Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst страница 36

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst Perry Rhodan-Taschenbuch

Скачать книгу

sehen, wovon sich dieses Feuer nährte. Eines Tages würde es ihn aufgezehrt haben.

      Doch die Fremden waren eine Tatsache. Eine Veränderung, der er Rechnung zu tragen hatte, ob es ihm gefiel oder nicht. Nominell waren die Trümmerschiffe im Territorium der Liga Freier Terraner materialisiert, in einem Sektor, der zur Praesepe-Koalition gehörte, tatsächlich aber im Niemandsland zwischen planetenlosen und unbewohnten Systemen. Irgendwo im All eben. Und das wiederum auch nicht. Die Fremden waren in Deshwans Nähe erschienen, auf die Türschwelle seines Projekts getreten. Es konnte kein Zufall sein. Das All war zu groß für Zufälle dieser Art. Die Fremden waren mit Absicht hierher gekommen. Sie suchten etwas. Ihre sinnlosen Sprünge durch Praesepe, die langen, unergründlichen Perioden der Reglosigkeit – der Schluss war zwingend. Ebenso zwingend wie die Sorge, die er in Deshwan auslöste. Was, wenn die Fremden suchten, was er gefunden und zu wachsenden Teilen auch geschaffen hatte?

      In das Holo vor ihm kam Bewegung. Schlagartig. Die Zahl der Ortungspunkte verdoppelte sich. Als habe jemand einen mehrere Lichtminuten langen Strich durch den Raum gezogen und das Bild an seiner Achse entlang gespiegelt. Aus einer Trümmerflotte waren zwei geworden.

      Deshwans Herz setzte einen Schlag aus. »Rivol!«, brüllte er in das Akustikfeld. »Eine Verbindung mit Rhodan, schnell!«

      »Einen Augenblick.«

      Koppin gab einen jämmerlichen Ton von sich. Der Okrill spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Deshwan ging zu dem Tier und kniete neben seinem Kopf nieder. »Keine Angst«, flüsterte er ihm zu. »Es ist nichts.« Er schob eine Hand in das Maul des Okrills und knetete den Ansatz der Zunge. Der Muskel zwischen seinen Fingern pulsierte rasch, trotz der beruhigenden Massage. Der Okrill hatte seinen Meister ein Leben lang begleitet, ließ sich nicht täuschen. Etwas stimmte nicht. Koppin würde sich nicht mit einem Tätscheln abspeisen lassen.

      Mit der freien Hand tastete der Oxtorner nach einem Sensor an der Unterkante des Körbchens und betätigte ihn. Der Okrill schnaufte einmal laut, dann sackte er betäubt zusammen. Deshwan griff nur ungern zu diesem Mittel. Er genoss die Gesellschaft seines Okrills, seine bloße Anwesenheit beruhigte ihn bereits. Selbst wenn Koppin schlief, was er immer öfter und länger tat. Doch Bewusstlosigkeit ... es war, als knipse er den Okrill aus. Ein kleiner Tod. Denn das machte den Tod aus. Nicht mehr zu bestimmen, sondern derjenige zu sein, über den bestimmt wurde.

      Dazu kam, dass Koppin regelmäßig einen Zornanfall bekam, wenn er erwachte. Der alte Okrill hatte längst nicht mehr die Kraft, aktiv am Leben teilzunehmen; nahm Deshwan ihm auch noch die Möglichkeit, es passiv zu tun, drehte er durch.

      Doch Deshwan blieb keine Wahl, er brauchte in diesem Moment seine volle Konzentration.

      »An alle Einheiten: Gefechtsbereitschaft!«

      Es war ein irrsinniger Befehl. Irrsinnig nach terranischen Maßstäben. Deshwans Flotte zählte keine 500 Einheiten, selbst wenn man Rhodans 15 Schiffe hinzuzählte. Die beiden Trümmerflotten zusammengenommen kamen auf nahezu zehntausend Einheiten. Der einzig vernünftige Befehl konnte sein, in sicherem Abstand zu beobachten und eine schnelle Flucht vorzubereiten. Doch Deshwan war kein Terraner, noch waren es die Besatzungen seiner Schiffe. Sie waren Oxtorner. Menschen, die keine Grenzen kannten und aus diesem Grund immer auf der Suche nach ihnen waren. Die niemals davonrannten. Die Hindernisse im sicheren Bewusstsein, dass ihnen nicht mehr als eine blutige Nase drohte, stets frontal angingen. Und sollten sie sich irren ... nun, in diesem Fall hatten sie eine Grenze gefunden und bestürmten sie immer wieder und wieder, bis sie sie endlich überwunden hatten und sich aufmachten, die nächste zu suchen.

      Die Besatzungen folgten dem Befehl des Interimskommandanten, weil es ihrer Mentalität entsprach. Nur wenige der Männer und Frauen ahnten seine wahre Motivation: Deshwan Jankoff suchte nicht nach neuen Grenzen, er wähnte sich mit dem Rücken zur Wand.

