Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst

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Читать онлайн книгу Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas Brandhorst страница 50

Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband) - Andreas  Brandhorst Perry Rhodan-Taschenbuch

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nach. Dieser Interimstitel sagt ja eine Menge über die Einschätzungen seiner Mitmenschen aus ... und wenn er durchhält, können wir von dem alten Knaben möglicherweise eher Mäßigung erwarten als von einem jungen Heißsporn. Denke ich.«

      »Was du sagst, ist stichhaltig, alter Freund. Nur ... denk zurück: Wie viele alte Oxtorner sind uns in all den Jahrtausenden begegnet?«

      »Na ja ... ich ... das ist doch ...« Bull rang um Worte. »Was, bitteschön, willst du damit andeuten?«

      »Ich weiß es nicht. Es ist nur so ein vages Gefühl ...« Rhodan beugte sich wieder über das Holo, rief Aufzeichnungen der Schlacht auf. Es war ein unmissverständliches Zeichen, dass für ihn das Gespräch beendet war. Bull stand auf. Er hatte erreicht, wozu er gekommen war. Er hatte seinem Freund als Widerpart in der Diskussion gedient, als Katalysator für Rhodans Einschätzungen und womöglich spätere Blitzentscheidungen.

      »Ich werde versuchen, noch etwas Schlaf zu bekommen«, verkündete Bull. »Wer weiß, wie viel Gelegenheit wir in der nächsten Zeit dazu haben werden.«

      Als Bull durch die Tür treten wollte, rief ihm Rhodan hinterher. »Bully?«

      »Ja?«

      »Ist dir eigentlich schon aufgefallen, welche Formationen die beiden Trümmerflotten während der Schlacht eingenommen haben?«

      Bull schüttelte den Kopf. »Formationen? Für meinen Geschmack haben sie sich so chaotisch aufgestellt, wie ihre Schiffsrümpfe zerfurcht sind.«

      »Der Eindruck entsteht. Aber wenn man genauer hinsieht, kann man dieses Chaos auf eine strenge Ordnung herunterbrechen.«

      »Und die wäre?«

      »Neun. Die Fremden haben taktische Verbände zu je neun Schiffen gebildet.«

       Kapitel 22

      Das Gefechtssystem ihres Anzugs dirigierte An-Keyt zum Nachtlager des Trupps. Die Loowerin ging die Logdaten der vergangenen Stunden durch. Sie stieß auf eine Lücke von mehreren Minuten. Die Aufnahmen des Systems – optisch, akustisch, Orter- und Tasterdaten – setzten abrupt aus, kurze Zeit, nachdem sie sich von ihrem Trupp abgesondert hatte. Erst einige Subeinheiten nach ihrer Begegnung mit dem flachäugigen Fremden setzten sie wieder ein. Es war, als hätte jemand das System nach Belieben herunter- und wieder hochgefahren. Ein verstörender Gedanke. An-Keyt war an Ausfälle der Technik gewöhnt. Zu hastig war der Feldzug vorbereitet worden, zu umkämpft waren die Ressourcen, als dass es hätte anders sein können. Doch ein Ausfall dieser Größenordnung?

      An-Keyt rief das Diagnosesystem ihres Anzugs auf. Bei dem Ausfall handelte es sich um ein routinemäßiges Herunterfahren. Wartungsarbeiten, erhielt sie lapidar Auskunft. Zu lapidar, als dass sie sich damit zufrieden gegeben hätte. Sie sprach das System direkt an.

      »Was ist das für eine Lücke in den Aufzeichnungen?«

      »Ein Routine-Wartungsintervall«, kam die Auskunft.

      »Wieso ist er dann nicht in den Logdateien verzeichnet?«

      »Das ist ein Beleg dafür, dass ein Wartungsintervall notwendig war«, antwortete das System. Ausweichend, schien An-Keyt wider besseres Wissen. Sie übertrug loowerische Maßstäbe auf einen Computer. Das Anzugsgefechtssystem kannte keine Kategorien, in denen »ausweichend« vorgekommen wäre.

      »Wieso wurde die Wartung nicht wie üblich in der Ruheperiode durchgeführt?«

      »Sie war dringlich.«

      »Was meinst du mit ›dringlich‹?«

      »Dringend notwendig.«

      Dabei blieb es, mehr bekam sie nicht aus dem Gefechtssystem heraus. Sie versicherte sich, dass das System arbeitete – sie hatte keine Möglichkeit festzustellen, ob es einwandfrei arbeitete – und setzte ihren Weg fort. Sie begegnete keinen weiteren Flachaugen, auch wenn sie das Gefühl nicht abschütteln konnte, dass hinter jedem Vorsprung ein Feind auf sie lauerte.

