Perry Rhodan 904: Murcons Burg. Kurt Mahr
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Vajlan plante sein Vorhaben mit der Detailliebe des Technikers. Er ließ nichts außer acht – schon gar nicht die Möglichkeit, dass die Schiefäugige Salsaparú mit einem derartigen Vorstoß rechnete und sich darauf vorbereitete. Inzwischen war zudem der Apparat der Diplomatie angelaufen. Die Königin Garlotta, der alle Bruderschaften der Frauen untertan waren, hatte sich an Boronzot mit der Bitte gewandt, den Gastwirt zum Eigentum aller Zaphooren zu erklären. Falls Boronzot auf diesen Vorschlag einginge, würde der Fremde binnen kürzester Frist an Boronzot zurückgegeben. Während aber Boronzot über das Angebot nachdachte, fuhr Vajlan mit seinen Vorbereitungen fort. Denn der war überzeugt, dass Garlotta gar nicht vorhatte, den Gastwirt jemals wieder herzugeben. Mit ihrem Vorschlag wollte sie nur Zeit gewinnen, die ihre Frauen dazu nutzten, den Fremden in ein Versteck zu bringen, in dem ihn niemand mehr finden konnte.
Als Vajlan seinen Plan vollendet hatte, wartete er denn auch nicht auf die Zustimmung des Königs Boronzot, sondern ging auf eigene Faust vor. Seine Absprache hatte er mit Boronzots Offizieren getroffen, die von der Unzuverlässigkeit der Frauen ebenso überzeugt waren wie er selbst.
Als sein Trupp sich angesichts des unerwarteten Widerstands der Unabhängigen Frauen zur Flucht wandte, sprang er mitten unter die Kämpfer hinein, drosch ihnen mit seinen drei Fäusten auf die Schädel und befahl ihnen zu stehen. Die braven Krieger von der Bruderschaft der Wahren Zaphooren wussten bald nicht mehr, was schlimmer war: den Frauen zu unterliegen oder von Vajlan verprügelt zu werden. Sie wandten sich um und stellten sich dem Gegner. Inzwischen hatte Vajlan längst einen Boten ins Quartier der Offiziere geschickt und jenen zu verstehen gegeben, dass er dringend Verstärkung brauchte. Sein Trupp hielt die Frauen einstweilen hin und verteidigte jeden Fußbreit Boden mit einer Verbissenheit, die lediglich aus der Furcht vor Vajlans harten Schlägen rührte. Der Kampf wogte etwa eine Stunde lang unentschieden hin und her. Dann endlich trafen die Verstärkungen ein, die Vajlan angefordert hatte.
Das gab den Ausschlag. Der Widerstand der Frauen wurde gebrochen, die Kämpferinnen stoben in heller Furcht vor den nachrückenden Kriegern der Wahren Zaphooren davon. Binnen kurzer Zeit stand Vajlan vor dem Hauptquartier der Schiefäugigen Salsaparú.
Er fand es verlassen. Nicht einmal die Wachtposten, die sonst in diesem Abschnitt des Turms für die Sicherheit der Vorsteherin sorgten, waren mehr da. Vajlan schickte eine Handvoll seiner Kämpfer aus, sie sollten ihm Turmbewohner bringen, von denen er erfahren konnte, was geschehen war. Es schien allerdings, als habe sich die Nachricht von dem Sieg der Eindringlinge so rasch verbreitet, dass die gesamte Bruderschaft der Unabhängigen Frauen inzwischen die Flucht hatte ergreifen können. Jedenfalls fassten Vajlans Männer während einer mehrstündigen Suche nur eine einzige alte Frau, von der Vajlan erfuhr, was er schon vermutet hatte, als er Salsaparús Quartier leer fand.
Die Schiefäugige hatte sich mit dem Gastwirt davongemacht. Ihren Untertanen hatte sie befohlen, sich in die unzugänglichen, leicht zu verteidigenden Regionen des Turms zurückzuziehen.
Vajlan hatte zwar einen Sieg errungen. Aber der Gastwirt war weiter von ihm entfernt als je zuvor.
2.
Salsaparú hatte einen Trupp von zwölf Frauen aufgeboten, um den Quellmeister in Sicherheit zu bringen. Sie selbst machte die Anführerin. Auf dem Weg, der für Pankha-Skrin vor allem wegen der Geschwindigkeit, mit der sich seine Begleiterinnen bewegten, beschwerlich war, war von ferne mitunter das Geräusch des Kampfgetümmels zu hören. Salsaparú hatte also die Wahrheit gesprochen: Boronzots Krieger griffen den Turm der Frauen an.
