Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband). Uwe Anton
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Als er wieder an Bord der Space-Jet ging, um zur ILKIN zurückzufliegen, versuchte er über Armbandkom, den Emotionauten zu erreichen. Zim November hatte sich einem Technikertrupp angeschlossen, der das Überlicht-Triebwerk des Frachters für den Austausch vorbereitete. Sein »Danke, dann weiß ich endlich Bescheid!«, klang unerwartet knapp.
Fünfeinhalb Stunden lang pendelten Medogleiter und Space-Jets zwischen dem Frachter und mehreren Kliniken. Den Einsatz einer effektiveren Transmitterstrecke hatte die planetare Verwaltung mit dem Hinweis auf verräterische hyperenergetische Emissionen untersagt. Angesichts der galaxisweit sprunghaft gestiegenen Zahl von Überfällen und dem Auftauchen größerer Verbände der »brennenden Schiffe« bedeutete dieses Versteckspiel zwar keine vollkommene Sicherheit, beruhigte aber ein wenig die bloßliegenden Nerven.
An Bord der ILKIN hatten Reinigungsroboter begonnen, die Hinterlassenschaften der Flüchtlinge zu beseitigen. Viel zu wenig sanitäre Einrichtungen hatten zur Verfügung gestanden. Zugleich trafen neue Materiallieferungen ein. Die Reparaturarbeiten würden gut eineinhalb Wochen in Anspruch nehmen.
400 Meter hoch lag das Hangarschott, von dem aus der Terraner seinen Blick über den Raumhafen bis hin zur fernen, im Dunst versinkenden Silhouette der Stadt schweifen ließ. Er stand am äußeren Rand der durch einen mannshohen Prallschirm gesicherten Einflugöffnung. Die JOURNEE lag weit unter ihm; aus der Höhe wirkte sie wie ein zerbrechliches Spielzeug und die leere Modulbucht wie eine in den Rumpf eingekerbte, weit klaffende Wunde.
In spätestens zwei Stunden würde der Spürkreuzers wieder starten. Chemtenz, die ständige Vertretung der Liga Freier Terraner in Andromeda, war das nächste Ziel auf der Liste seiner Prioritäten. Die erste Space-Jet schleuste soeben wieder in die JOURNEE ein.
Zögernd wandte sich der Terraner um. Er würde auch noch den letzten Krankentransport begleiten, einfach, um nicht untätig abwarten zu müssen. Ohne die Möglichkeit, Hyperfunkkontakte aufzubauen, fühlte er sich auf Ka-Tygo isoliert.
Die letzten Antigravtragen mit Verwundeten wurden im Frachtraum seiner Space-Jet verankert. Rhodan wollte gerade ebenfalls an Bord gehen, als hinter ihm hastige Schritte erklangen. Zim November lief quer durch den Hangar. Augenblicke später standen sie sich in der Bodenschleuse gegenüber. Der Emotionaut war sichtlich außer Atem.
»Ich habe eben erst gehört ...«
»Schon gut«, sagte Perry Rhodan, »wir fliegen zum letzten Mal die Klinik an, in der Raye Dienst tut. Wenn du dich persönlich verabschieden willst ...«
Zim November nickte lächelnd.
In diesem Moment heulte die Sirene auf. Die Schwingungen wurden körperlich spürbar. Das bedeutete Raumalarm!
Perry Rhodan und Zim November betraten Augenblicke später die kleine Zentrale der Space-Jet.
»Starts und Landungen sind untersagt!«, empfing sie der Pilot. »Da kommt was Dickes auf uns zu.«
Auf den Bildschirmen war zu sehen, dass die ILKIN ihren Schutzschirm aktiviert hatte. Auch die JOURNEE und ein Großteil der Flüchtlingsraumer hüllten sich in Paratrons.
Ein fernes, grelles Leuchten erschien am Himmel, weit im Süden und im ersten Moment nur mit den Optiken zu erfassen. Doch es schwoll gedankenschnell an und überstrahlte sogar das Licht der beiden Sonnen.
Mit aberwitziger Geschwindigkeit näherte sich der Feuerball der Stadt und dem Raumhafen. Es war zu spät, irgendetwas gegen die Bedrohung zu unternehmen.