      Es war ein weiter Weg für An-Keyt. Zu Fuß und mit rudimentären Anzugssystemen zugeschaltet, um eventuellen feindlichen Ortern zu entgehen. Der Marsch war anstrengend, aber nicht so anstrengend, dass es sie daran gehindert hätte, über das Geschehene nachzudenken – falls überhaupt etwas geschehen war, sie nicht Opfer ihrer eigenen Einbildung geworden war. Schließlich hatte sie den Geschmack des Peschtans gespürt. Vielleicht wirkte es bereits in winzigen Dosierungen? Hatte es ihr Trugbilder vorgegaukelt?

      Sie besaß keinen Beleg. Logdateien existierten nicht. Sie selbst war unverletzt, ihr Anzug unversehrt. Keine Schmorstelle zeigte an, dass sie einem Flachauge mit knapper Not entkommen war. Möglich, dass ihr ID-Stift die Begegnung aufgezeichnet hatte, möglich, dass nicht. An-Keyt wusste nicht, wie die Stifte arbeiteten. Wenn die Daten, die die Stifte aufzeichneten, komplett vom Gefechtssystem des Trägers stammten, mussten sie ebenso lückenhaft wie ihre Quelle sein. Sie hatte keinen Zugriff auf ihren ID-Stift, konnte ihre Gedankengänge nicht verifizieren. Der Stift war irgendwo in ihren Körper implantiert, die Loowerin wusste nicht einmal, an welcher Stelle. Er konnte erst nach ihrem Tod ausgelesen werden. Ein Mechanismus, der verhinderte, dass Soldaten mit den Daten herumspielten, die Aufzeichnungen verfälschten. Ihre Erfahrungen, die Dokumentation ihrer Fehler und Leistungen war ein Schatz, der nicht ihnen gehörte, sondern der Gemeinschaft.

      Sie kam nicht an die Daten auf ihrem ID-Stift heran. Doch was war mit dem Oberkommando? Die Loowerin konnte sich nicht vorstellen, dass es ebenso hilflos war wie sie. Die Kommandeure, allen voran Kilan-Gerp, mussten Zugriff auf die ID-Stifte haben. Ihre Verantwortung für das Wohl des Ganzen erforderte es zwingend. An-Keyt musste also nur Meldung machen, um an die Daten ihres ID-Stifts zu kommen. Negan-Parr mochte viele Schwächen haben, aber der Vordenker war kompromisslos gewissenhaft. Er würde auf ihre Meldung hin handeln. Umgehend und korrekt bis in die Tentakelspitzen. Er konnte nicht anders.

      Nur: Was, wenn der ID-Stift die Begegnung nicht aufgezeichnet hatte? An-Keyt hatte sich unerlaubt von ihrem Trupp entfernt. Negan-Parr würde das missfallen – und er würde ebenso wenig darüber hinweggehen, wie er alles daransetzen würde, den fehlenden Daten auf den Grund zu gehen. An-Keyt, der ohnehin nur zu bewusst war, dass ihr Status in der Gruppe gering war, würde den letzten Funken an Respekt von Negan-Parr verlieren, noch tiefer sinken als selbst der Söldner. Der Vordenker würde sie entsprechend einsetzen: für die gefährlichsten Einsätze.

      An-Keyt brachte den Gedanken mit unpassender Ruhe zu Ende. Es war nur gute Entelechie. Der Vordenker stand in der Verantwortung. Er musste seinen Teil zum Gelingen des Ganzen tun. Die Fähigkeit, seine Soldaten korrekt einzuschätzen, sie entsprechend einzusetzen – dazu war er Vordenker. Und auf dieser Skala geriet An-Keyt in bedrohliche Nähe, die entbehrlichste ihres Trupps zu werden. Die Loowerin war einfache Soldatin. Ihre Aufgabe war es, zu töten. Nicht mehr, nicht weniger. Bislang hatte sie sie erfüllt. Nicht in herausragendem Maße, aber auch nicht so ungenügend, dass Negan-Parr zum Eingreifen gezwungen wäre.

      Berichtete sie jetzt aber dem Vordenker von ihrer Begegnung, würde ihr Status augenblicklich in den freien Fall übergehen. Sie hatte das Peschtan nicht genommen. Sie hatte sich von ihrem Trupp abgesondert. Schlimm genug. Würde aber der ID-Stift ihre Darstellung nicht belegen, sie stünde bestenfalls als Lügnerin da, schlechtestenfalls als Verwirrte, als Soldatin, die der psychischen Belastung des Kampfs nicht standgehalten hatte. Eigentlich ein Fall für die Ärzte hinter den Linien. Nur, dass niemand mehr hinter die Linien gebracht wurde, der noch auf zwei Beinen stehen konnte. Zu wenige Kämpfer waren noch übrig. Jeder wurde gebraucht, auch solche, deren Verstand angegriffen war.

      Beide

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