      »Starke Energieausbrüche bei den Trümmerflotten!«, rief Rivol. »Sie bauen Schirmfelder auf! Sie ...«

      Eine Lichtflut badete die Kabine des Interimskommandanten. Sie ging vom Holo der Ortung aus. Die Punkte, die für die Trümmerschiffe standen, hatten sich zu Lichtbällen aufgebläht – und sprangen.

      Deshwan Jankoff wappnete sich für den ersten Ansturm. Die Fremden hatten die Schirmfelder aufgebaut, sie konnten kein anderes Ziel als seine Schiffe haben. Wahrscheinlich hatten sie nur auf die Verstärkung gewartet, um den Angriff zu beginnen. Er verfluchte Rhodan. Hätte der ängstliche Terraner ihn nicht zurückgepfiffen, sie hätten nur der halben Streitmacht gegenübergestanden.

      Der Interimskommandant wartete vergeblich darauf, dass der Schiffsrumpf unter dem Feuer des Gegners erbebte. Die Trümmerschiffe sprangen wie erwartet. Aber nicht zu den Schiffen der Heimatflotte, sie sprangen einander an.

      »Die Trümmereinheiten eröffnen das Feuer!«, brüllte Rivol. »Sie ... schießen sich gegenseitig ab!«

      Einige Augenblicke lang folgte Deshwan verblüfft der Raumschlacht. Innerhalb dieser Zeit detonierten drei Dutzend Einheiten der Trümmerflotten, darunter mehrere der größten, beinahe ein Kilometer langen Schiffe. Der alte Oxtorner traute seinen Augen nicht. Es musste ein Truggebilde sein. Was er sah, war undenkbar, es war ...

      Die Erleichterung setzte mit Verzögerung, aber dafür umso mächtiger ein. Die Fremden hatten es aufeinander abgesehen! Das war die Erklärung! Deshalb die vernarbten Rümpfe ihrer Schiffe, es waren Spuren früherer Gefechte!

      Weitere Trümmereinheiten vergingen in Glutwolken. Keines der fremden Schiffe machte Anstalten, die Oxtornerraumer in den Kampf hineinzuziehen.

      Die Fremden kämpften einen Bruderkrieg. Einen überaus erbitterten. Deshwan beobachtete, wie Beiboote unter Feuer genommen wurden, ja selbst größere Wrackstücke. Was veranlasste die Fremden zu solcher Grausamkeit? Oxtorner wussten einen guten Kampf zu schätzen, waren bereit zu töten wie auch ihr Leben zu geben, wenn sie es für notwendig erachteten. Aber ihre Vorstellung eines Kampfs war ein Spiel, das festen Regeln folgte. Hatte man den Gegner besiegt, war das Spiel vorbei, und es bestand kein Anlass mehr, auf ihn einzuschlagen. Im Gegenteil, er hatte die Achtung und Fürsorge des Siegers verdient.

      Wieso waren die Fremden so unerbittlich? Und, wieder kam der Gedanke hoch, wieso schlachteten sie einander ausgerechnet hier ab, in Praesepe?

      »Kommandant!« Rivols Ausruf riss ihn aus seinen Gedanken. »Wir erhalten einen Notruf – von der BANDIKOT!«

      »Unmöglich. Sie sollte längst zurück sein. Der Vorbeiflug ...«

      »Die BANDIKOT ist nicht an der Trümmerflotte entlanggeflogen, sondern mitten in die Flotte hinein. Die Fremden haben sie ungeschoren gelassen, aber dann materialisierte die zweite Flotte und ...«

      »Wo befindet sich die BANDIKOT jetzt?«

      »Wir können sie ortungstechnisch nicht anmessen. Die energetischen Eruptionen der Schlacht blenden die Orter. Aber sie muss mitten im Schlachtfeld stecken. Der Kommandant meldet schwere Beschädigungen. Aus eigener Kraft kann die BANDIKOT nicht entkommen!«

      Deshwan Jankoff überlegte. Die BANDIKOT hatte seine Befehle missachtet, sie hatte sich ihre Notlage selbst zuzuschreiben. Niemand würde ihm einen Vorwurf machen, überließe er sie ihrem Schicksal. Niemand, außer ihm selbst. Er hätte nicht anders als der Kommandant der BANDIKOT gehandelt, die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, den Fremden auf den Zahn zu fühlen. Der Kommandant des Kreuzers, Modesto, war ein guter Mann. Deshwan Jankoff war vor längerer Zeit bereits auf ihn aufmerksam geworden, hatte erste Fühler zu ihm ausgestreckt. Sie würden Männer wie Modesto brauchen, die mit den Fünften auf das Eis gingen, damit seine Schöpfungen in den ersten kritischen Monaten die Extreme Snowflakes

Скачать книгу