Der Weg führte nach unten. Pankha-Skrin verstand nicht, was die Frauen miteinander sprachen. Salsaparú war die einzige, die ein Übersetzungsgerät trug, und das hatte sie abgeschaltet. Der Quellmeister hing, während er versuchte, mit den kurzen, plumpen Beinen, die die Natur den Loowern verliehen hatte, es den Frauen an Schnelligkeit gleich zu tun, seinen eigenen Gedanken nach. Es behagte ihm wenig, dass er zum Spielball der Interessengruppen in Murcons Burg geworden war. Die Burg barg ein Geheimnis, das für die Interessen der Loower lebenswichtig war. Irgendwo in diesen weitläufigen Gebäuden, Gängen und Gewölben war ein geheimnisvolles technisches Gerät verborgen, das in das AUGE eingebaut werden musste, mit dem Pankha-Skrin die Materiequelle zu passieren hoffte. Das AUGE, jenes unvergleichliche Spürgerät, wurde in einer fernen Galaxis für den Quellmeister aufbewahrt. Das AUGE allein aber war bei der Suche nach der Materiequelle von geringem Wert, wenn es nicht mit jenen Zusatzgeräten ausgestattet war, die allein in den Kosmischen Burgen gefunden werden konnten.
Pankha-Skrin war fest entschlossen, nach dem Zusatzgerät zu suchen, das sich irgendwo in Murcons Burg verborgen hielt. Er erkannte aber gleichzeitig, dass er die Möglichkeit dazu nicht erhalten würde, wenn er sich weiter zwischen den verschiedenen Interessengemeinschaften der Zaphooren hin und her schieben ließ.
Er musste sich selbständig machen. Er musste die Burg auf eigene Faust erforschen. Er musste sich von Salsaparú und ihren Frauen, von Boronzot und den Wahren Zaphooren – von ihnen allen musste er sich trennen. Dabei galt es eines zu bedenken. Er würde sich mit denen, denen er bei seiner Suche nach dem geheimen Gerät begegnete, nicht verständigen können. Er bedurfte eines Übersetzers, jenes kleinen Zylinders, den Salsaparú um den Hals trug.
Pankha-Skrin machte seinen Plan. Inzwischen hatte er mit seinen Begleiterinnen eine Gegend erreicht, in der die Wände, die Böden und Decken der Stollen, durch die sie sich bewegten, aus natürlich gewachsenem Fels bestanden. Sie befanden sich unterhalb des Fundaments der Gebäude, die sich aus der Oberfläche des Asteroiden erhoben. Der Quellmeister spürte, dass die Frauen sich in dieser Umgebung nicht wohl fühlten. Sie fürchteten sich vor etwas. Sie waren unsicher und leicht zu erschrecken.
Diese Parameter plante Pankha-Skrin in sein Vorhaben ein.
*
Die Gelegenheit, seinen Plan auszuführen, ergab sich rascher, als Pankha-Skrin erwartet hatte. Er gelangte mit seinen Begleiterinnen in eine weite, kümmerlich beleuchtete Felsenhalle. Sie war vollständig leer und wirkte mit ihren rauen Felswänden und dem unebenen Boden halbfertig, als sei das Bauvorhaben kurzerhand abgebrochen worden.
In der Mitte des Raumes gewahrte der Quellmeister eine dunkle Stelle im Boden. Bevor eine der Frauen ihn daran hindern konnte, trat er hinzu und entdeckte ein Loch von annähernd kreisförmigem Querschnitt. Es hatte einen Durchmesser von gut fünf Metern. Mit dem Fuß schob Pankha-Skrin ein kleines Felsstück über den Rand der Öffnung. Der Stein schwebte mitten in der Luft. Erst als der Quellmeister ihn ein Stück weit seitwärts bewegte, begann er, langsam in die Tiefe zu sinken. Da wusste Pankha-Skrin, woran er war, und es war ihm sofort klar, dass er an diesem Ort sein Vorhaben ausführen werde.
Inzwischen war Salsaparú hinter ihm her geeilt.
»Komm hier fort!«, bat sie. »Dieser Schacht ist gefährlich!«
»Warum?«, fragte der Quellmeister.
»In der Tiefe wohnen die ...«
Die Worte waren der Schiefäugigen einfach über die Lippen gesprudelt. Sie hatte den Satz schon halb zu Ende, als ihr einfiel, dass dies womöglich Dinge waren, die den Gastwirt nichts angingen.
»Wer wohnt in der Tiefe?«, beharrte Pankha-Skrin.
»Ich werde dir darüber erzählen, wenn du mit mir kommst«, versprach Salsaparú.
Pankha-Skrin tat so, als wolle er ihr folgen. Als er aber von dem Rand des Loches wegtrat, verlor er scheinbar