinten, würden diese nicht genügen, um die eben etablierte Ordnung dauerhaft aufrechtzuerhalten.
Nach wie vor strebte auseinander, was eigentlich zusammengehörte. Ich konnte bestenfalls den Schaden begrenzen und der Gier eine Richtung verleihen – indem ich ein gemeinsames Ziel formulierte, das sich getrennt erreichen ließ.
*
Es gab nur eine Chance, der ekelhaft kümmerlichen Hölle, in die wir verbannt worden waren, wieder zu entfliehen: QIN SHI musste uns erneut in sich aufnehmen.
Wir alle spürten die machtvolle Präsenz der Superintelligenz. Aber sie kommunizierte nicht mit uns. Sie war da, zeigte sich jedoch unzugänglich, verschlossen, gänzlich uninteressiert.
Weil wir gefehlt und uns ihrer nicht länger würdig erwiesen hatten? Oder weil sie ihre Konzentration auf wichtigere Dinge richten musste?
Oder vielleicht, weil QIN SHI sich von uns einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der aktuellen Probleme erwartete?
Dies erschien mir die wahrscheinlichste Erklärung: Wir sollten unsere Schwäche überwinden, aus eigener Kraft, und damit auch das große Ganze stärken!
Als ich an diesem Punkt meiner Überlegungen angekommen war, teilte ich sie mit der Königin und den anderen Knechthutern.
»Ihr habt den Allfactor, euren Schichtmeister, vernommen«, formulierte Kand'ak Sarshaktin einen abschließenden Appell. »Lasst eure kampfeswütigen Truppen ausschwärmen, doch bewahrt die Kontrolle. Lenkt die allgemeine Lüsternheit auf herausragende, wahrhaft ertragreiche Ziele. Nicht die Menge, sondern die Qualität der Trophäen zählt. Und nun gehet hin, bringet Krieg und machet reiche Beute für QIN SHI!«
So geschah es. Unter meiner Anleitung bündelten wir zum vorerst letzten Mal sämtliche verfügbaren Energien.
Mit einem gewaltigen Schlag zersprengten wir uns in vier verschiedene Richtungen. Den Trennungsschmerz, so grauenhaft er war, nahmen wir in Kauf, um ein paramentales Fangnetz aufspannen zu können.
Unser Opfer wurde belohnt.
1.
Unheil im Anzug
18. November 1469 NGZ, 20.53 Uhr
Man nannte Perry Rhodan nicht umsonst einen Sofortumschalter.
Seine Begleiter waren sichtlich gezeichnet von den Erlebnissen der vergangenen Minuten. Vor ihren Augen war gerade Samburi Yura, eine leibhaftige Beauftragte der Kosmokraten, gestorben!
Offenbar hatte sie QIN SHIS Erscheinen nicht verkraftet. Einen Arm nach Rhodan ausgestreckt, hatte die schlanke Frau mit den riesengroßen schwarzen Augen, die an den bodenlosen Abgrund eines Zeitbrunnens erinnerten, ein letztes Wort geflüstert: »Anaree ...«
Dann war ihr Körper zerfallen, buchstäblich zerflossen – ein erschütternder, albtraumhafter