Perry Rhodan 2537: Der Handelsstern. Leo Lukas
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Rhodan ertappte sich dabei, dass er wieder einmal an der Narbe auf seinem Nasenflügel rieb. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, wie sehr das Mutanten-Konzept gegenüber hyperphysikalischen Phänomenen anfällig war, nicht einmal Fellmer und Ras selbst. Sie teilten sich einen feststofflichen, durchaus athletischen, allem Anschein nach dauerhaft soliden Körper, der Tschubais früherem aufs Haar glich.
Ob diese Existenzform jedoch befristet war ...
Irgendwie, dachte Rhodan, wimmelt es hier allmählich vor Wiedergeborenen.
*
Ein Blinksignal der Kommunikationskonsole erregte seine Aufmerksamkeit.
Traf ein Funkanruf ein? Aus Prals Quartier oder von außerhalb?
Nach wie vor blieben sämtliche Schirme dunkel. MIKRU-JON und ihre Besatzung waren blind und taub. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, was rings um den Museumsraumer vorging. Eine äußerst unerquickliche Situation – zumal sie sich in einer keineswegs ungefährlichen Region des Kosmos aufhielten.
Manuell aktivierte Perry den Funk. Es krachte und knatterte wie in der Frühzeit der Raumfahrt. Als hätte es weiterer Indizien bedurft, wie schwer das Obeliskenschiff getroffen worden war, wie hart MIKRU-JON trotz seiner hochstehenden Technologie um Wiedererlangung ihrer Kapazitäten kämpfte!
Eine Stimme ertönte, verzerrt, bruchstückhaft. Rhodan erkannte Wortfetzen zahlreicher Sprachen aus verschiedenen Galaxien. Kaum zu glauben: Sogar der integrierte Translator der Funkanlage stotterte.
»Raumnot ... geborgen«, reimte er sich zusammen, »... Hangar eingeschleust ... dringliche Warnung ... keine feindseligen Handlungen, sonst ... schweren Waffen Gebrauch ...«
Fast hätte Perry aufgelacht. Als wären sie dazu in der Lage, die Unbekannten zu attackieren!
Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.
Das Licht in der Zentrale wurde merklich heller. Leises Rauschen und ein kühler Luftzug zeigten, dass die Klimaanlage angesprungen war. Ras Tschubai stieß einen Schrei aus, der merkwürdigerweise weniger entsetzt als freudig überrascht klang.
Ein Holo flammte auf, unscharf und einige Male flackernd, bis es sich stabilisierte und klärte. Die Bildverbindung musste in beide Richtungen funktionieren, denn Rhodans Gegenüber war sichtlich noch perplexer als er. Rote Augen weiteten sich und begannen gleich darauf zu tränen.
Rhodan schaltete um einen Sekundenbruchteil früher. »Doktor Livingstone, nehme ich an?«, sagte er auf Interkosmo, legendäre altterranische Grußworte zitierend.
Sein holografischer Gesprächspartner schüttelte die schneeweiße Mähne. Dann verzog er den Mund zu einem ebenso breiten wie ironischen Grinsen und nickte langsam.
»Du, Barbar? Na klar«, sagte Atlan da Gonozal. »Wer sonst fliegt quasi mitten in eine explodierende Sonne! Obwohl ich gestehen muss, dass die Überraschung gelungen ist: Dich hätte ich hier niemals erwartet.«
1.
Das Portal
Ein Zusammentreffen wie dieses fand nur alle 77 Vollperioden statt. Trotzdem weigerte sich Pü S'Karbunc, daran teilzunehmen.
Seine Co-Maeddones bedachten ihn mit Spottwörtern wie Feigbeule, Dörrfinnchen, Knappschwülstling. Einen Flitzflechter schimpften sie ihn, eine armselige Zagpapel, die lieber im eigenen Seim schmorte, als eine Chance zu ergreifen, die sich ihnen nur an diesem einen Tag bot und dann nie wieder im Leben.
S'Karbunc blieb standhaft und ungerührt. Er hatte jede Hechelei schon 777 Mal vernommen, jedes Argument bis zur Zersetzung durchverdaut.