»Mein Gott«, flüsterte der Emotionaut tonlos. Die Hände ineinander verkrampft, starrte er auf den Hauptbildschirm, auf dem das eben noch ferne Leuchten zu einem sich aufblähenden Glutball wuchs. Ein gewaltiger Feuerschweif durchschnitt die Atmosphäre. »Wenn das Ding die Stadt trifft ...«
Das Glosen zerplatzte und teilte sich in ein halbes Dutzend unterschiedlich großer Fragmente.
Im Funkempfang überschlugen sich die Meldungen. Ein Frachter stürzte nach verheerenden Explosionen der Umformerbänke ab.
Abwehrgeschütze feuerten. Eines der Fragmente zerstob in einem Funkenregen.
Brodelnde Schwärze folgte dem Feuerschein, dichter, schwerer Rauch, der sich wie ein Leichentuch ausbreitete. Die Glut füllte die Bildschirme aus. Selbst Perry Rhodan versteifte sich in Erwartung des vernichtenden Einschlags.
Die brennenden Wrackteile rasten über die Stadt hinweg ... höchstens noch zwei Kilometer über den Raumhafen ... und schlugen in geringer Distanz im offenen Gelände auf. Ein Hitzeorkan folgte, der alles mit sich riss, was nicht niet- und nagelfest war. Auf den Bildschirmen sah Rhodan Tefroder wie Puppen über die Piste wirbeln.
Einn einzigen Atemzug lang herrschte beklemmende Stille. Dann übertrugen die Außenmikrofone das infernalische Heulen und Krachen der Einschläge. Zehn Kilometer nordwestlich stiegen Explosionswolken auf. Blutig rot, vermischt mit aufgewirbeltem Erdreich und Gestein, fraß sich das Fanal in den Himmel.
Schaurig heulten die Sirenen.
»Wer immer an Bord war, Gott sei ihrer Seele gnädig«, sagte Rhodan.
Eine Jäger-Staffel raste über den Raumhafen hinweg und verschwand zwischen den Wolkenpilzen, doch helfen konnte niemand mehr.
Erst Minuten später verließ die Space-Jet den Hangar der ILKIN. Die Atmosphäre war aufgewühlt, die Schwärze über den Absturzorten der Wrackteile breitete sich weiter aus. Die Wetterkontrolle konnte die entstehenden Gewitter nicht eindämmen; heftige Entladungen tobten zwischen den dichter werdenden Wolkenbänken.
»So ein Unfall kann sich jederzeit wiederholen«, sagte Zim November niedergeschlagen. »Ich bitte dich« – tief atmete er ein und schaute Perry Rhodan forschend an –, »Raye Corona an Bord zu nehmen.«
»Das wird wohl nicht möglich sein«, antwortete der Resident.
»Vielleicht brauchen wir zusätzliches medizinisches Personal.« Zim redete hastiger. »Außerdem ist sie als Tefroderin besser mit den herrschenden Gegebenheiten vertraut als jeder von uns.«
»Darum geht es nicht«, wehrte Rhodan ab. »Du solltest sie selbst fragen, Zim.«
Die Space-Jet schwebte über der Klinik ein. Es schien, als hätte die Millionenmetropole nach dem Absturz den Atem angehalten. Die Katastrophe lähmte das öffentliche Leben und hatte endgültig klar gemacht, wie nah Hoffnung und Verzweiflung beieinander lagen. Die letzten Generationen kannten keinen Krieg mehr, doch soeben hatte er sie eingeholt.
Im Gegensatz zu dem Bild auf den Straßen und Plätzen herrschte in der Klinik quirlige Hektik. Zim identifizierte sich an einem Info-Terminal und ließ sich erklären, wo er Raye Corona finden konnte. Hastig bahnte er sich einen Weg durch die überfüllte Eingangshalle. Inmitten des scheinbaren Chaos gab es dennoch ein System, das den unverändert starken Patientenzustrom kanalisierte.
Perry Rhodan folgte dem Emotionauten mit einiger Distanz. Er glaubte zu wissen, was Zim empfand, kannte diese innere Zerrissenheit zwischen Pflichtgefühl und eigenen Wünschen. Gegebenenfalls würde er eingreifen und die Sache klären.
Als er in