Das Portal zur Jenseite, der Übergang in die Welt der Anderen, würde sich erst wieder öffnen, wenn er und seine Co-Maeddones längst verwest waren. Während ihrer gesamten Existenzspanne würde nichts mehr diesem größten aller Spektakel, diesem sensationellsten aller Ereignisse gleichkommen!
Na und? Sie waren freie Bürger eines freien Landstrichs, gab er zurück. Hallo? Sie durften verzichten.
Er brauchte das pathetische Getue nicht, das seit mehreren Siebtelperioden um den bevorstehenden Aufschluss des Portals betrieben wurde. Er war restlos zufrieden mit seinen Studien, seinen Experimenten und Planspielen.
Freilich: Dass diejenigen, welche ihm bei wahrhaft interessanten, intellektuellen Auseinandersetzungen nicht geschwollen waren, ihre Hoffnung auf eine ominöse Fremdsphäre richteten, wunderte ihn wenig. Wer schon bislang kaum Vernünftiges zustande gebracht hatte, tröstete sich gern damit, auswärts und in Zukunft würde alles besser.
Wer's nötig hatte ... S'Karbunc jedenfalls nicht.
Die Apokryphe Mediathek, in die er noch nicht einmal richtig hineingeschnüffelt hatte, barg weit mehr faszinierende Mysterien als derlei folkloristische Veranstaltungen. Was sollte am angeblich so einzigartigen »Tag des Kontakts« denn groß passieren, in ein paar kurzen Teilzyklussiebteln?
Oje. Zu allem Überdruss mischte sich jetzt auch noch der Prea-Maeddont ein. Ihn brüsk abzuwimmeln, wäre selbst S'Karbunc unverzeihlich rüde erschienen.
Pü S'Tulapaposer war älter als alt, dermaßen kantig verwittert, dass ihm jede Verlagerung immense Anstrengung und Qualen abverlangte. Wenn er es auf sich nahm, die Nähe eines seiner Sieblinge zu suchen, musste man ihm leider die Ehre erweisen, seinen Ausführungen zu lauschen; mochte dies noch sosehr in eine Geduldsübung ausarten.
*
Es dauerte ewig, bis sich S'Tulapaposer herauf ins Blattwerk gewuchtet hatte, und danach nochmals eine halbe Unendlichkeit, bis er wieder so weit bei Kräften war, seine Sprachorgane aufzublasen.
»Du willst nicht mit«, hechelte er endlich. »Hinüber. Ausgerechnet du, mein Begabtester.«
»Genau deswegen, hoch geschätzter Vorfahr. Ich weiß mir eine lohnendere Beschäftigung.«
»Du weißt gar nichts!«
»Erlaube unter Wahrung der gebotenen Höflichkeit, dass ich dich korrigiere. Ich habe neulich eine viel beachtete Replik auf Pü S'Arastrus Gleichnis verfasst ...«
»Stopf's dir zurück in die Quaddeln! Verschluck dich daran, Abspalter, missratener! Höre, stillschweigend, was ich dir mitzuteilen habe. Mir fehlt das Treibgas, mich zu wiederholen.«
S'Karbunc fügte sich, peinlich berührt. Ohnehin missbilligte er akustische Kommunikation. Mühsam Schallwellen auszustoßen, wenn man sich auch rein mental verständigen konnte, erschien ihm unelegant, nachgerade schmutzig.
Aber sein vertrockneter Ahn hatte längst nicht bloß die physische Mobilität eingebüßt. »Beim letzten Mal, als das Portal aufging«, säuselte er. »Vor siebenundsiebzig Vollperioden. In der Jugendzeit meines Genspenders ...«
»Vorwanderer, bitte verzeih, du hast mir und meinen sechs Cos oft davon erzählt. Ausgiebig, um nicht zu sagen erschöpfend.«
»Du weißt gar nichts! Behalte dein Knallgas bei dir, bis ich fertig geredet habe. – Mir hat sich das Tor nie geöffnet, und jetzt bin ich weit über dem Alterslimit. Zwischengeneration,